Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
dem Sitz auf und ab, als der Wagen einen Feldweg nach dem anderen entlangrumpelt. »Als ich das letzte Mal dort war, war es mit Skeletten und Totenschädeln dekoriert. So was vergisst man nicht so leicht.«
»Soweit ich gehört habe, haben sie die Skelette durch Lichterketten und eine großzügige Menge Mistelzweige ersetzt – also pass auf, wo du stehen bleibst.«
»Stehen bleiben ?« Sie schreckt zurück. »O nein, meine Aufgabe ist nur, dich hinzubringen. Ich habe nicht vor, dich zu begleiten.«
Entspannt lehne ich mich zurück und versuche, nicht allzu erleichtert darüber zu wirken, dass unsere Mutter-Tochter-Symbiose nicht über dieses Auto hinausreichen wird. Es hätte mir gerade noch gefehlt, wenn Jennika mir über die Schulter spähen und mir in Echtzeit Tipps dafür geben würde, wie ich meinen »Liebeskrieg« gewinnen kann.
»Ich dachte, ich fahre zu Paloma zurück. Schaue vielleicht mal die Kiste durch, von der du mir erzählt hast. Du weißt schon, die mit Djangos Sachen ?«
»Solltest du wirklich machen.« Ich verkneife mir ein Grinsen und bemühe mich, angesichts dieses Vorhabens nicht allzu erfreut zu klingen.
Jennika muss unbedingt in diese Kiste schauen. Sie wird niemals imstande sein, eine Zukunft mit jemandem zu schmieden, solange sie sich nicht mit der Vergangenheit ausgesöhnt hat.
»Oder ich fahre einfach ins Hotel zurück und schlafe eine Runde.« Sie trommelt mit den Fingern gegen das Lenkrad und hat den tieferen Sinn hinter meinen Worten offensichtlich klar erfasst. »Ich weiß noch nicht genau.«
»Bleibt dir überlassen.« Ich zupfe an meinen Nagelhäutchen und tue so, als wäre mir egal, wie sie sich entscheidet. So stur und dickköpfig, wie Jennika ist, wird sie bei der leisesten Ahnung davon, dass sich dies in irgendeiner Form auf unser Gespräch über Harlan beim Schminken bezieht, garantiert das Gegenteil tun.
Den Rest der Fahrt schweigen wir, bis sie vor dem Rabbit Hole anhält. »Hast du nicht gesagt, dass du die Stadt hier furchtbar findest ?«, sagt sie und mustert mich argwöhnisch.
»Bist du sicher, dass das ich war ? Irgendwie klingt das mehr nach dir.« Ich klappe die Sonnenblende herunter und kontrolliere mein Make-up in dem kleinen beleuchteten Spiegel. Ich erkenne mich kaum wieder mit der ganzen aufgemalten Verruchtheit und der voluminösen, welligen Mähne.
»O doch, natürlich hab ich das gesagt.« Sie runzelt die Stirn. »Und ich werde es bestimmt noch ein paarmal sagen, ehe ich nach L. A. zurückkehre. Ich werde nie begreifen, was dir an diesem Ort so gefällt.«
»Und trotzdem kommst du zu Besuch und chauffierst mich herum. So was von selbstlos von dir.« Ich klappe die Sonnenblende hoch und umfasse den Türgriff, bereit, mich zu verabschieden und mich in meinen Abend zu stürzen.
»Chauffeuse zu spielen ist irgendwie der einzige Weg, wie ich ein paar ruhige Minuten mit dir ergattern kann. Für eine solche Tote-Hose-Stadt scheinst du wirklich ganz schön beschäftigt zu sein.«
»Ja, man nennt es Schule. Hausaufgaben. Du weißt schon, die Art von Leben, wie es normale Leute führen. Verrückt, ich weiß.« Ich schüttele den Kopf und rutsche vor an die Sitzkante.
»Geht es darum – dass du normal sein möchtest ? Normal kriegen wir schon hin, Daire. Du solltest mal sehen, wie normal mein Leben geworden ist.« Sie sieht mich mit so hoffnungsvoller Miene an, dass ich unwillkürlich wegschaue.
Stattdessen starre ich wie gebannt aufs Rabbit Hole, das Symbol dafür, warum ich nie wieder normal sein werde. Solange es Richters gibt, habe ich keine andere Wahl, als die Art von Leben zu führen, die ich erst ganz allmählich zu verstehen beginne.
Es ist mein neues Normal, eine Suchende zu sein. Es ist das Leben, das ich zu akzeptieren lernen muss. Diese lockeren Wortgeplänkel mit Jennika sind so ziemlich das Normalste, was mein Leben zulässt.
»Weihnachtswichtel-Party, aha.« Jennika zupft an meinen Haaren herum, entschlossen, meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. »Wen hast du denn bekommen ?«
»Lita«, sage ich. »Aber Lita hat Dace bekommen, und deshalb hat sie mit mir getauscht.« Meine Stimme klingt kleinlaut. Schnell schüttele ich es ab und rufe mir in Erinnerung, wie viel sich verändert hat – wie sehr ich mich verändert habe, und das in nur wenigen Tagen.
»Hat dann Lita etwa … sich selbst bekommen ?« Als sich unsere Blicke begegnen, prusten wir beide los vor Lachen, bis ihr die Tüte auf meinem Schoß ins Auge sticht.
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