Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Ich hab auch Melamori freigegeben, selbst Lonely-Lokley ist nach der Durchsuchung im Hafen nach Hause gegangen, und Melifaro hat Feierabend, sobald er die Identität des Toten ermittelt hat. Wäre dieser Fall nicht dazwischengekommen, hättest du mindestens ein Dutzend freie Tage gekriegt. Tödlicher Gefahr knapp entronnen zu sein, ist ein guter Urlaubsgrund, und heute wärst du fast gestorben. Also ab nach Hause. Das ist ein Befehl. Kannst du überhaupt aufstehen?«
»Nach drei Schluck Kachar-Balsam kann ich auf jeder Party tanzen!«, rief ich selbstbewusst, erhob mich und krachte stracks zu Boden. Meine Beine hatten versagt.
»Das hab ich mir gedacht. Also lass dir helfen.«
»Seltsam - im Sitzen hab ich mich prima gefühlt«, meinte ich betrübt und stützte mich auf Juffins Schulter.
»Keine Sorge - das geht schnell vorüber«, beruhigte mich mein Chef. »Morgen bist du wieder völlig in Ordnung. Komm bitte mittags um zwölf wieder.«
Erleichtert setzte Juffin mich in den Fond eines Dienst-A-Mobils, befahl dem Fahrer, mich nach Hause zu bringen, und verschwand mit knappem Gruß wieder im Haus an der Brücke.
Ich konnte das Dienst-A-Mobil ohne Hilfe des Chauffeurs verlassen und mich ins Haus schleppen. Offenbar war ich doch nicht so erschöpft, wie befürchtet. Per Stummer Rede gab ich im Gesättigten Skelett eine Bestellung auf, humpelte dann ins Bad und hatte kurz darauf alle Mühe, auf das ungeduldige Klingeln des Boten zu reagieren.
Doch nach einer Stunde war ich wieder topfit, badete, zog mich um und aß mit herzhaftem Appetit. Meine Erschöpfung ging langsam in eine angenehme Müdigkeit über, und ich legte mich ins Bett. Noch vor Mitternacht war ich eingeschlafen. Bin ich wirklich ein Nachtmensch?
Wieder einmal träumte ich meinen süßen Traum: Lady Melamori erschien am Fenster und näherte sich langsam. Ich wollte mich bewegen, doch wie immer konnte ich den Oberkörper nur ein paar Zentimeter von der Matratze heben und sank dann kläglich in die Kissen zurück. Melamori kam noch näher und setzte sich ans Bett. Ich hob die Hand und wollte die vertraute Traumgestalt umarmen. Sie leistete keinen Widerstand.
Ich weiß nicht, ob das gerade überstandene Abenteuer oder die Überdosis Kachar-Balsam mir zusätzliche Kräfte eingeflößt hatte, doch diesmal gehorchte mein Körper. Als Melamoris Traumgestalt unter der Bettdecke landete, gratulierte ich mir in Gedanken.
Dann aber passierte etwas absolut Unpassendes: Ich musste mich kratzen, weil ein scharfkantiges Medaillon, das ich im Traum trug, meine Brust an einer Stelle wund gescheuert hatte. Einen Augenblick betrachtete ich erschrocken einen Blutstropfen auf meiner Hand, erwachte und ... bekam einen ungeheuren Fußtritt in den Bauch.
»Das ist ja eine bodenlose Schweinerei, Max!«, rief die leibhaftige Lady Melamori und holte mit dem Fuß aus, um mir noch einen Tritt zu verpassen.
Sie zielte dorthin, wo ein Mann unter keinen Umständen getroffen werden möchte. Um das zu verhindern, griff ich unwillkürlich nach ihrem Fuß und lenkte den Stoß seitlich ab. Melamori stürzte und kroch in eine Ecke des Schlafzimmers.
»Du bist ein widerwärtiger Hexenmeister«, zischte sie. »Ich hab dich mehrmals gebeten, damit aufzuhören, aber du hast nur die Zähne gefletscht und mit deinen Dummheiten weitergemacht. Du bist schlimmer als die Magister der Ordensepoche! Die haben wenigstens nicht gelogen, wenn sie ihre Tricks anwandten!«
»Niemand hat dich belogen«, antwortete ich ruhig, obwohl ich sehr aufgebracht war. »Versteh doch - ich bin genauso erstaunt wie du! Und ich hab nichts ausgefressen! Ich hab nur von dir geträumt und mich darüber gefreut. Du hast wirklich keinen Grund, auf mich einzuprügeln. Du solltest dich freuen, dass dir ein solches Wunder widerfahren ist.«
»So dämliche Wunder brauch ich wirklich nicht«, grollte Melamori.
Ich war erstaunt, wie viel Wut in die kleine Lady gefahren war.
»Ich lass mir doch von einem blöden Vampir nichts aufzwingen! Das ist abscheulich! Ich bin in meinem Bett eingeschlafen und plötzlich neben einem Geschöpf erwacht, das man kaum als Menschen bezeichnen kann. Ekelhaft ist das! Du widerst mich an, Max! Weißt du, was ich jetzt mache? Ich gehe in den Stadtteil Rendezvous und hoffe sehr, dort einen richtigen Mann zu treffen, der mich diesen ganzen Alptraum vergessen lässt. Ich würde dich umbringen, wenn ich könnte - merk dir das! Du hast wirklich Glück, dass ich nur Menschen töten kann.«
Ich
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