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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Wechselwirkung verschiedener Zaubersprüche führt manchmal zu erstaunlich unkontrollierbaren Reaktionen. Als ich noch ein junger und dummer Gehilfe des Sheriffs meiner Heimatstadt Kettari war, traf ich eines Tages auf eine verzauberte Dame. Sie verhielt sich wie eine Besessene, und ich musste mir einiges zurechtzaubern, um meine Haut zu retten. Wie du weißt, hat sich diese Geschichte weit weg von Echo zugetragen, und in der Provinz ist die Magie primitiver als hier. Deswegen hatte ich nicht mit Überraschungen gerechnet. Aber die Frau, die ich damals verhörte, kreischte unvermittelt auf und zerfiel in zahllose Einzelteile. Ich stand unter Schock, und mein Chef - der alte Sheriff von Kettari -brauchte vierundzwanzig Stunden, um alles in Ordnung zu bringen.«
    Juffin lächelte verträumt, als sei das die hübscheste Erinnerung seiner Jugend gewesen.
    »Was haben Sie mit dem Kapitän angestellt? Haben Sie ihn hypnotisiert?«
    »Ich habe keine Ahnung, was Hypnose sein soll. Ich hab ihn nur ruhiggestellt. So ruhig war er noch nie - das schwöre ich bei allen Magistern. Jetzt können wir ihm seine schicken schwarzen Sachen abnehmen.«
    Wie zu erwarten, trug der Kapitän unter seiner schwarzen Jacke den teuren Gürtel, der genauso aussah wie die beiden, die Sir Kofa und ich am Abend zuvor gesehen hatten.
    »Das ist wirklich eine ernste Sache«, sagte Juffin lächelnd. »Sir Kofa, Sir Max - schauen Sie mal, wie schmutzig die Jacke ist. Max, hast du dazu etwas zu sagen?«
    »Na ja, auf einer so langen Reise wie der von Tascher nach Echo kann man nicht immer auf seine Kleidung achten«, begann ich zögernd.
    »Unsinn! Jacke wie Hose des Kapitäns sind in einwandfreiem Zustand. Hast du das nicht erkannt?«
    »Er hat nur sein Hemd seit langem nicht gewechselt«, mischte sich Sir Kofa ein, »weil ...«
    »... er den Gürtel überm Hemd trägt«, sagte ich, als ich endlich begriff. »Der Gürtel lässt sich nicht abnehmen, und auch der Mann in der Leichenhalle ist kein Vagabund. Er hat seinen Gürtel genauso wenig ablegen können und musste darum immer weiter in seiner alten Skaba herumlaufen.«
    »Endlich hast du verstanden«, sagte Sir Juffin erfreut. »Der Mann in der Leichenhalle hat seine Skaba schon sehr lange, vielleicht ein paar Jahre nicht gewechselt. Interessant! Und die Alte Jungfer ist vor höchstens acht Tagen in Echo eingelaufen. Sir Kofa, das müssen Sie exakt recherchieren. Setzen Sie sich dazu am besten mit Nuli Karif in Verbindung. Er soll seine Unterlagen daraufhin durchsehen. Versuchen Sie bitte auch, Melifaro zu erreichen, dem ich befohlen habe, die Identität des Verstorbenen zu klären, der aber bisher nicht wieder aufgetaucht ist. Ich habe den Eindruck, ich habe ihm da eine sehr schwierige Aufgabe gestellt. Max und ich werden den armen Kapitän derweil bis ins kleinste Detail analysieren.«
    »Alles klar, Sir Juffin. Was gehen mich Ihre Geheimnisse an! Ich habe meine eigenen«, sagte Sir Kofa, lächelte listig und schloss die Tür hinter sich.
    »Wir haben ihn weggeschickt«, begann ich vorsichtig, »weil ...»
    »Stell bitte keine dummen Fragen. Den Luxus, sich in Anwesenheit Dritter mit Wirklicher Magie zu beschäftigen, kann sich vielleicht Sir Maba Kaloch erlauben - ich nicht. Du übrigens auch nicht. Und ohne Wirkliche Magie können wir unseren tapferen Kapitän leicht aus Versehen umbringen. Das wäre erstens ungerecht, und zweitens kann er uns bestimmt noch nützlich sein. Jetzt sieh mir genau zu. Bei dir weiß man nie, wie die Sache endet.
    Wenn du den Eindruck hast, mir helfen zu können, tu es. Wenn nicht, dann halt ein wenig Abstand.«
    Juffin seufzte, krempelte die Ärmel hoch und wollte den Gürtel berühren, doch seine Fingerspitzen konnten sich ihm nur bis auf einen Millimeter Abstand nähern. Juffins Bemühungen schlugen mich so sehr in Bann, dass ich in eine Art Trance geriet, ohne die Wichtigkeit des Geschehens zu begreifen.
    Ich träumte, Kapitän Gjata zu sein, und fühlte mich sehr schlecht, weil ich allmählich begriff, was passierte. Dieser seltsame alte Mann - der Ehrwürdige Leiter also -tat, als wollte er mir helfen, doch ich wusste: Würde er meinen Gürtel berühren, müsste ich sterben. Und mein Tod würde ewig währen und unendlich qualvoll sein.
    »Juffin«, sagte ich undeutlich, weil ich die Zunge kaum bewegen konnte. »Lassen Sie das! Sonst töten wir ihn, egal, welche Absichten wir haben mögen. Das weiß ich genau!«
    »Das weißt du nicht«, antwortete Juffin ruhig.

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