Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
verbieten, kannst du es dir sicher herausnehmen, mit uns etwas zu trinken und mindestens eine kleine Pirogge zu essen.«
»Und höchstens drei davon«, sagte ich lächelnd. »Das ist eine der besten Nachrichten der letzten Zeit. Was feiert ihr hier eigentlich so eifrig, Herrschaften?«
»Na, was wohl? Deine Krönung natürlich!«, rief Melifaro und brachte das Piroggentablett vor meinen hungrigen Händen in Sicherheit. »Nicht so gierig! Bekommst du in deiner Residenz etwa nichts zu futtern?«
»Ein Wort noch, und ich erkläre dir im Namen meines Königreichs den Krieg«, drohte ich ihm und stützte mich auf die Lehne von Melamoris Stuhl. Sofort legte meine Kollegin mir eine kalte Hand auf die gut durchblutete Rechte.
»Guten Abend«, sagte sie, und mir fiel auf, dass sie so verzweifelt blickte, als verzehrte sie sich vor Sehnsucht.
»Wenn du willst, baue ich dir ein Floß und reise mit dir nach Arwaroch. Sag mir einfach Bescheid«, versicherte ich ihr per Stummer Rede, denn schließlich gibt es Dinge, die kein anderer hören soll.
»Darauf komme ich gern zurück«, sagte sie. »Keine Sorge, Max, ich bin eigentlich immer traurig gestimmt, und bei schlechtem Wetter ist es noch schlimmer.«
»Dann sollte man das Wetter ändern.«
»Die Meteorologen sagen, es bessert sich bald. Aber jetzt sprich wieder laut - dein langes Schweigen ist verdächtig.«
Ich tat, wie mir geheißen, und wandte mich an die Kollegen. »Wollt ihr mir nicht Gesellschaft leisten, Freunde? Ohne euch wird die Krönung sicher furchtbar für mich.«
»Ich lasse dich nicht im Stich«, beruhigte mich mein Chef. »Anders als unser König bin ich verpflichtet, an der Zeremonie teilzunehmen.«
»Danke, Juffin. Nun geht es mir schon viel besser«, versicherte ich ihm. »Gibt es noch andere Freiwillige?«
»Ich würde deine Einladung gern annehmen, aber du siehst sicher ein, dass ...«, begann Sir Schürf und breitete ratlos die Arme aus.
»Natürlich«, seufzte ich.
»Unser Max ist in die Klemme geraten und versucht, auch den anderen den Abend zu verderben«, sagte Kofa lächelnd. »Oh nein, ich bleibe. Einer muss schließlich Bereitschaftsdienst schieben.«
»Weißt du, auch ich muss dich im Stich lassen«, flüsterte Melamori mir zu. »Ich habe mir schon lange vorgenommen, mir heute Abend ein paar deiner DVDs anzusehen.«
»Das hab ich mir schon gedacht. Ich kenne noch eine nette Lady, die den heutigen Abend glühend erwartet, und kann mir durchaus vorstellen, dass du auch ihr eine Flasche Wein aus dem Keller deines Großvaters Kima versprochen hast.«
»Es ist wirklich gefährlich, mit dir zu tun zu haben, denn du weißt alles, und zwar über jeden von uns.«
»Nicht alles - nur das Wichtigste«, sagte ich lächelnd und wandte mich an Melifaro. »Und du, mein Augenstern? Willst du die wunderbare Gelegenheit, mir Gesellschaft zu leisten, einfach verstreichen lassen?«
»Keine Sorge, das tu ich schon nicht«, antwortete er wie ein Gentleman, der in den Heiratsantrag der Witwe seines Opfers einwilligt. »Erstens darf man so ein Ereignis nicht verpassen, und zweitens möchte ich unbedingt meinen guten alten Freund Wiedersehen.«
»Von wem sprichst du?«
»Von Prinz Ajoncha Rotri Schimaro, dem älteren Herrn der Grafschaft Schimara. Das ist ein wunderbarer Mann, der dir sicher gefallen wird. Sein jüngerer Bruder ist auch nett, für meinen Geschmack aber ein wenig streng. Prinz Ajoncha ist eine Seele von Mensch - und obendrein mein Schuldner.«
»Kaum hatte unser Kollege Melifaro seine Laufbahn beim Kleinen Geheimen Suchtrupp begonnen, befreite er den älteren Prinzen Schimaro aus einer recht unangenehmen Lage«, erklärte Juffin. »Einer der Freunde des Prinzen neigte dazu, Morde vermittels unerlaubter Magie zu begehen, um Rache für seine Verwandten zu nehmen, die bei den Kämpfen um die Einführung des Chrember-Gesetzbuchs ums Leben gekommen waren. Dieser Freund war kein schlechter Magier, und es gelang ihm, dem armen Ajoncha die Schuld an diesen Taten in die Schuhe zu schieben. Kaum war unser Prinz in Echo, landete er schon im Cholomi-Gefängnis. Daraus entwickelte sich ein Skandal, und sein Bruder Dschifa wandte sich an mich. Er ist zwar zwei Jahre jünger als Ajoncha, sieht aber bedeutend älter aus und war seit Kindertagen gewöhnt, seinen Bruder in Schutz zu nehmen. Prinz Dschifa kam im Inkognito eines Kaufmanns nach Echo, um mich um Hilfe zu bitten. Damals war ich noch neu hier und so überlastet, dass ich ihn zu Sir Melifaro
Weitere Kostenlose Bücher