Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
total verseucht. Viel zu gefährlich. Dace, versprich mir, dass du sie nicht mitnimmst. Oder versprecht mir lieber gleich, dass keiner von euch beiden hingeht.«
Ich reibe mir das Kinn und ignoriere den letzten Satz geflissentlich. »Hast du schon mal versucht, Xotichl von etwas abzubringen, was sie unbedingt tun will ?«
»Ja, hab ich.« Auden hebt die Hand. »Es ist kein Vergnügen. Meine Blume ist ein Dickkopf.«
Daire wirft mir einen warnenden Blick zu, doch ich kann nur die Achseln zucken.
Ich gehe rein.
Ohne Xotichl.
Ohne Daire.
Ohne irgendwen.
Die letzte Nacht hat es besiegelt. Jetzt, da ich wieder mit ihr zusammen gewesen bin, will ich nie wieder ohne sie sein.
Ich werde mich der Prophezeiung stellen.
Und wenn ich damit fertig bin, wird Cade tot sein.
Dreißig
Daire
A l s ich bei Paloma ankomme, weiß ich nicht, was mich erwartet, nachdem ich die ganze Nacht über weggeblieben bin, ohne jemandem Bescheid zu sagen.
Im schlimmsten Fall werden sie alle beide richtig, richtig sauer sein.
Doch Paloma vielleicht nicht. Da sie auch eine Suchende ist, unterscheiden sich ihre Erwartungen an mein Kommen und Gehen von denen der durchschnittlichen Großmutter.
Aber Jennika ? Die ist garantiert auf hundertachtzig. Mein Ausbleiben trifft all ihre wunden Punkte. Dann zählt sie zwei und zwei zusammen und kommt auf drei: Ich + Dace = eine ungewollte Schwangerschaft. Wobei sie nie auf die Idee kommt, dass ich mein eigenes Leben leben muss – ein Leben, das sich ganz anders entwickelt als ihres. Außerdem haben Dace und ich aufgepasst und kein Kind gezeugt.
Doch die Szene, mit der ich konfrontiert werde, als ich durch die Tür trete, ist ganz anders als erwartet.
Jennika liegt zusammengerollt auf dem Sofa, eine Decke behaglich um sich gewickelt, und schaut ins Feuer, während Paloma im Sessel daneben sitzt und an einem Becher mit duftendem Kräutertee nippt. Die beiden sitzen ganz still da, als würden sie gar nicht an mich denken, geschweige denn sich Sorgen machen.
Ich murmele eine leise Begrüßung und werfe Paloma zaghaft einen fragenden Blick zu. Sie lächelt nur und nickt verständnisvoll.
»Hattest du einen schönen Abend ?«, fragt Jennika. Ihre Augen sind dunkel und verschmiert von dem Make-up, mit dem sie offenbar geschlafen hat. Damit hat sie ihre eigene Kardinalregel gebrochen: Du sollst mit frisch gereinigtem Gesicht zu Bett gehen. Was mich vermuten lässt, dass sie die Nacht hier verbracht hat.
Ich setze mich auf den freien Platz neben sie und schlage die Beine hoch. »Die Party war gut.«
»Und die After-Party ?«
Wir wechseln einen Blick. Diese Frage werde ich nicht beantworten.
»Kannst du mir wenigstens versichern, dass du aufgepasst hast ?«, drängt sie weiter.
Ich fasse es nicht, dass ich dieses Gespräch vor meiner Großmutter führe. »Natürlich.« Ich beiße mir auf die Lippe, betaste das goldglänzende Schlüsselchen auf meiner Brust und blicke sie unverwandt an. Sie sieht anders aus. Verletzlich und weich, ja schon beinahe formbar. Als wäre ein lange besetzter Raum in ihr plötzlich frei geworden. »Nur der Vollständigkeit halber«, füge ich hinzu, »ich habe tatsächlich bei den ganzen Aufklärungsvorträgen zugehört, die du mir gehalten hast.«
Der Anflug eines Lächelns zieht über ihr Gesicht, während sie einen Arm um mich legt und mich eng an sich zieht. Sie vergräbt ihre Nase in meinem Haar und atmet tief ein. »Das heißt dann wohl, dass ihr wieder zusammen seid ?«
Sie macht sich los und sieht mich an. Ich nicke.
»Du bist jetzt erwachsen«, sie fährt mir mit der Daumenkuppe über die Wange. »Ich kann dir nichts mehr beibringen.«
»Das ist nicht wahr«, widerspreche ich und stelle erstaunt fest, dass ich es auch meine.
Doch sie schüttelt nur den Kopf. »Anscheinend lerne ich jetzt von dir.«
Ich blinzele und weiß nicht genau, was sie meint.
»Übrigens hab ich die Kiste durchgeschaut.«
Ich sehe zu Paloma hinüber, die leise lächelt und meiner Mom zunickt.
»Und dann hatten Paloma und ich ein langes Gespräch.«
Ich presse die Lippen aufeinander und weiß nicht, was ich davon halten soll.
Was für ein Gespräch ?
Über Django ?
Über mich ?
Darüber, dass ich das biologische Erbe akzeptiert habe, gegen das er vehement angekämpft hat ?
Heißt das, sie weiß, dass ich eine Suchende bin ?
Sie streicht sich eine Haarlocke aus dem Gesicht und richtet den Blick auf mich. »Ich glaube, so langsam begreife ich, wie viel ich nicht über die Welt
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