Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
überflüssig ist. Diese Menschen sind Gefangene. Unter seinem Befehl. Es gibt keinen Grund, so zu sprechen, wie er es tut, abgesehen davon, dass er es liebt, sich selbst reden zu hören. Schließlich kommt er zum Ende. »Also, nun ist es an der Zeit zu beginnen. Ich sehe keinen Anlass, noch etwas zu verzögern. Aber zuerst – eure Uniformen.«
Er greift in eine große Pappschachtel, die ein untoter Richter an seine Seite gestellt hat, und wirft Berge von schwarzen, kurzärmeligen T-Shirts mit einem Bild von ihm darauf in die Menge, so wie er einst dem Heer untoter Richters Seelen zum Fraß vorgeworfen hat.
»Nehmt euch eines und gebt den Rest weiter«, bellt er. »Das ist dafür, dass ihr nie vergesst, wem ihr Gefolgschaft geschworen habt.« Sein Blick verfinstert sich, während er seine vor ihm versammelten Untertanen mustert.
Als mir der Typ vor mir ein T-Shirt reicht, betrachte ich es einen Augenblick lang. Mir fällt auf, dass das Grinsen auf Cades Abbild genau das gleiche ist, das er momentan aufgesetzt hat.
Falsch.
Leer.
Eine bedeutungslose Leere.
Es ist das Lächeln eines Psychopathen.
Eines egomanischen Monsters ohne Zugang zu menschlichen Emotionen, weshalb er diese bestenfalls imitieren kann.
Ich knülle das T-Shirt zusammen und werfe es zu Boden. Ich habe nicht vor, es zu tragen, habe nicht vor, für ihn zu arbeiten. Mein unmittelbares Ziel ist es herauszufinden, was er im Schilde führt. Und dann …
Und dann weiß ich nicht genau weiter.
Das war kein Teil des Plans.
»Ihr werdet nach Turmalin schürfen. Nach reinem, blauem Turmalin. Der, nur damit ihr es wisst, einer der wertvollsten, seltensten und daher teuersten Steine der Welt ist. Aber täuscht euch nicht – ihr werdet die ganze Arbeit haben und nichts von den Gewinnen. Und jeder von euch, der auch nur daran denkt, einen Stein einzustecken, von dem er glaubt, dass ihn niemand vermissen wird, sollte noch einmal nachdenken. Wir beobachten euch rund um die Uhr. Der Preis für einen solchen Verrat ist der sofortige Tod ohne irgendwelche Fragen. Und falls irgendeiner von euch jetzt kehrtmachen möchte – es ist zu spät. Es gibt kein Entkommen.«
Ein paar halbherzige Protestrufe ertönen aus der Menge, doch das stört Cade nicht. Er erwartet nicht weniger als ihre absolute Unterwerfung, und die wird er zweifellos bekommen.
Er dreht sich um die eigene Achse, gewiss, dass wir ihm folgen werden – was wir auch tun –, und führt uns über schwarz verbranntes Land zu einer gewaltigen Schürfanlage, die von einem Heer weiterer untoter Richters bewacht wird. Ihr Anblick macht mich fassungslos.
Ich bin hier fehl am Platze.
In einer ganz anderen Liga.
Das doppelschneidige Messer, das ich in meinem Jackenärmel verborgen habe, ist ein Witz, ganz egal, was Paloma behauptet.
Es sind viel zu viele Richters – viel zu viele Köpfe zu kappen –, und ich bin ganz allein.
Auch wenn das Athame die Macht besitzen mag, Cade zu töten, werde ich überhaupt nicht so weit kommen, ehe ich von den anderen überwältigt werde.
Ich habe mich komplett verkalkuliert.
Habe zugunsten von Wut und Rachegelüsten die Vernunft fahren lassen.
Trotz Valentinas Behauptung – deine Entschlusskraft stärkt deinen Willen, und dein Wille ist dein Weg – sehe ich nicht, wie eines von beidem mich zum Sieg führen soll, wenn ich einer solchen Überzahl gegenüberstehe.
Ich ducke mich hinter dem Mann vor mir und schiebe die Kapuze gerade weit genug zurück, um zu sehen, was für ein Chaos hier herrscht.
Die Mine ist die Ursache für diesen Umweltfrevel. Der Grund dafür, warum das Meer verseucht ist und alle Fische sterben. Doch das wird Cade nicht kümmern. Die Unterwelt zu verletzen garantiert ihm nicht nur Profite, sondern wird auch dafür sorgen, dass die Mittelwelt bald dem Ruin anheimfallen wird – wie er es geplant hat.
Als meine Leidensgenossen nach und nach in den Schacht drängen, löse ich mich aus ihren Reihen und verstecke mich hinter einem Wäldchen aus verbrannten Baumskeletten. Dann beobachte ich die Vorgänge und denke über meinen nächsten Schachzug nach.
Es besteht keine Veranlassung, irgendwelche Risiken einzugehen. Wenn ich mir Hoffnungen darauf machen will, diese Menschen zu retten – sie hier herauszuholen –, dann muss ich es zurück in die Mittelwelt schaffen, wo ich mich mit den Stammesältesten beraten und einen besseren Plan für den Umgang mit dieser Situation schmieden kann.
Als die gesamte Gruppe in der Mine verschwindet, sieht
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