Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Ihnen sein Leben. Ich heiße Lady Marilyn Boch.«
»Dann sind Sie die Tochter von General Bubuta?«, rief Melifaro verzückt. »Sündige Magister - warum bin ich Ihnen nicht schon früher begegnet?«
»Ich bin erst seit kurzem wieder in der Hauptstadt. Gleich nach meiner Geburt, die noch in die Traurige Zeit fiel, hat mein Vater mich zu seiner Familie in die Grafschaft Wuk geschickt. Wissen Sie, meine Mutter war nicht mit meinem Vater verheiratet, aber er hat sich dennoch stets um mich gekümmert. Und nach ihrem Tod hat der General seine Frau überredet, mich zu adoptieren. Mein Vater hat einen schwierigen Charakter - das weiß ich wohl -, doch er ist ein herzensguter Mensch.«
»Und er ist ungemein tapfer!«, ergänzte Melifaro begeistert. »Ihr Vater ist der echte Held des Krieges um das Gesetzbuch. Also hören Sie nur nicht auf irgendwelche dummen Gerüchte, Lady Marilyn. Ich persönlich schätze Ihren Vater enorm.«
Innerlich johlte ich vor Begeisterung. Sir Melifaro schätzte General Bubuta Boch enorm? Wie würde er mir später noch unter die Augen treten können, der Arme?
»Na ja, mein Vater ist nun mal grob, aber herzlich«, meinte Lady Marilyn und lächelte dabei erneut schüchtern. »Leider ist er noch immer krank.«
Das war allerdings wahr. Die Abenteuer mit der Pastete König von Bandscha hatten den skandalträchtigen General für längere Zeit gezwungen, seinen Posten ruhen zu lassen. Unverdrossen fuhr ich fort: »Aber mein Vater möchte nicht undankbar erscheinen. Deshalb hat er mich gebeten, Sir Max und Sie aufzusuchen.«
Ich grub in der Tasche meines Mantels nach einem meiner neuen Ringe und gab ihn Melifaro.
»Das ist für Sie, Sir Mufularo - als Zeichen der Freundschaft und Dankbarkeit.«
Melifaro betrachtete den Ring begeistert und versuchte gleich, ihn anzustecken. Leider hatte ich etwas kleinere Hände als er, und mein armer Freund schaffte es nur, das Schmuckstück auf den kleinen Finger zu schieben.
»Sagen Sie mir doch bitte, wo und wann ich Sir Max treffen kann«, fuhr Lady Marilyn träumerisch fort.
Melifaro wurde unruhig, und das war wirklich sehenswert. Er näherte sich mir, legte mir behutsam die Hand auf die Schulter, beugte sich vor und flüsterte mit geheimnisvoller Miene: »Wissen Sie, Unvergessliche, Sir Max ist nicht da, und ich glaube auch nicht, dass er bald vorbeischauen wird, aber das ist wohl auch besser so. Ich würde Ihnen nicht raten, diesen Mann zu treffen.«
Das wurde ja immer interessanter!
Sündige Magister, kann ich überhaupt mit dem Hollywoodhelden hier konkurrieren?, fragte ich mich. Er ist so aufgeregt.
»Warum das denn, Sir?«, fragte Lady Marilyn und versuchte, dabei möglichst naiv zu klingen. Sie ließ den Mund offen und klimperte mit den Wimpern.
»Er ist sehr gefährlich«, raunte Melifaro verschwörerisch. »Unser Sir Max ist ein seltsames Wesen. Vielleicht wissen Sie es ja noch nicht, aber er trägt sogar den Todesmantel. Können Sie sich das vorstellen, Unvergessliche?«
»Aber mein Vater hat gesagt ...«, begann ich.
»Ihr Vater ist sehr krank, Lady. Außerdem fühlt er sich Sir Max zu Dank verpflichtet. Ich bin sicher, dass er Ihnen ohne solche Umstände nicht erlaubt hätte, diesen seltsamen Mann zu treffen. Wissen Sie, Sir Max bringt ständig Menschen um, und zwar keinesfalls nur Verbrecher. Er kann sich einfach nicht beherrschen. Vor einigen Tagen erst hat er mit seinem giftigen Speichel eine nette Lady angespuckt, und dann hat sich herausgestellt, dass sie lediglich ein wenig unhöflich gewesen war.«
»Warum ist er daraufhin nicht im Cholomi-Gefängnis gelandet?«, fragte ich und versuchte mit aller Kraft, mein Lachen zu unterdrücken.
»Ach, glauben Sie mir etwa nicht, Lady? Das sind alles Intrigen von Sir Juffin Halli, unserem Ehrwürdigen Leiter. Sir Max ist sein Liebling und steht daher unter seinem besonderen Schutz. Wenn Sie wüssten, wie viele Unschuldige die beiden schon in diesem Büro verbrannt haben! Ich bin ein tapferer Mensch und mag das Risiko - darum bleibe ich hier. Aber meine Kollegen kündigen reihenweise.«
Melifaro legte sich wirklich ins Zeug, redete immer größeren Unsinn daher und vermochte sich nicht mehr zu bremsen. Ich verbarg den Mund hinter der Rechten und versuchte, lautlos zu lachen. Das klappte einigermaßen.
»Was ist los mit Ihnen, Unvergessliche?«, fragte Melifaro sichtlich bekümmert. »Habe ich Sie etwa erschreckt?«
Ich nickte schweigend. Etwas zu sagen, wäre über meine Kräfte gegangen,
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