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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Ich wollte sie schon ermuntern, weiterzureden, doch sie fuhr von selbst fort: »Was meine Ängste angeht, Max, weiß ich jetzt Bescheid. Sag mir doch bitte, welche Farbe deine Augen haben.«
    »Ich glaube, sie sind braun, oder?«
    Ich war völlig verwirrt. Sündige Magister - was war mit meinem Gedächtnis los? Wie konnte ich meine Augenfarbe vergessen?
    »Eben!«, rief Lady Melamori triumphierend. »Du weißt es selbst nicht! Schau her«, sagte sie, zog einen kleinen Spiegel aus der Tasche ihres Lochimantels und hielt ihn mir vor die Nase.
    Ich sah in vor Erstaunen weit aufgerissene graue Augen.
    »Wieso bin ich bloß so vergesslich?«
    »Vergesslich? Als wenn es so einfach wäre! Gestern waren deine Augen grün, morgen sind sie womöglich hellbraun. Und als ich drei Tage vor Jahreswechsel im Haus an der Brücke war, hattest du stahlblaue Augen. Ich dachte damals, du hättest die gleiche Augenfarbe wie mein Großvater Kima.«
    »Wie nett, dass du auf solche Kleinigkeiten achtest, Melamori. Was du mir gerade gesagt hast, ist aber so neu für mich, dass ich es kaum glauben kann. Hast du nicht vielleicht etwas durcheinandergebracht?«
    »Willst du etwa mit mir wetten?«, fragte Melamori lächelnd. »Du solltest dich in einer Stunde noch mal anschauen. Dann haben deine Augen sicher schon wieder eine andere Farbe.«
    »Ich habe nicht vor, mit dir zu wetten«, murmelte ich und gab ihr den Spiegel zurück. »Du willst mich nur an den Bettelstab bringen. Aber eins verstehe ich nicht: Warum macht dir das solche Angst? Soll meine Augenfarbe sich doch ändern! Alle Mitglieder deiner Familie gehören zum Orden des Siebenzackigen Blattes - da bist du doch ganz andere Dinge gewöhnt!«
    »Das ist es ja. Ich weiß viel, doch von so einem Fall hab ich noch nie gehört. Als ich das gestern Abend begriff, fragte ich gleich meinen Großvater nach diesem Phänomen. Dabei habe ich nicht dich erwähnt, sondern behauptet, der Mann mit der changierenden Augenfarbe sei ein Bote, doch mein Großvater hat die Diskussion rasch beendet und kategorisch festgestellt, ein solcher Augenfarbenwechsel sei unmöglich. Ich wollte keinen Streit mit ihm riskieren und habe darum lieber heute Morgen Sir Juffin gefragt, was es mit deiner ständig wechselnden Augenfarbe auf sich hat. Und weißt du, was er sagte?«
    »Lass mich raten. Vielleicht: »Die Welt ist voller Wunder, Mädchen«? Oder: »Gib dich nicht mit solchem Kleinkram ab, Melamori«? - Hab ich richtig getippt?«
    »Beinahe«, antwortete Lady Melamori seufzend. »Sir Juffin hat gekichert und gesagt, das sei nicht dein einziger Vorzug. Außerdem hat er gemeint, in der Stadt gebe es genug normale Leute, die keine Besonderheiten aufweisen und sich deshalb auch nicht für die Arbeit in unserer Dienststelle eignen.«
    »Nett, das zu hören«, sagte ich lächelnd. »Bei Gelegenheit muss ich mich dafür bei ihm bedanken.«
    »Max, das klingt alles sehr lustig, aber ... Bist du sicher, überhaupt ein Mensch zu sein?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich und brach in Lachen aus. »Aber darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.«
    »Sir Juffin hat das Gleiche gesagt und auch gelacht. Was soll ich jetzt tun? Kündigen, um dir aus dem Weg zu gehen? Oder mir vor jedem Treffen mit dir Mut antrinken? Ich frage das ganz im Ernst, Max.«
    Eine ausweichende, aber beruhigende Antwort wäre taktisch sicher besser gewesen, doch Melamori gefiel mir so sehr, dass ich keine Lust hatte, sie anzulügen oder ihr auszuweichen.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, wiederholte ich. »Ich hab immer geglaubt, es wäre schwierig, einen normaleren Menschen zu finden als mich. Man darf mich nur nicht an der Nase herumführen. Meine bescheidene Menschenkenntnis sagt mir, dass du längst kein so großer Angsthase bist, wie du behauptest.«
    »Na ja, ein Angsthase bin ich nicht gerade. Ich bin nur unter besonderen Menschen aufgewachsen, Max. Mein Vater war in der Traurigen Zeit für den Thron vorgesehen, falls einer der beiden Könige namens Gurig verunglückt wäre. Mein Großvater und meine Tanten gehören zum Orden des Siebenzackigen Blattes. Ich habe auch Verwandte mütterlicherseits, die eng mit der alten königlichen Dynastie verbunden sind. Du kannst dir so eine Umgebung doch bestimmt gut vorstellen. Ich bin gewöhnt, etwas Besonderes zu sein. Ich weiß alles, verstehe alles und kann jeden dazu bringen, mir aus der Hand zu fressen. Na ja, fast jeden. Ich hab mich schon damit abgefunden, dass Sir Juffin mehr weiß als

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