Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
Lachen. Er wirft den Kopf in den Nacken, reißt den Mund klaffend weit auf und lässt die seelenraubenden Schlangen frei, ehe er sich in seiner ganzen Dämonenherrlichkeit mir zuwendet.
Sein Mund ist ein schartiger, obszöner Schlund aus Schlangen und Zahnfleisch. »Ich dachte, ich schüttele das Ganze mal ein bisschen durch«, sagt er. »Lockere den Turmalin auf und mache die Steine leichter auffindbar. Dabei verlieren wir zwar vielleicht ein paar Grubenarbeiter, aber das ist der Preis des Geschäfts, nicht wahr, Partnerin ?«
Ich schaue zur Mine hinüber und sehne mich danach, irgendwie zu helfen. Ich kann ihm das nicht durchgehen lassen. Kann diese armen Menschen nicht noch mehr leiden lassen, als sie bereits gelitten haben. Doch der Spalt im Boden wird immer breiter und trennt mich weiter von Dace.
»Tot nützt du ihnen gar nichts. Mir auch nicht. Rette dich, Santos. Solange du noch kannst. Und wo du schon dabei bist, rette auch meinen Bruder. Und wenn du nächstes Mal hierherkommst, um mich zu töten, denk daran, es liegt an dir, dass ich stärker bin als du.« Ein fieses Grinsen verzerrt seine dämonische Visage noch weiter. »Apropos, vermutlich sollte ich dir für die jüngste Kraftspritze danken. Dank dir bin ich stärker denn je. Ich kann nur darüber fantasieren, was für unanständige Sachen ihr zwei zusammen getrieben habt.«
Das Beben verstärkt sich. Die Erde wankt so heftig, dass die Bäume, hinter denen ich mich zuvor versteckt hatte, abbrechen und umfallen. Als einer von ihnen beinahe Dace erschlägt, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Sprung zu ihm zu riskieren.
Mit zusammengekniffenen Augen taumele ich durch die Luft. Stoße mich heftig mit den Beinen ab, als ich mit der Stiefelspitze festen Boden spüre, doch nur kurz, bevor das Erdreich unter mir erneut bröckelt und sich lockert. Schon befinde ich mich im freien Fall und stürze in einen finsteren Schlund, in dem es nichts gibt, woran ich mich festhalten könnte.
Der Sog der Schwerkraft zieht mich nach unten, bis die Erde sich erneut verschiebt und diesmal auf mich zukommt. Rasch greife ich nach einem harten Stück fest gepackter Erde, das in ein paar Felsbrocken übergeht. Und schon bin ich hektisch auf der Suche nach Haltepunkten für Hände und Füße und arbeite mich vorsichtig nach oben.
Als ich den Absatz überwunden habe, eile ich an die Stelle, wo Dace liegt. Nachdem ich mich als Erstes vergewissert habe, dass er noch atmet, lege ich mir seinen heilen Arm über die Schulter, hieve ihn in die Höhe und zerre ihn mit mir davon, auf der Suche nach einem Ausweg.
Gehetzt von einem immer breiter werdenden Spalt hinter uns und dem Gellen von Cades Hohngelächter. »Lauf, Santos«, ruft er in gehässigem Singsang. »Lauf !«
Fünfunddreißig
Dace
I c h erw ache und habe keine Ahnung, wie lange ich bewusstlos war.
Ich weiß nur, dass es schlimm gewesen sein muss, falls ich aus dem schweren Dunst aus Räucherwerk und Kerzen irgendetwas schließen darf.
Chepi ist als Erste bei mir. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass sie die ganze Zeit da gewesen ist. Nie wirklich weg war. Ihr verhärmtes, tränenüberströmtes Gesicht schwebt über meinem, während sie mir mit der einen Hand das Haar aus der Stirn streicht und mit der anderen ein durchweichtes Taschentuch umklammert, das sie sich fest an die Brust presst. Leise murmelt sie Worte des Dankes und der Erleichterung – ich soll wissen, wie sehr sie mich liebt, wie sehr sie für mich gebetet hat, dass Jolons Geist mir beigestanden hat –, bis Leftfoot sie beiseiteschiebt und an ihre Stelle tritt.
Seine eigenen Dienste sind nicht annähernd so liebevoll. »Ich dachte wirklich, du seist tot, als du hier angekommen bist«, sagt er barsch.
Ich will etwas erwidern, doch mein Mund ist so trocken, dass ich die Zunge nur gewaltsam von den Zähnen lösen kann. »Sind das dann also Totenkerzen ?«, krächze ich mit heiserer Stimme.
»Du kannst es dir nicht leisten, Witze zu machen.« Er runzelt die Stirn. »Du hast keine Ahnung, wie schlecht es dir geht. Aber die Heilkräuter, die ich dir gegeben habe, lassen schon bald in ihrer Wirkung nach, dann wirst du es schlagartig begreifen.«
Ich schließe die Augen und versuche mühsam, mich zu erinnern, wie ich hierhergekommen bin. Mein Verstand braucht ein paar Sekunden zum Warmlaufen, zum Wachwerden und dazu, die nebulösen Reste einer entfernten Erinnerung auszugraben. Einen Augenblick später, als mich die Szene in all ihrer
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