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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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dass ich in die Mitte kriechen muss, wenn ich ganz aufrecht sitzen will.
    Leftfoot und Cree folgen. Leftfoot nimmt den Platz neben mir ein und murmelt ein Gebet. Cree dagegen schwenkt ein massives Hirschgeweih, beladen mit glühenden Flusssteinen, die er erst in der Grube versenkt und dann mit einer großzügigen Menge Wasser und Kräutern überschüttet, woraufhin der Raum von einem süßen, berauschenden Duft erfüllt wird.
    Während die Temperatur rasch steigt, schließt Cree die Tür, sodass wir in völliger Dunkelheit zurückbleiben. Dann rutscht er zur anderen Seite hinüber und greift nach seiner Rassel, die er in einem langsamen, regelmäßigen Rhythmus schüttelt, während er ein Lied singt, das ich noch nie gehört habe.
    Dicke Schweißbäche rinnen mir über den Oberkörper und bilden kleine Pfützen auf der Erde unter mir. Der unaufhörliche Rhythmus von Crees Singen und Rasseln lässt meinen Kopf brummen, während mein Körper unwillkürlich im Takt mitzuschwingen beginnt. Die Luft um mich herum wird allmählich leicht und dunstig, bis ich auf einmal nicht mehr mit meinem Körper verbunden bin.
    Ich bin von der Schwerkraft befreit.
    Mein physischer Leib weicht einer astralen Version meiner selbst. Ich bin gewichtslos, von allen Fesseln befreit. Mühelos gleite ich durch das Kuppeldach über mir und schwebe im Äther. Erstaunt stelle ich fest, dass Leftfoot neben mir fliegt und sein ätherischer Leib in einen dünnen, goldenen Film gehüllt ist, während mein eigener von schimmernden blauen Streifen umgeben ist.
    Schau genau hin. Seine Worte wirbeln mir durch den Kopf. Du wirst sehen, was du sehen sollst, also musst du gut aufpassen. Vielleicht gefällt dir nicht unbedingt alles, was du siehst, aber nicht du wählst die Reise – die Reise wählt dich.
    Auf ein kurzes Nicken von Leftfoot sinken wir wieder nach unten und gelangen in einen langen, weißen Flur mit einer Reihe von Türen ohne Griffe oder Klinken, die wir unmöglich aus eigener Kraft öffnen können.
    Ich sehe Leftfoot an, unsicher, was ich tun soll, als er meinen Blick auffängt und mir das Wort Geduld in den Kopf strömt.
    Eine Tür zu meiner Rechten schwingt auf, und ich spähe hindurch. Erstaunt sehe ich den Moment, als ich schnell und still in diese Welt getreten bin. Nur um die Stille ein paar Sekunden später durch Cades lärmende Ankunft durchbrochen zu sehen.
    Für den unbedarften Betrachter scheint kein offenkundiger Unterschied zwischen uns zu bestehen. Doch ein eingehenderer Blick enthüllt den Schleier der Finsternis, der meinen Zwillingsbruder umgibt.
    Chepi weiß es, sowie sie ihn sieht. Ihr Unbehagen erkennt man daran, wie sie zusammenzuckt, als er in ihre Arme gelegt wird.
    Leandro sieht es auch. Bei ihm erkennt man es an dem Funkeln in seinen Augen, als er Cade für sich beansprucht.
    Das Bild wird blasser, vergeht und rollt sich an den Rändern auf, als würden Flammen an ihm züngeln. Kaum habe ich verarbeitet, was ich gesehen habe, da öffnet sich eine andere Tür, und Leftfoot führt mich zu einem Sessel vor einem kleinen Bildschirm. Dort verfolgen wir einen Schwarz-Weiß-Film mit den peinlichsten Szenen aus meiner Kindheit.
    Ich lasse mich tief in den Sessel sinken und schlage immer wieder nervös meine blau leuchtenden Beine übereinander. Schon will ich aufstehen und mein Glück in einem anderen Raum versuchen, als mir Leftfoot eine Hand auf den Arm legt und auf den Bildschirm zeigt. Und da sehe ich es. Da erkenne ich, was ich bisher nicht begriffen habe. Meine gesamte Kindheit hindurch – mein ganzes Leben lang – wurde jeder unangenehme Moment, jede Demütigung, jede unglückliche Episode durch Leftfoots Wirken gelindert.
    Er war damals ebenso für mich da, wie er es jetzt ist.
    Seit jeher hat er gewusst, was ich bin und wofür ich bestimmt bin. Und deswegen hat er sein Bestes getan, um mir subtile Lektionen in Magie und Vorsehung zu erteilen, selbst wenn das Chepis Wünschen zuwiderlief.
    Als der Bildschirm dunkel wird, bin ich erfüllt von Dankbarkeit, überwältigt von dem Verlangen, ihm meine Anerkennung zu bezeugen. Doch er winkt nur ab und führt mich zurück in den Flur, wo wir mehrere Türen auf- und wieder zugehen sehen. Manche gestatten nur einen kurzen Blick, während andere größere Enthüllungen gewähren.
    Und obwohl ich es bereits gelebt habe, ist damit, dass ich mein Leben so ordentlich vor mir ausgebreitet sehe, bewiesen, dass nichts davon ein Zufall war.
    Nichts wurde der reinen Willkür

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