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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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erkennen. Dann begriff ich, dass er gar kein Gesicht hatte. Besser gesagt: Er hatte es vergessen, und darum konnte es niemand mehr sehen. Dann merkte ich, dass der Große Magister höchstpersönlich mir diese Erklärung per Stummer Rede hatte zukommen lassen.
    »Ihr könnt euch nicht vorstellen, meine Lieben, welches Glück es für mich bedeutet, euren Besuch noch zu erleben.«
    Die Stimme von Magister Nuflin zeigte, dass er hoch betagt war, doch trotz des Zitterns lag eine so große, unbegreifliche Kraft darin, dass es mich eiskalt überlief. Der alte Mann schlug allerdings einen humorvollen, durchaus freundlichen Ton an. Wie jeder, der sich seines Charismas bewusst ist, brauchte er seine Gäste nicht zu erschrecken.
    »Du arbeitest für Juffin, Junge?«, fragte Nuflin und musterte mich sichtlich neugierig. »Wie gefällt es dir bei ihm? Ich habe gehört, dass du sehr erfolgreich bist. Genier dich nicht vor dem alten Nuflin, Max. Vor mir hat man Angst oder auch nicht. Ersteres gilt für dich nicht, denn schließlich sind wir keine Feinde. Du brauchst mir nicht zu antworten. Setz dich nur hin und hör zu, was die älteren Leute reden. Vielleicht kannst du davon später deinen Enkeln erzählen. Obwohl - woher sollen bei dir schon Enkel kommen?«
    Ich folgte dem Rat des Großen Magisters und setzte mich schweigend auf ein bequemes Sofa. Meine älteren Kollegen taten es mir nach.
    »Juffin, du isst gern gut, oder?«, fragte Nuflin freundlich. »Ich hab mich schon gewundert, warum du so lange mit der Korrektur des Chrember-Gesetzbuchs gewartet hast. Meine Mitarbeiter haben ziemliche Angst vor Veränderung und meinen, die Opposition müsse erst mindestens zweihundert Jahre geschwiegen haben, ehe man sich an Reformen wagen dürfe. Aber diese Mitarbeiter sind allesamt Theoretiker. Kofa, du bist ein kluger Mensch - hast du die so genannte Opposition schon mal gesehen? Ich glaube nicht an ihre Existenz. Das sind doch nur kindliche Hirngespinste. Meine Mitarbeiter denken vermutlich, ein Leben ohne Feinde sei für den alten Nuflin zu langweilig. Also, Kofa, klär mich auf - vielleicht weiß ich ja zu wenig darüber, was die Bevölkerung so denkt.«
    »Sie haben Recht«, bestätigte der Meister des Verhörs. »Wenn es Opposition gibt, dann sicher nicht in Echo. Und was kümmert es uns, wer sich in Landland etwas in den Bart brummt?«
    »Na, das jagt uns mächtig Angst ein«, sagte Magister Nuflin und zwinkerte uns zu. »Da wissen wir gar nicht, was wir tun sollen. Schön, damit wäre das Thema Opposition erledigt. Juffin, jetzt erzähl du mir, wie dein Vorhaben aussehen soll, und wir bereiten alles vor. Unter uns gesagt - dein junger Mitarbeiter hat die letzten vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Weißt du das überhaupt? Es ist nicht gut, seine Leute so zu schikanieren. Na ja, du warst schon immer ein übler Kerl.«
    »Er quält sich selbst - mich braucht er dazu nicht«, sagte mein Chef lächelnd. »Und was die Gesetzesänderung angeht: Ich werde jeden Koch wissen lassen, dass er mit erlaubter Magie - egal, ob schwarz oder weiß - experimentieren darf, aber nur bis zum zwölften Grad. Alles darüber bleibt verboten.«
    »Warum hast du so lange darüber geschwiegen, Juffin? Glaubtest du, ich käme von selbst auf diese Idee? Wer hätte gedacht, dass die Leute demnächst ihr Essen wieder wie in der guten alten Zeit zubereiten können! Wir beide bekommen bestimmt an jedem Wirtshaus eine Gedenktafel. Und der junge König Gurig auch, damit er nicht eifersüchtig wird.«
    Aufmerksam folgte ich dem Gespräch und begriff, dass uns das Chrember-Gesetzbuch bald nicht mehr beim Zubereiten von Delikatessen einschränken würde. Das erschreckte mich ein wenig. Ich war längst ein Vielfraß -was also würde aus mir werden, wenn nicht mehr nur mit Magie vierten, sondern maximal zwölften Grades gekocht wurde? Wann würde ich den Leibesumfang von Bubuta Boch erreichen? Und würde Lady Melamori dann nicht noch mehr Angst vor mir haben?
    In diesem Moment hatte ich das Gefühl, es gebe noch einen, allerdings unsichtbaren Zuschauer. Obendrein hörte ich ein mir vertrautes, leicht herablassendes Kichern. Erstreckte sich die Neugier von Sir Maba Kaloch vielleicht auch auf profane Themen wie Essen und Trinken? Jedenfalls war ich überzeugt, dass nur er unsichtbar an wichtigen Gesprächen teilnehmen konnte.
    Magister Nuflin unterbrach meinen Gedankengang.
    »Na, was hast du zu diesem Thema zu sagen? Du isst doch sicher auch gern

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