Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
erleichtert, dass ich aufseufzte. Natürlich war das nicht meine Techi, sondern eine nette Dame mittleren Alters, die gewisse Ähnlichkeiten mit meiner Freundin hatte.
Ich brauchte dringend einen Spiegel, um herauszufinden, ob ich noch das Gesicht des guten alten Max hatte.
»Meine Frage klingt zwar etwas dumm, aber haben Sie einen Spiegel dabei?«, fragte ich und lächelte breit.
»Ja«, sagte die Frau und wirkte etwas verlegen.
»Geben Sie ihn mir doch bitte.«
Sie suchte ziemlich lange in ihrer Handtasche und gab mir schließlich eine Puderdose. Ich öffnete sie ungeduldig und musterte mein Gesicht. Mir fehlte wirklich ein Turban!
»Wissen Sie was?«, begann ich fröhlich, »Sie haben mir gerade das Leben gerettet. Kann ich mich dafür mit einer Tasse Kaffee revanchieren?«
Statt die Polizei zu rufen oder wortlos zu gehen, nickte die Frau nur energisch, und ihre silbernen Löckchen wippten. Sie hatte die gleichen Haare wie meine Techi.
»Wissen Sie«, sagte sie lächelnd, »ich glaube, das Leben ist etwas mehr wert als eine Tasse Kaffee. Ich bestehe darauf, mit Ihnen ein Glas guten Wein zu trinken.«
Dann sah sie auf die Uhr und zog ein finsteres Gesicht. »Ich sehe gerade, dass ich mich verspäten werde. Aber egal - wer ohnehin zu spät ist, kann den anderen auch mehr als eine halbe Stunde warten lassen. Eine Viertelstunde Verspätung ist spießig, finden Sie nicht?«
»Unbedingt«, versicherte ich ihr, hätte aber vermutlich jeder ihrer Behauptungen zugestimmt.
»Hier in der Nähe gibt es eine nette amerikanische Bar ohne weißblaue Tischdecken. Und weißt du ... wenn man mich siezt, fühle ich mich alt - können wir uns nicht duzen?«
Einmal mehr nickte ich eifrig.
»Ich hoffe, es ist kein Fehler, mit dir ein Glas Wein trinken zu gehen. Ich bin nämlich mit Freunden verabredet und muss danach noch mit dem Zug nach München.«
Offenbar hatte ich meine Beredsamkeit verloren, denn erneut fiel mir nichts anderes ein als energisch zu nicken.
»Wir sind da«, sagte Thea und zeigte auf eine kurze Straße, in der allenfalls zehn Häuser standen.
Das Lokal war steril, und mein Blick fand keinen Ort zum Verweilen.
»Kaum zu glauben, aber hier gibt es gute französische Weine. Damit kann man mich ködern«, meinte sie.
Mir war etwas schwindlig, und auch sonst war ich ziemlich schlecht in Form. Ich vermochte mich nicht zu konzentrieren, obwohl ich mir längst hätte überlegt haben sollen, wie ich nach Echo zurückkehren konnte.
»Bestell dir einen starken Kaffee«, riet sie mir. »Wie lange hast du eigentlich nicht mehr geschlafen, mein Lieber? Ist dein Leben, das ich angeblich gerettet habe, noch immer in Gefahr? «
»Alles halb so wild«, sagte ich und lächelte schwach. »Ich habe wirklich lange nicht geschlafen, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Ich muss nur rasch nach Hause.«
»Dort wartet man sicher auf dich«, stellte sie fest und trank genüsslich einen Schluck Wein.
Ich zuckte zusammen, denn sie redete, als habe Sir Juffin ihr am Vortag offenbart, welche Sehnsucht er nach mir habe.
Mein Kaffee kam. Thea trank ihren Wein aus und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Ich fühlte mich in ihrer Gesellschaft wohl. Dann sah sie auf die Uhr und meinte: »Ich muss jetzt wirklich zu meinen Freunden gehen. Vielen Dank für den Wein. Das war eine wirklich nette Überraschung.«
Sie verließ das Lokal, winkte mir durchs Fenster zu und ging zügigen Schritts davon. Sie hinkte leicht, aber eine Frau mit so schönen Beinen konnte sich das durchaus leisten.
Ich blieb im Lokal und bestellte einen zweiten Kaffee und eine Flasche Mineralwasser. Dann begann ich, Ordnung in meine Notizen zu bringen. Ich war so gerührt, dass ich jede Seite hätte küssen können, denn meine Aufzeichnungen hatten dafür gesorgt, dass ich nicht spurlos verschwunden war.
Ich überlegte auch, wie ich die Ritze zwischen den Welten finden konnte, um nach Echo zurückzukehren. Plötzlich meldete sich Sir Machi Ainti per Stumme Rede bei mir.
»Jede Tür, die du im Dunkeln öffnest, führt an dein Ziel. Aber es muss wirklich finster sein.«
»Machi, ich freue mich, dass Sie mich gefunden haben. Unterhalten Sie sich bitte noch ein wenig mit mir. Ich habe so viele Fragen!«
»Du bist nicht in Form, ich weiß. Du musst einfach zurück zu uns. Am besten unterhalten wir uns in Echo weiter.«
Ich erfuhr wieder nicht, wie lange ich nicht mehr in Echo gewesen war, doch immerhin gab er mir etwas sehr Wichtiges - die Wegbeschreibung
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