Das Echo
Sie sprechen.«
Deacon und Terry tauschten einen Blick. »Hat er gesagt, warum?«
»Nein, aber er hat ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es nichts mit Terry zu tun hat.«
Mit einem Achselzucken in die Richtung des Jungen folgte Deacon der Frau hinaus.
»Michael scheint ja lebhafte Beziehungen zur Polizei zu unterhalten«, bemerkte Penelope trocken. »Ist das was Neues?«
»Wenn Sie glauben, daß ich dran schuld bin, haben Sie wahrscheinlich recht. Die Bullen wüßten nicht mal seinen Namen, wenn ich nicht wär’. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, daß er Probleme kriegt, Mrs. D. Er ist total in Ordnung. Er fährt nicht mal Auto, wenn er was getrunken hat.« Er beobachtete sie aus den Augenwinkeln. »Er war echt nett zu mir. Er hat mir Kleider gekauft und mir Sachen beigebracht, die ich nicht gewußt hab’. Hundert andere hätten mich nicht mal angeschaut.«
Sie sagte nichts, und Terry bemühte sich tapfer weiter.
»Ich glaub’, es würde bestimmt nichts schaden, wenn Sie ihm zeigen, daß Sie sich freuen, daß er da ist. Ich erinner’ mich, daß der alte Penner, den ich mal gekannt hab’ - er hat immer ganz gern gepredigt -, mir eine Geschichte von so einem reichen Typen erzählt hat, der das ganze Geld, das er von seinem Alten gekriegt hat, auf den Kopf gehauen hat, für Frauen und beim Spielen, und am Ende auf der Straße gelandet ist. Er war echt arm und total fertig, bis ihm eingefallen ist, wie nett sein Alter immer zu ihm war, bevor er von daheim abgehauen ist. Da hat er gedacht, warum bettel’ ich hier fremde Leute an, wenn Dad mir alles gibt, was ich will, ohne zu fragen? Er ist nach Haus gegangen, und sein Vater hat sich so gefreut, daß er da war, daß er geheult hat, weil er gedacht hat, der Typ wäre schon vor Jahren gestorben.«
Penelope lächelte leicht. »Sie haben mir gerade das Gleichnis vom verlorenen Sohn erzählt.«
»Aber verstehen Sie, worauf’s ankommt, Mrs. D.? Der Typ hat sein ganzes Leben vermasselt, und trotzdem war sein Alter ganz weg, als er ihn wiedergesehen hat.«
»Ja, aber für wie lange?« fragte sie. »Der Sohn hatte sich nicht verändert. Glauben Sie, sein Vater hat sich auch noch über seine Rückkehr gefreut, als er wieder anfing, sein Leben zu vermasseln?«
Terry dachte darüber nach. »Warum nicht? Okay, sie werden vielleicht manchmal Krach gehabt haben, und wahrscheinlich konnten sie nicht unter demselben Dach wohnen, aber der Vater war bestimmt nie wieder so unglücklich wie damals, als er gedacht hat, sein Sohn wäre tot.«
Sie lächelte wieder. »Nun, ich werde nicht in Freudentränen ausbrechen, Terry. Erstens bin ich viel zu griesgrämig, um so was Sentimentales zu tun, und zweitens wäre Michael entsetzt. Er kann weinende Frauen nicht ertragen, ich vermute, deswegen sind seine beiden Frauen auch mit soviel Geld gegangen, obwohl keine von beiden Kinder hatte. Julia jedenfalls hat genau gewußt, wann sie die Tränen fließen lassen mußte, um zu erreichen, was sie wollte, und Clara war da sicher genauso talentiert. Im übrigen wirst du, glaube ich, feststellen, daß er bereits weiß, wie sehr ich mich freue, ihn zu sehen, sonst würde er nämlich nicht so ungezwungen mit mir reden.«
»Wenn Sie meinen«, sagte Terry voller Zweifel. »Wissen Sie, Sie sind doch alle beide gute Typen, find’ ich jedenfalls, und wenn ich’ne Mutter suchen würde, ehrlich gesagt, dann würd’ ich eher Sie nehmen als die Pflegerin da draußen, die mich dauernd antatscht. Außerdem redet sie wie’n Wasserfall. Quak, quak, quak. Die hat mir praktisch ihre ganze Lebensgeschichte erzählt, als ich draußen nach dem Gin gesucht hab’.« Er legte sachte seine Hand auf den Kopf der Katze und kraulte sie hinter den Ohren. »Was ist überhaupt’n eingelegtes Ei? Hat sich ja eklig angehört.«
Penelope lachte, als Deacon wieder ins Zimmer kam, und er war erstaunt, wie jung sie aussah. Er erinnerte sich, daß ein jamaikanischer Freund einmal zu ihm gesagt hatte, Lachen sei die Musik der Seele. War es auch der Quell der Jugend? Würde Penelope länger leben, wenn sie wieder lachen lernte?
»Wir müssen nach London zurück«, sagte er zu Terry. »Ich weiß nichts Genaues, aber Harrison sagt, daß Barry festgenommen worden ist, weil er sich in Amanda Powells Garten verdächtig benommen hat. Barry redet kein Wort, und sie möchten wissen, ob ich ihnen etwas über die Fotos sagen kann, die sie bei ihm gefunden haben.« Er runzelte die Stirn. »Hat er zu dir was davon gesagt,
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