Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Rat hören werde.«
Barcha Batschoj leuchtete buchstäblich von innen. Er war begeistert, verbeugte sich dankbar vor mir und murmelte vor lauter Rührung etwas Unverständliches in sich hinein. Er hatte offenbar nicht begriffen, dass sich für ihn nichts geändert hatte. Wenigstens hatte ich ihn davon befreit, vergebliche Kontaktversuche mit dem Himmel aufnehmen zu müssen.
Schließlich zog sich mein neuer Bekannter, den ich in Gedanken »General« getauft hatte, zurück und machte einem etwas älteren, nicht eben großen und ziemlich schlanken Mann Platz, dessen Hände ebenso kräftig und muskulös wirkten wie die des Generals. Überhaupt war dieser ältere Mann eine recht auffällige Erscheinung. Etwas an ihm ließ mich an mächtige Magister längst verbotener Orden denken. Mein zweites Herz erkannte sofort, dass aus diesem Mann ein sehr gefährliches Wesen geworden wäre, wenn sein Leben anders verlaufen wäre.
»Sei gegrüßt, Fangachra!«, sagte der Alte. »Mein Name ist Fajriba, und manchmal besitze ich die Gabe der Klugheit. Ich bin gekommen, um dich bei deinem Wirklichen Namen zu nennen. Wenn dich der Klang dieses Namens erreicht, verschwindet der Fluch, der dein Volk verfolgt, seit wir dich verloren haben. Ich hoffe, deine Gäste werden es mir nicht verübeln, wenn ich dir deinen Namen gebe, ohne den Mund zu öffnen. Den Namen eines Königs darf man nicht laut äußern - das wäre ein Verstoß gegen die Gesetze des Himmels.«
»Ich wusste gar nicht, dass auch mein Volk die Stumme Rede beherrscht.«
»Dein Volk hat mit dieser gefährlichen Magie nichts zu tun«, beruhigte mich der strenge Alte. »Aber ich verfüge über Kraft genug, dir per Stummer Rede deinen Namen zu sagen.«
Daran zweifelte ich nicht - im Gegenteil: Ich war mir sicher, dass die Magie des Alten noch viel größere Dinge zuwege bringen konnte.
Der Mann schnürte seine große Reisetasche auf und schüttete mir ihren Inhalt vor die Füße. Zu meinem Erstaunen handelte es sich um ganz normale Erde, und ich fragte mich, ob er in meinem Audienzsaal ein Beet anlegen wollte. Kaum hat man ein neues Zuhause, schon kommen Fremde und richten Chaos an, dachte ich.
»Gemäß unserer Sitte muss der König der Chencha auf dem Boden seines Landes stehen, wenn er seinen Wirklichen Namen vernimmt«, erklärte Fajriba. »Der mächtige König Gurig, dem gegenüber Ihr Verpflichtungen habt, erlaubt Euch nicht, in Eure Heimat zurückzukehren. Ich möchte nicht wissen, warum Ihr ihm verpflichtet seid, denn Eure Geheimnisse haben Eurem Volk heilig zu sein. Deshalb habe ich Euch die Erde Eurer Steppe mitgebracht und bitte Euch, sie zu betreten, Fangachra.«
Gehorsam stand ich auf. Fajribas Vorschlag kam mir zupass, denn meine Beine drohten einzuschlafen. Ich fürchtete zwar, die Schuhe ausziehen zu müssen, aber glücklicherweise verlangte das niemand von mir.
Der Alte zog ein Säckchen aus der Innentasche seiner Jacke. Darin befand sich eine Schatulle, aus der er eine winzige Flasche nahm. Irgendwie erwartete ich, Fajriba würde einen uralten Geist aus dieser Flasche lassen, doch das geschah nicht.
»Gebt mir Eure Hand, Fangachra«, befahl mir der Alte.
Unwillkürlich streckte ich die Linke aus - vielleicht, weil ich sie für die meisten Zaubertricks gebraucht hatte, die mir beigebracht worden waren.
»Das ist ein Zeichen des Himmels, Fangachra«, flüsterte der Alte mit zitternder Stimme. »Fast alle Könige haben den Schwur mit der Rechten geleistet, doch in grauer Vorzeit lebte ein Regent namens Drochmor Modilach, der seinem Schamanen die linke Hand gab. Er eroberte viele Gebiete, verschwand aber plötzlich. Auch Ihr werdet ein großer König sein, Fangachra.«
»Das kann ich mir vorstellen«, seufzte ich.
Ich vermutete gleich, der gute Fajriba werde mit mir eine böse Enttäuschung erleben. Ich hatte nämlich vor, schon in wenigen Jahren abzudanken und die Geschicke meines Königreichs in die Hände unseres sympathischen Herrschers Gurig zu legen. Einfach zu verschwinden, wäre allerdings keine passable Lösung gewesen. Aber wer weiß -vielleicht würde genau das bei meinem Volk großen Jubel auslösen.
Der alte Mann öffnete die Flasche und goss mir ein paar Tropfen einer farblosen Flüssigkeit auf die Handfläche.
»Dieses Wasser stammt aus der heiligen Quelle deiner Länder, Fangachra«, erklärte er mir.
Dann entnahm er der Schatulle eine spielkartengroße grünliche Platte aus einem mir unbekannten Material und legte sie vorsichtig auf
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