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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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unterwegs sein und für die Dienste eines Führers bezahlen. Manche Tölpel aus der Hauptstadt allerdings konnten den Weg nach Kettari allein nicht finden, kehrten unverrichteter Dinge zurück und verbreiteten das Gerücht, die Stadt sei zerstört. Man sollte darüber nicht staunen: Es gibt viele Tröpfe, denen jede Behauptung recht ist, um ihre Dummheit zu bemänteln. Solche Vorfälle überzeugten die hiesigen Händler, der Obolus für den Karawanenführer sei das kleinere Übel. Schließlich will niemand seine Zeit oder sein Hab und Gut verlieren und zum Gespött aller werden.«
    »Einigermaßen aufgeweckte Erwachsene haben also den Weg nach Kettari nicht finden können?«, fragte ich erstaunt. »Sind die Straßen hier wirklich so schlecht?«
    »Gute Frage, Max. Schon viele haben darüber gestaunt, wie es möglich war, den Weg zu verfehlen. Die Grafschaft Schimara ist nicht die am weitesten entfernte Provinz und Kettari beileibe kein Dorf. Die Karawanenführer haben die Schwierigkeiten mancher Reisender damit erklärt, dass viele Kleinstädte rund um Kettari in der Traurigen Zeit zerstört wurden. Da diese Städtchen wirtschaftlich von den Provinzsitzen der zahlreichen Orden abhängig waren, hatte es keinen Sinn, sie nach Auflösung der Orden wieder aufzubauen. Die Karawanenführer berichteten auch von zerstörten Straßen. Das fand ich schon damals überaus seltsam. Ich habe noch nie davon gehört, dass in der Traurigen Zeit Straßen zerstört wurden. Warum hätte man das tun sollen? Allerdings gab es mal einen lustigen Vorfall mit dem Großen Magister des Ordens vom Geheimen Kraut, der übrigens ein naher Verwandter von Sir Melifaro ist. Nachdem er Echo verlassen hatte, hatte er das Gefühl, er werde verfolgt, und hat daraufhin die Straße so verschoben, dass sie direkt in den Himmel führte. Das war kein schlechter Anblick: Man fuhr so vor sich hin und merkte plötzlich, dass die Straße in die Wolken zielt. Ich habe dem Großen Magister Nuflin Moni Mach vorgeschlagen, die Straße zu lassen, wie sie war, aber damals war er noch nicht so nachgiebig wie heute und hat darauf bestanden, sie reparieren zu lassen. Das Ganze ist übrigens nicht irgendwo in der Grafschaft Schimara passiert, sondern am Rande der Provinz Echo. Darum hab ich sehr über die zerstörten Straßen gestaunt, von denen die Karawanenführer berichteten. Dann dachte ich mir, den Führern sei immer zu trauen gewesen - warum soll man ihnen also nicht weiter glauben? Schließlich kehren unsere Händler reich mit Teppichen beladen aus Kettari zurück, und auch sie beklagen sich über den erbärmlichen Zustand der Straßen. Die Teppiche sehen eigentlich stets prächtig aus, und die Reisenden berichten immer von der Schönheit und dem Reichtum meiner Heimatstadt. Ich weiß nicht recht: In meiner Erinnerung war Kettari nie ein blühendes kulturelles Zentrum. Aber manchmal ändert sich ja etwas -mitunter sogar zum Besseren.«
    »Und wie lange, Sir Juffin, waren Sie nicht mehr in Kettari?«
    »Sehr lange. Und ich bezweifle, dass ich je zurückkehren werde. Dort habe ich keine Freunde oder Verwandten - also gibt es für mich weder Verpflichtung noch Bedürfnis, der Stadt einen Besuch abzustatten. Und sentimental bin ich ebenso wenig wie du. Aber darum geht es auch gar nicht. Ich empfinde so etwas wie ein Tabu: Ich weiß, dass ich nicht nach Kettari reisen darf. Und nach meiner Erfahrung ist so ein Tabu das Einzige, was zählt. Kennst du dieses Gefühl, Max?«
    Gedankenverloren spielte ich mit einer Zigarettenkippe.
    »Ich glaube, ich weiß, wovon Sie reden. Tabus haben große Kraft. Ich habe allerdings manchmal Probleme, sie von banalen paranoiden Gedanken und Gewohnheiten zu unterscheiden, die einem den ganzen Tag durch den Kopf gehen. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Natürlich. Am wichtigsten ist es, seine Gefühle klar zu spüren. Aber zurück zur Sache. Vor ein paar Jahren ist mir eine merkwürdige Geschichte passiert. In mein Büro kamen zwei flüchtige Verbrecher. Der eine rief laut, sie müssten unbedingt den Ehrwürdigen Leiter sprechen. Der andere schwieg und musterte die ganze Zeit einen Punkt an der Wand. Die beiden waren durch den Teil des Hauses an der Brücke spaziert, in dem die Stadtpolizei untergebracht ist, und dort wegen einer Kleinigkeit in Arrest genommen worden. Ihnen war die Flucht gelungen, was mich bei dem ganzen Chaos in Bubutas Behörde nicht wundert. Einer der Entflohenen - ein Mann namens Moti Fara - war mein Landsmann. Genau

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