Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
sind der Lieblingssnack der Dämonen«, rufe ich ihm in Erinnerung. »Und man kann nie wissen, wann man mal welche braucht.«
Dreizehn
Dace
I c h b remse ab, als ich sie sehe. Seufze erleichtert auf, als sie weiter die Main Street entlanggehen.
Chay ist ein guter Mensch. Solide. Zuverlässig. Vernünftig. Wenn Daire die Schule schwänzt, um sich mit ihm zu treffen, muss sie ihre Gründe haben.
Ich rutsche auf dem Sitz nach unten, als sie am Straßenrand stehen bleiben, und komme mir wie ein fieser Stalker vor, als Chay mich beim Spähen ertappt. Der Blick, den er mir zuwirft, zeugt allerdings von unausgesprochener Solidarität. Zum Glück ist Daire zu sehr mit Reden beschäftigt, um meine Anwesenheit zu registrieren.
Ich starre auf ihre Lippen und versuche, von ihnen zu lesen. Zielsicher bestrafe ich mich selbst, als ich mir ausmale, wie sie über uns spricht. Dass unsere Liebe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Dass ich mit ihr geschlafen und mich zwei Stunden später von ihr getrennt habe.
Vielleicht glaubt sie, dass ich mich aus freien Stücken gegen das Kämpfen entschieden hätte.
Dass ich klein beigebe und Cade gewinnen lasse.
Jedenfalls hat sie gestern Abend in meiner Küche etwas in der Richtung angedeutet.
Und vielleicht sagt Chay ihr deshalb nicht, dass ich hier bin. Dass ich hilflos aus einem schlammverspritzten Autofenster schaue, mein Wort bereits gebrochen habe und außerstande bin, meine eigenen Versprechen zu halten.
Vielleicht denkt er, dass ich ihrer nicht würdig bin.
Als sie im Schnapsladen verschwinden, konzentriere ich mich mit jetzt wissenderen Augen aufs Rabbit Hole und frage mich, wie ich weiter dort arbeiten soll. Wie ich je wieder einen Fuß dort hineinsetzen soll – jetzt, wo ich weiß, was ich weiß.
Mir ist bereits der Anblick des Ladens verhasst.
Sie sind mir verhasst.
Doch kaum habe ich das gedacht, da ertönt Chepis Stimme in meinem Kopf: Was habe ich dich über Hass gelehrt, mein Sohn ?
Gefolgt von der pflichtbewussten Antwort, die ich ihr als Kind gab: Dass er dem Hassenden mehr Schaden zufügt als dem Gehassten. Und dass man sich unter allen Umständen davor hüten soll.
Ich reibe mir das Gesicht und frage mich, warum sie ein Kind, das angeblich so gut, so unfähig zu einem solch dunklen Gefühl sein soll, gelehrt hat, was zu tun ist, wenn es mit dem Gespenst des Hasses konfrontiert wird.
Hat sie damit gerechnet, dass dieser Tag einmal kommen würde ?
Wollte sie mich auf eine Zeit vorbereiten, da meine Seele von Kummer verdunkelt sein würde ?
Was auch immer der Grund dafür war, ich hege keinen Zweifel daran, dass meine Seele eine kleine Verdunkelung brauchen könnte. Wenn ich mir überhaupt Hoffnungen darauf machen will, die Umstände meiner Geburt zu überwinden oder vielmehr meinen dämonischen Bruder zu überwinden, dann könnte sich ein bisschen Seelenschwärze als hilfreich erweisen.
Vergelte nicht Gleiches mit Gleichem, hat Paloma gesagt und behauptet, dabei käme nichts Gutes heraus.
Doch wie sonst soll ich kämpfen ?
Soll ich etwa so hell und gut leuchten, dass Cade allein von meinem strahlenden Anblick vernichtet wird ?
Soll ich mich zurücklehnen und nichts tun – und meinem Bruder erlauben, Daire zu töten, indem er ihr die Seele raubt wie in meinen Träumen ? Einem Traum, den ich fälschlich für einen Albtraum gehalten habe. Ich begriff einfach nicht, warum ich immer wieder aufwachte, Nacht für Nacht, schweißgebadet und besessen von Gedanken an ein Mädchen, das ich gar nicht kannte.
Bis sie mir an diesem Abend im Rabbit Hole über den Weg gelaufen ist und ihr Anblick meine ganze Welt aus den Angeln gehoben hat.
Als kurz darauf Leftfoot zu mir gekommen ist und mir eröffnet hat, dass ich nun sechzehn Jahre alt und die Zeit für meine Visionssuche gekommen sei, hätte ich nie gedacht, dass diese Suche mit ihr zu tun haben könnte.
Nie hätte ich gedacht, dass ich zur Höhle ihrer Visionssuche aufbrechen und sie überreden würde, dazubleiben und es durchzustehen. Ihr vor Augen zu führen, welche Art von Größe sie eines Tages erreichen könnte, wenn sie nur noch ein bisschen darin aushielte.
Sowie es vorüber war, blieb ich mit mehr Fragen als Antworten zurück. Was hatte das zu bedeuten ? Warum war ich dort ? Warum hat Daire es kein einziges Mal erwähnt ? Nicht einmal den Kuss, den wir uns gegeben haben ?
Ich blicke grimmig zum Rabbit Hole hinüber, zu dem dämlichen Neonschild mit dem leuchtenden Pfeil, der eine steile
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