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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Geiste, sondern materiell zu mir übersiedeln. Und dein Körper befindet sich im Moment woanders.«
    »Ach so! Mein Körper ist das Problem!« Ich ließ den Kopf hängen.
    »So ist das. Hör mir deshalb aufmerksam zu. Wenn du aufwachst, musst du etwas beinahe Unmögliches tun. Erstens sollst du dich an unser Gespräch erinnern. Damit dürftest du keine Probleme haben. Falls aber doch, müssen wir eben noch mal von vorn beginnen. Zweitens reicht es nicht, dich an das Gespräch zu erinnern - dir muss auch klar sein, dass mein Angebot absolut ernst gemeint ist. Du musst dich davon überzeugen, dass manche Träume in der Wirklichkeit weitergehen. Und falls dir das nicht gelingt, musst du bereit sein auszuprobieren, ob sich Träume in die Wirklichkeit verschieben lassen - egal ob du das aus Langeweile oder aus Neugier ermittelst ...«
    »Kein Problem. Mein Leben ist ein einziges Patchwork aus Neugier und Langeweile.«
    »Lass mich ausreden. Der Mensch neigt dazu, das Unerklärliche mit der Behauptung, es sei nur ein Produkt der Fantasie, abzutun. Du musst dich demnächst von der Richtigkeit meiner Worte überzeugen, und das darf nicht länger als ein paar Stunden dauern. Was das anlangt, kann ich dir nicht helfen. Du musst einfach an den Erfolg glauben.«
    »Schon gut«, meinte ich beleidigt. »Ich bin doch nicht blöd.«
    »Blöd bist du nicht, aber die Fähigkeit, an Wunder zu glauben, gehört nicht gerade zu deinen Stärken. Schließlich hatte ich das Vergnügen, dich jahrelang zu beobachten, Max.«
    »Und wozu?«
    »Nicht wozu, sondern warum! Darum! Ich habe dich vor vielen Jahren zufällig entdeckt und schnell begriffen, dass du nicht zu den Hiesigen gehörst. Dann aber stellte ich fest, dass du noch nicht reif genug warst, dich in Wirtshäusern herumzutreiben. Und dann begriff ich, dass du einfach nicht wirklich bist, sondern ein Phantom, ein Hirngespinst, der Schatten eines Traums. Hier passiert spät in der Nacht so manches, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass du dahintersteckst. Übrigens hat niemand außer mir bemerkt, dass du dich träumend unter uns Hiesigen aufgehalten hast.«
    »Und Sie ...«
    »Ich hab es bemerkt, weil ich mich in diesen Dingen einigermaßen auskenne. Und weißt du was? Ich hab dich gesehen und gleich gewusst, dass sich aus diesem Jungen das ideale Nachtantlitz meiner selbst machen lässt. Du bist zwar noch nicht das optimale, aber schon ein sehr achtbares Nachtantlitz.«
    Ich war erschüttert. Schon lange hatte ich keine Komplimente mehr bekommen. Und ein so schmeichelhaftes und unerwartetes Kompliment hatte mir noch niemand gemacht. Inzwischen weiß ich, dass Juffin Halli mich damals so gelobt hat, damit ich leichter an seine Existenz glaubte. Denn sosehr mein Verstand mir auch hätte weismachen wollen, nur geschlafen und einen dummen Traum gehabt zu haben: Die Vorstellung, auch die Schmeicheleien des bezaubernden Juffin wären dann nur ein Traum gewesen, hätte ich schlicht nicht ertragen.
    »Wenn du dir wirklich sicher bist, dass du den Übergang in die andere Welt riskieren willst, dann tu Folgendes ...«, begann Juffin, schwieg aber plötzlich, rieb sich die Stirn und befahl mir dann: »Gib mir die Hand!«
    Ich streckte die Rechte aus. Juffin griff gierig nach ihr und murmelte hastig und leise, ja beinahe unverständlich: »Spät in der Nacht gehst du an einen Ort namens Grüne Straße. Merk dir das. Dort darfst du nicht stehen bleiben, sondern musst auf und ab gehen, eine Stunde oder auch zwei - so lange, wie es eben dauert. Du wirst einen Wagen sehen, den man bei euch Straßenbahn nennt. Sie wird leer sein und auf deiner Höhe halten. Steig ein und setz dich. Die Bahn wird weiterfahren. Tu, was du willst, aber setz dich nicht auf den Platz des Fahrers - das wäre zu riskant. Sei weder aufgeregt noch ungeduldig. Die Reise kann lange dauern. Nimm darum ein paar belegte Brote und etwas zu trinken mit. Deine Vorräte sollten ein paar Tage reichen. Ich glaube nicht, dass die Reise lange dauert, aber es kann alles Mögliche passieren. Und vor allem: Erzähl niemandem davon. Keiner wird dir glauben, und die Zweifel anderer können der Magie nur schaden.«
    Endlich ließ Juffin meine Hand los, öffnete die Augen und lächelte.
    »Den letzten Rat merk dir gut - er kann dir in Zukunft noch sehr nützlich sein. Hast du alles verstanden?«
    »Ja«, nickte ich und massierte dabei meine endlich befreite Hand.
    »Und wirst du dich auch daran halten, Max?«
    »Natürlich. Aber durch die Grüne

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