Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
war wunderbar, Marilyn - dein Vorschlag ist sehr großzügig.«
»Nicht der Rede wert. Du musst dem Karawanenführer nun die zweite und letzte Rate zahlen, mein Lieber. Wir haben nämlich den Marktplatz erreicht. Was meinst du, wo wir übernachten können? Am besten, weit weg von unseren Mitreisenden. Sollen sie denken, was sie wollen - nach uns die Sintflut.«
»Oh, du kennst diesen Ausdruck? Woher denn?«
»Was ist daran so erstaunlich?«, fragte ich zurück.
»Diese Devise war in den Türsturz des Gebäudes gemeißelt, in dem der Orden der Wasserkrähe residierte.«
»Die Ordensmitglieder müssen lustige Leute gewesen sein. Bei dem Namen kann ich leider nicht an Zauberkraft glauben.«
»Du versetzt mich immer wieder in Erstaunen, Marilyn. Was gefällt dir an dem Namen eigentlich nicht?«
»Ach, lassen wir das. Du musst dich jetzt mit Herrn Abora unterhalten«, sagte ich, weil ich Lonely-Lokley nicht erklären wollte, warum ich den Namen Wasserkrähe so lustig fand. »Ich schlage vor, dass wir nicht im Hotel übernachten, wo sowieso nur Touristen schlafen, sondern eine Wohnung mieten. Außerdem ist es besser, wenn unsere Ermittlungen keine Zeugen haben.«
»Sehr vernünftig«, sagte Lonely-Lokley und nickte anerkennend. »Ich glaube weiter, dass unser Karawanenmeister ein geriebener Kerl ist und uns für die Wohnungssuche einige gute Tipps geben könnte.«
»Der kann mich mal - um unsere Unterkunft kümmere ich mich persönlich. Jetzt geh bezahlen, und dann fahren wir. Ich liebe diese Stadt und glaube, binnen einer Stunde etwas Passendes für uns zu finden.«
»Wie du meinst«, brummte Lonely-Lokley achselzuckend. »Ich bin offenbar nur zum Bezahlen da.«
»Deshalb trägst du doch auch Handschuhe. Sieh mal, da vorn schimmert etwas - ich glaube, das ist ein Fluss. Mein Lieber - ich habe immer davon geträumt, an einem Fluss zu wohnen.«
Lonely-Lokley stieg ungeduldig aus, bezahlte unseren Führer, kam zurück und musterte mich von Kopf bis Fuß mit dem wachen Blick eines guten Psychologen, doch ich zuckte nur gelassen die Achseln. Sir Schürf setzte sich wortlos ans Steuer, und wir bogen in eine von mir bestimmte Gasse. Nach kaum einer Minute gelangten wir an eine Uferpromenade, von der aus kleine, hübsche Brücken zu sehen waren, die einander nicht ähnelten, aber dennoch wunderbar zusammenpassten. Dazwischen flimmerte der dunkle Fluss.
»Warum gefällt dir das alles bloß nicht, du alter Nörgler?-, seufzte ich versonnen. »Schau dir nur mal die Brücken an! Sündige Magister - weißt du zufällig, wie der Fluss heißt?«
»Keine Ahnung«, antwortete Lonely-Lokley ungerührt und zuckte erneut die Achseln. »Sieh doch auf der Karte nach, Marilyn.«
»Wir müssen hier unbedingt eine Wohnung finden«, sagte ich gedankenverloren. »Wenn wir dann nach Hause zurückkehren, wird mein Herz einmal mehr brechen.«
»Einmal mehr?«, fragte Lonely-Lokley interessiert. »Marilyn, meine Liebe, entschuldige, aber Sir Max hat mir keinesfalls den Eindruck eines Menschen mit gebrochenem Herzen gemacht.«
Ich nickte belustigt. »Das ist eine meiner schlimmsten Eigenschaften. Je schlechter es mir geht, desto besser sehe ich aus. Schon mehrfach hatte ich Probleme, mir in höchster Not bei Bekannten Geld zu leihen, weil ich dabei so glücklich wirkte, als ob ich gerade im Lotto gewonnen hätte. Niemand wollte mir glauben, als ich sagte, ich würde nur noch von trocken Brot und ungesüßtem Tee leben.«
»Auch solche Zeiten hast du mitgemacht?«
Der Umgang mit mir bedeutete für Sir Schürf ein wahres Gesichtsmuskeltraining. Jetzt zeigte sich auf seiner eben noch ungerührten Miene ein unbeholfenes, aber klares Erstaunen.
»Na ja, bisweilen. Aber zum Glück hat sich das ja geändert.«
»Das erklärt einiges«, meinte Lonely-Lokley nickend. »Es ist übrigens angenehm, mit dir zu tun zu haben -auch wenn du verrückt bist.«
»Tolles Kompliment - vielen Dank.«
»Ein Kompliment ist das nicht, sondern eine Tatsache. Aber vielleicht verstehst du ja manches anders.«
Ich seufzte. Wer wollte jetzt über Wortbedeutungen streiten? Mir war inzwischen ohnehin klar, dass Lonely-Lokley mir nicht hatte schmeicheln wollen.
»Ich wollte dich nicht beleidigen«, meinte Sir Schürf jetzt freundlich. »Aber normale Menschen eignen sich für unsere Arbeit nicht. Im Orden galt das Motto: »Ein guter Zauberer hat vor niemandem Angst - außer vor Wahnsinnigen.« Das ist zwar überspitzt, doch ich glaube, sogar Sir Juffin richtet
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