Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
lässt.«
»Er kann auch bei mir bleiben, die Treppe runterfallen und sich das Genick brechen. Man weiß nie, wann man sein Leben riskiert. Also fahrt ruhig zu zweit.«
Ich lauschte ihrem Gespräch und blickte von einem Gesicht zum anderen.
»Hört auf, mich zu erschrecken. Ich hab schon Angst genug. Aber soweit ich es verstanden habe, muss ich sowieso mitkommen, weil ich die Sache ins Rollen gebracht habe.«
»Richtig«, meinte Juffin. »Ich möchte dich gar nicht erschrecken, sondern die ganze Sache eher philosophisch betrachten. Ich habe nicht die Vorahnung, dass du demnächst die Treppe herunterfällst - das schwöre ich dir. Fahrt bitte los und bringt mir den Kopf des verrückten Dichters Baka.« Bei diesen Worten zwinkerte Juffin mir zu und ergänzte: »Ich habe vor, ihn zu verspeisen.«
Ich sah meinen Chef ehrlich erschrocken an, und Juffin lachte laut.
»Seltsam«, meinte Schürf kopfschüttelnd. »Wo ist denn dein Humor geblieben, Max?«
Demonstrativ wühlte ich in den Taschen meines Mantels und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Als ich aus dem Haus ging, hatte ich ihn noch - dessen bin ich mir sicher.«
»Du verlierst ihn einfach immer wieder«, meinte Juffin mit gespieltem Ärger. »Übrigens hast du den Toten vergessen. Du fährst einfach weg, und ich muss mich mit ihm quälen.«
Ich wandte mich der Leiche zu und sagte streng: »Du musst dich mit diesem Mann unterhalten und all seine Fragen beantworten - auch wenn sie dir indiskret Vorkommen. Und wenn der Mann dir zu sterben befiehlt, musst du auf ihn hören.«
»Gut, mein Herr«, sagte der Tote phlegmatisch.
Schürf und ich verließen die Leichenhalle. Ich dachte an Juffins Worte und hielt mich auf der Treppe am Geländer fest.
»Warum wolltest du eigentlich allein fahren«, fragte ich, als wir in meinem A-Mobil saßen. »Kannst du mich etwa nicht mehr ertragen?«
»Ich liebe es, wenn du so gereizt bist«, sagte Schürf, »doch es ist ganz anders: Ich habe keine dummen Vorahnungen; ich habe nur den Eindruck, dass der Tod dich aufmerksamer beobachtet als andere. Aber ich will nicht,
dass du vor meinen Worten erschrickst, und ich denke auch nicht, dass du bald sterben musst.«
»Was willst du mir damit sagen?«
»Nur das, was du gehört hast. Der Tod beobachtet dich. Deshalb solltest du ihn nicht grundlos reizen.«
»Schon gut. Ich hätte nie gedacht, dass mich mal wer zur Vorsicht mahnen würde. Ich bin von Natur aus sehr ängstlich. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
»Das bildest du dir nur ein. Manche Leute überschätzen ihre Eigenschaften.«
Wir rasten aus der Stadt und kamen nach ein paar Minuten in ein Wäldchen.
»Hier ist es aber seltsam«, meinte ich. »Bisher dachte ich, die Bäume in Uguland würden genauso aussehen wie bei uns in den Leeren Ländern, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. In meiner Heimat gibt es außerdem sehr hübsche Häuschen, und ich würde gern eins davon besitzen. Das, was hier steht, sieht dagegen nicht gerade einladend aus.«
»Dieses Dorf steht seit Anfang der Traurigen Zeit leer.«
»Und warum hat man es nicht abgerissen?«
»Wieso denn? Im Vereinigten Königreich gibt es Platz genug, und niemand siedelt gern dort, wo etwas Schreckliches passiert ist.«
»Jetzt verstehe ich allmählich«, seufzte ich. »Unser großer, aber gescheiterter Dichter Baka Bugwin hat nicht zufällig ein Haus in einem abgelegenen Wald bezogen.«
»Natürlich nicht. An seiner Stelle hätte ich das Gleiche getan. Wir müssen in den schmalen Weg dort biegen.«
»Ich kann nicht behaupten, dass er sich für A-Mobile eignet, aber da kann man nichts machen«, seufzte ich.
Nach ein paar Minuten war der Weg endgültig nicht mehr befahrbar. Also stiegen wir aus und gingen zu Fuß. Sir Schürf streifte seine Schutzhandschuhe ab, und ich sah begeistert auf seine tödlichen Hände.
»Du würdest staunen, wenn du wüsstest, wie sehr mich dieser Anblick beruhigt«, sagte ich lächelnd. »Ich meine deine Pfoten.«
»Warum sollte ich darüber staunen? Der Anblick meiner Pranken beruhigt mich selbst immer wieder. Ich glaube, links vor uns sehe ich ein Gebäude. Das dürfte das Haus von Baka Bugwin sein.«
Das Haus war erstaunlich leicht zu finden. Der Tote hatte uns nicht belogen. Baka Bugwin versuchte nicht einmal, sich zu verstecken. Offenbar hatte er wirklich vor niemandem Angst.
»Sei bitte vorsichtig und bleib hinter meinem Rücken«, ermahnte mich Lonely-Lokley.
»Und wenn er uns von hinten
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