Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
per Stummer Rede.
»Ich warte im Goldenen Widder auf Sie, Sir Max. Ich schätze, Sie finden den Weg dorthin.«
»Juffin meint aber, die Küche dort sei furchtbar«, opponierte ich halbherzig.
»Das dürfen Sie nicht ernst nehmen. Juffin gehört zu den schlimmsten Snobs von Echo - wie alle Provinzler, die seit über hundert Jahren in der Hauptstadt leben. Hier gefällt es Ihnen sicher. Übrigens erwartet Sie auch Ihr Schuldner.«
»Schuldner? Sir Kofa, bitte lassen Sie mich schlafen.«
»Es ist Kapitän Gjata. Sie haben ihm doch das Leben gerettet, und er will sich nun erkenntlich erweisen. Ehrlich gesagt, Sir Max - ich will nicht neidisch sein, aber dieser Gjata hat ein ernstes Gesicht und genauso ernste Absichten. Er ist bereit, dreihundert Jahre auf Sie zu warten - Hauptsache, er kann seine Schulden begleichen. Je schneller Sie kommen, desto mehr kriegen Sie zu essen. Ende.«
Die Reise nach Kettari
S chönen Tag noch, Sir Nachtalptraum«, rief Melifaro mit einem Lächeln, das seine Gesichtszüge beinahe gesprengt hätte.
»Gute Nacht, Sir Tagesschreck.«
Melifaro sah mich einen Moment verwirrt an und nickte dann begeistert.
»Hoho, gar kein so schlechter Witz! Hast du dir den selbst ausgedacht?«
»Nein, den hab ich von Lonely-Lokley.«
»Ach, komm«, meinte Melifaro und lachte los.
Wir saßen im Fressfass. Mein Kollege aß nach einem harten Tag zu Abend, und ich frühstückte vor einer nicht minder anstrengenden Nacht. Gleich würde ich im Büro sitzen, die berauschenden Frühlingsdüfte einatmen, die durchs halb geöffnete Fenster drangen, und mich nur zu bald mit Lonely-Lokleys therapeutischen Atemübungen beschäftigen müssen. Was die anging, war Sir Schürf -der Mann, der niemals lachte - Spezialist.
Frühling ist keine gute Zeit, um gebrochene Herzen zu heilen. Also war auch ich nicht der glücklichste Mensch. Wenn Melifaro mich etwas länger gekannt hätte, wären ihm meine sarkastischen Untertöne nicht entgangen. Sündige Magister - ich war noch nicht mal ein halbes Jahr in Echo! Erstaunt schüttelte ich den Kopf.
»Was ist los?«, fragte Melifaro interessiert.
»Nichts. Ich hab nur daran gedacht, wie lange ich mich nun hier herumtreibe. Im letzten halben Jahr ist wirklich kaum etwas passiert und dennoch ...«
»... hast du in dieser Zeit viele Existenzen ruiniert«, beendete Melifaro meinen Satz. »Welche Zukunftspläne hast du eigentlich?«
»Nichts Spezielles. Auf die Dauer werdet ihr sowieso alle nach meiner Pfeife tanzen.«
»Sir Juffin hat mich gebeten, dir zu sagen, dass du nicht immer alles so ernst nehmen sollst«, meinte Melifaro. In seiner Stimme lag ein gewisser Neid.
»Will er mir schon wieder ein unbekömmliches Abenteuer aufdrücken? Da macht er sich falsche Hoffnungen: Ich kann alles verdauen!«, rief ich streitlustig.
Innerlich aber jauchzte ich vor Freude. Dass Sir Juffin mir eine unlösbare Aufgabe aufhalsen wollte, war genau das, wonach ich mich seit Monaten sehnte.
Melifaro seufzte. »Er will dich unter vier Augen sprechen. Auf seiner Stirn steht ein furchtbares Geheimnis. Ich glaube, du wirst vielen entlaufenen Magistern die Kehle durchbeißen müssen - und ich werde vermutlich mein Leben lang nur ein ahnungsloser Beobachter eurer heillosen Intrigen bleiben.«
»Na dann geh ich mal ins Haus an der Brücke. Heillose Intrigen? Das klingt sehr verheißungsvoll.«
»Was ist, willst du nicht aufessen? Du brennst wohl darauf, an die Arbeit zu gehen, Sir Nachtantlitz?«
»Ich will weder aufessen noch bezahlen«, sagte ich leichthin und schlüpfte in meinen Todesmantel. »Ich bin so Furcht erregend, dass ich mir alles erlauben kann.«
Mit diesen Worten verschwand ich. Melifaro hätte sieher noch stundenlang plaudern können, doch mich erfüllte inzwischen eine merkwürdige Mischung aus Hoffnung und Neugier.
Sir Juffin schnupperte an seinem Krug Kamra, nickte zufrieden und goss sich etwas ein.
»Um mal was Neues auszuprobieren, hab ich die Kamra nicht aus dem Fressfass, sondern aus dem Dicken Mann in der Kurve kommen lassen. Ich wollte nämlich erfahren, wie die Frau unseres guten Sir Lukfi ihren Lebensunterhalt verdient. Es hat sich gezeigt, dass sie das gar nicht schlecht macht. Bist du schon mal in ihrem Gasthaus gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Das ist schlimm, wenn nicht gar unkollegial. Die Wirtin dort ist doch die Ehefrau unseres Mitarbeiters Penz. Also sind wir quasi moralisch verpflichtet, ab und an bei ihr einzukehren. Aber setz dich, Max. Von mir
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