Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Juffin. »Hätte ich es gründlicher machen wollen, hätte ich einige Tage dafür gebraucht. Darum hat der Bursche ziemliche Probleme, sich zu bewegen, aber das ist auch gut so. Ich habe nämlich keine Lust, ihn wieder einzufangen. Ich glaube, er kann mit mir reden, doch leider will er nicht sprechen.«
»Aber mit mir wird er sicher reden«, sagte ich etwas gereizt. »Was bleibt ihm schon anderes übrig?«
Ich war seltsam überzeugt, meine Kugelblitze abfeuern und darauf achten zu müssen, mich nicht von meinen Emotionen überwältigen zu lassen. Ich rechnete damit, Juffin und Schürf würden einen Wasserfall von Ratschlägen auf mich einregnen lassen, aber Fehlanzeige: Sie warteten ruhig ab, bis ich mich daranmachte, den Toten zu verhören.
Ich zügelte meine rasenden Gedanken und schnippte mit der Linken. Ein kleines, durchsichtiges Feuer erschien auf meinen Fingerspitzen, fuhr gegen die Brust des Toten, flammte auf und verschwand.
»Ich stehe Euch zu Diensten, Herr«, sagte der Tote sanft.
Ich seufzte sichtlich erleichtert. Juffin sah mich belustigt an, sagte aber nichts. Ich wandte mich ihm zu: »Brauchen Sie außer der Adresse noch weitere Informationen?«
»Die vor allem. Und dann befiehl ihm bitte, auf meine Fragen zu antworten. Schürf und du, ihr braucht keine Zeit mit weiteren Untersuchungen zu verlieren.«
»Toll«, sagte ich und wandte mich dem Toten zu. »Wohin wolltest du Mochi fahren? Ich brauche die Adresse und die genaue Wegbeschreibung.«
»Man muss die Stadt durch das Tor Kagilamuch verlassen und immer geradeaus fahren, bis alle Häuser hinter einem liegen. Der Weg führt dann durch einen Hain, hinter dem ein kleines Dorf liegt. Ich weiß nicht, wie es heißt, aber man kann es nicht verfehlen. Hinter dem Dorf beginnt der Wald, und der Mensch, in dessen Auftrag ich gehandelt habe, lebt in diesem Wald. Es ist leicht, sein Haus zu finden, denn es führt nur ein Weg dorthin. Wenn er zu Ende ist, müssen Sie aussteigen und nach links gehen. Nach ein paar Minuten stehen Sie vor seinem Haus. Wenn das Licht brennt, sieht man das Gebäude schon von weitem. Das war's.«
»Lebt dein Chef dort allein?«
»Ja. Er lässt zwar noch andere für sich arbeiten, aber sie tauchen dort nur selten auf.«
»Hat er vielleicht einen großen Hund?«
»Nein - Baka Bugwin hat keine Angst, vor niemandem.«
»Baka Bugwin? Der also steckt hinter dieser romantischen Geschichte!«, unterbrach ihn Sir Juffin.
»Warum finden Sie diese Geschichte romantisch?«, fragte ich erstaunt.
»Baka war ein sehr enthusiastischer Junge. Man warf ihn aus dem Orden des Geheimen Krauts. Er schrieb zwar geniale Gedichte, plauderte aber ab und zu die größten Geheimnisse seines Ordens aus. Ich hätte damals gern wissen wollen, wie er überhaupt an diese Geheimnisse gelangt war - schließlich war er nur ein bescheidener Novize. Zum Glück hatte der damalige Große Magister Chona ein Faible für moderne Dichtung. Sonst hätte man Baka womöglich an Ort und Stelle umgebracht. Aber seine Gedichte haben bis heute nichts von ihrer Kraft verloren. Bleibt also bitte tapfer, ihr Lieben, falls er etwas aus dem Gedächtnis rezitieren sollte.«
»Für Gedichte bin ich kaum zu begeistern«, seufzte ich. »Mich reizt fast alles, aber sicher keine Poesie - die ideale Voraussetzung also, um Literaturkritiker zu werden.«
»Literaturkritiker? Was ist denn das für ein Beruf?«, fragte Lonely-Lokley interessiert.
»Einer der gefährlichsten Berufe der Welt«, meinte ich. »Kritiker lesen fleißig, was andere geschrieben haben, und versuchen ihnen dann zu erklären, warum es ihnen nicht gefallen hat. Manche bemühen sich sogar, mit dieser Tätigkeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.«
»Seltsame Beschäftigung«, sagte Schürf gedankenverloren.
Ich wollte schon mit ihm darüber diskutieren, da stieß Sir Juffin mir den Ellbogen in die Seite.
»Max«, meinte er hastig, »hast du schon alles geklärt?«
»Ich glaube ja. Was meinen Sie?«
»Ich finde die Adresse am wichtigsten - und die kennst du schon. Ich werde mich weiter mit dem Mann unterhalten, und wenn ich etwas Interessantes herausgefunden habe, sage ich dir per Stumme Rede Bescheid.«
»Juffin, vielleicht muss Max nirgendwohin«, rief Lonely-Lokley unvermittelt. »Wie Sie wissen, kann ich alles allein erledigen.«
»Stimmt, Schürf. Aber hast du etwas dagegen, wenn er dich begleitet?«
»Nicht das Geringste. Ich möchte nur nicht, dass er sein Leben riskiert, wenn sich das vermeiden
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