Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
denn beinahe wäre ich vor Lachen geplatzt.
»Aber Lady, Sie sind hier beim Kleinen Geheimen Suchtrupp - der Organisation, die das Vereinigte Königreich in Angst und Schrecken versetzt. Hier passiert so einiges, doch Sir Max ist im Vergleich zu Sir Juffin Halli nur ein Grünschnabel.«
Aha, dachte ich - ich bin nicht nur grausam, sondern auch noch ein Greenhorn. Oh, Melifaro, dafür wirst du büßen! Wie kannst du diese Provinzlady nur so rücksichtslos reinlegen wollen?
»Ich bin der einzig Normale in diesem Stall«, sagte Melifaro und legte mir auch die zweite Hand auf die Schulter. »Warum sind Sie denn so nervös, Unvergessliche? Wir befinden uns in Echo, der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs - gewöhnen Sie sich daran. Das Leben in einer Metropole hat aber auch angenehme Seiten. Und falls ich Sie betrübt haben sollte, mache ich meinen Fehler gern wieder gut. Erlauben Sie mir, Ihnen Echo bei Nacht zu zeigen, und ich lade Sie zu einem Abendessen ein, das Sie sonst nie bekommen würden. Was sagen Sie dazu?«
So ein Schürzenjäger, dachte ich verächtlich. Sündige Magister - ob Frauen wirklich auf so billige Tricks hereinfielen? Oder hatte er sich gedacht, für eine Lady aus der Grafschaft Wuk sei diese Schmierenkomödie Aufwand genug? Und gefiel ihm Lady Marilyn wirklich so sehr, oder probierte er an ihr nur aus, wie gewisse Flirttricks ankamen?
Ich schüttelte seufzend den Kopf.
»Das kann ich unmöglich annehmen, Sir - wir kennen uns ja gar nicht.«
»Ich habe Ihnen diesen Ausflug vorgeschlagen, damit wir uns kennen lernen«, meinte Melifaro und lächelte entwaffnend. »Ich werde brav sein - Ehrenwort! Und wir werden viel Spaß haben. Das verspreche ich Ihnen.«
Lady Marilyn und ich lächelten schüchtern.
»Na ja, wenn Sie versprechen, brav zu bleiben.«
»Natürlich! Gleich nach Sonnenuntergang hole ich Sie ab, Unvergessliche«, sagte Melifaro und sah verstohle zur Tür.
Tja, es wäre dumm, wenn ausgerechnet jetzt der potenzielle Konkurrent erscheinen würde. Nach Melifros Plan sollte die hübsche Lady Marilyn nun rasch verschwinden, damit ein Treffen mit Sir Max - dem Menschenfresser und Nachtantlitz des Ehrwürdigen Leiters vermieden wurde.
Ich erhob mich aus dem Besucherstuhl und trat an einen Schreibtisch.
»Sie müssen mich nicht abholen, Sir Fulumiaro. Am besten warte ich hier.«
»Was machen Sie denn da, Lady Marilyn?«, fragte Malifaro verwirrt.
Schweigend zog ich eine Schublade auf und nahm eine kleine Flasche heraus, in der noch ein Rest Kachar-Balsam war.
»Was soll denn das, Lady?«, fragte Melifaro ängstlich.
Ich riskierte ziemlich viel. Dieser friedliche Mann war ebenso gefährlich wie der Rest unserer Truppe. Sollte mich für einen entlaufenen Magister halten, der nach Echo zurückgekehrt war, konnte die Sache mit ein ernsten Auseinandersetzung enden. Doch den Magistern sei Dank: Die nette rothaarige Lady war über jeden Verdacht erhaben.
Schweigend nahm ich einen eher symbolischen Schluck aus der Flasche. Ich brauchte keine Stärkung - auch ohne Kachar-Balsam hätte ich die Welt aus den Angeln heben können. Aber Lady Marilyn und ich hatten einfach Lust auf etwas Leckeres.
»Lady Boch, dieser Platz gehört Sir Juffin Halli. Sie können doch nicht einfach so in seinen Sachen wühlen!«
Es tat wirklich weh, Melifaro anzuschauen.
»Ich schon«, sagte ich ruhig. »Wir Bewohner der Grafschaft Wuk dürfen in den Tischen fremder Leute wühlen. Manchmal finden sich dort interessante Dinge. Hast du eigentlich schon den dritten Band der Enzyklopädie deines Vaters verspachtelt?«
Melifaro wirkte verstört. Wahrscheinlich übertrieb ich ein wenig. Dabei wollte ich nicht mal mehr Rache nehmen.
»Was ist denn mit dir los, Mensch?«, fragte ich gönnerhaft. »Bist du noch nie beim Karneval gewesen?«
Der gesunde Menschenverstand Melifaros meldete sich, und das Tagesantlitz des Ehrwürdigen Leiters begann nervös zu kichern. In Erinnerung an unser Gespräch lachte ich herzlich mit.
Als Sir Juffin ins Zimmer kam, sah er uns Arm in Arm auf dem Fußboden sitzen. Wir kicherten inzwischen nur noch leise vor uns hin, weil wir keine Kraft mehr hatten, laut zu lachen.
»Max, du warst immer so romantisch«, seufzte mein Chef theatralisch. »Früher mochtest du nicht mal in den Stadtteil Rendezvous gehen. Und jetzt? Kaum hast du einen künstlichen Busen bekommen und vierundzwanzig Stunden in Gesellschaft der verrückten Lady Sotova verbracht, landest du schon in den Armen eines dir
Weitere Kostenlose Bücher