Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
vielleicht in der Zukunft erspart. Du wirst mich nicht umbringen, Santos. Und Dace auch nicht. Du kannst mir glauben, dass jeder Versuch, mein Leben zu beenden, für keinen von euch beiden gut ausgehen wird. Ganz zu schweigen davon, dass dein jämmerliches Hexen-Gärtnermesser dem Vorhaben kaum gewachsen ist.«
Ich schiebe mir das Messer hinters Bein, sodass es unsichtbar ist.
Cade lacht nur. »Was ? Bildest du dir etwa ein, ich sähe es nicht ?« Er mustert mich eingehend und spricht seufzend weiter. »Vielleicht habe ich dich überschätzt. Du lernst wesentlich langsamer, als ich dachte.« Sein Blick wandert an mir entlang und bleibt an all den falschen Stellen hängen. »Tu uns beiden einen Gefallen und verzieh dich, damit wir vergessen können, dass es je geschehen ist. Ich bin ein geduldiger Mensch, Daire. Und ich versuche ehrlich, hier mit dir zu arbeiten. Aber du musst auch mit mir arbeiten. Du musst akzeptieren, dass es sinnlos ist, mir nach dem Leben zu trachten. Du hast dich übernommen. Es ist meine Welt, Seeker – du kannst von Glück sagen, dass ich dir gestatte, darin zu leben.«
Trotz seiner Worte bleibe ich ungerührt stehen. Ich stelle mir vor, wie aufregend es wäre, auf ihn zuzustürmen, die Genugtuung, ihm die Klinge mitten ins Herz zu rammen. Vorausgesetzt, er hat eines.
»Falls du es nicht kapiert hast, das ist jetzt richtig selbstlos von mir. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Und abgesehen von diesen kleinen Entgleisungen, auf die du anscheinend bestehst, freut es mich sehr, dass du dich als wesentlich bessere Geschäftspartnerin entpuppst, als ich je erwartet hätte. Anders ausgedrückt, ich bin momentan noch nicht bereit, dich zu töten. Aber glaub mir, du merkst es, wenn ich so weit bin.«
»Vielleicht bin ja ich bereit, dich zu töten.« Meine Stimme klingt erstaunlich fest, während ich auf ihn zugehe und registriere, dass er nicht einmal ansatzweise zusammenzuckt.
»Tja, dann würde ich sagen, du stehst vor einem massiven Dilemma.« Er grinst und reibt sich demonstrativ übers Kinn, so wie Dace es oft tut. Der Anblick ist so entwaffnend, dass ich mich zwingen muss, den nächsten Schritt zu tun. »Was würdest du lieber tun, Daire ? Mich töten – oder das Leben meines Zwillings retten ?«
Da uns lediglich ein paar Schritte trennen, könnte ich die Distanz zwischen uns mit einem einzigen Satz überwinden.
»Ist deine Entscheidung.« Sein Tonfall wirkt zunehmend gelangweilt, während er eine Stelle hinter meiner Schulter fixiert und mich damit lockt, es ihm nachzutun.
Zuerst weigere ich mich, da ich es für einen Trick halte.
Doch dann höre ich ein heiseres Stöhnen – Laute von jemandem, der Schmerzen hat –, gefolgt von einem Tröpfeln von Daces gewohntem Strom warmer, liebender Energie, und sofort hebe ich das Messer hoch über den Kopf, entschlossen, zur Tat zu schreiten – Cade zu erledigen, solange die Gelegenheit günstig ist.
Ebenso schnell gebe ich die Idee wieder auf.
Ich weiß instinktiv, dass die Energie von Dace nur deshalb so schwach ist, weil seine Lebenskraft rasch dahinschwindet, sodass ich mit der Zeit, die ich brauche, um Cade zu töten, ernsthaft das Risiko eingehe, auch Dace zu verlieren.
Ich laufe zu ihm hinüber. Stelle entsetzt fest, dass man ihn quasi hier zum Sterben abgelegt hat. Sein Oberkörper ist zerfetzt und blutüberströmt, seine Hände sind von Bisswunden übersät, und einer seiner Arme steht seltsam verdreht zur Seite ab.
Ich sinke auf die Knie und ziehe ihn an mich. Der dringende Wunsch, ihn zu retten, ist mein einziger Antrieb. Das Einzige, woran ich denken kann. Das Einzige, was ich sehe.
Meine Liebe zu ihm erfüllt mich ganz.
Leider erfüllt sie auch Cade.
Lässt ihn sich wandeln. Wachsen. Seine Kleider platzen an den Nähten, während sein Körper anschwillt und sich ausdehnt – eine Verwandlung vollzieht, die ebenso spektakulär wie gruselig ist. Und ihn zu einem schuppenhäutigen, schlangenzüngigen Monstrum von dreifacher Größe macht.
Als er sich umdreht, als er die Hände seitlich hebt und seine Aufmerksamkeit auf mich richtet, dröhnt ein schauriges Grollen durchs Land. Es veranlasst Rabe, sich krächzend zum Flug zu erheben, während das Erdreich sich zu lockern und zu verschieben beginnt und alles zu einem tosenden Beben anschwillt, durch das mir Dace entgleitet.
Der Boden spaltet sich zwischen uns und lässt jeden von uns auf seiner eigenen höllischen Insel stranden. Meine Panik wird untermalt von Cades fiesem
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