Das Echo
froh über die Scheidung wie ich. Okay, ich war derjenige, der fremdgegangen ist, aber versuch du mal, mit einer Frau zu schlafen, die weder am Sex noch an Kindern Interesse hat und dir hinreichend klarmacht, daß sie dich nur geheiratet hat, weil sie lieber Mrs. Deacon als Miss Fitt sein wollte.« Er stand auf und ging ruhelos zum Fenster. »Hast du dich nie gefragt, warum sie nicht wieder geheiratet hat und warum sie sich weiterhin Julia Deacon nennt?« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Weil es ihr allein darum ging, von ihren Eltern loszukommen, und ich war der Dummkopf, der dafür herhalten mußte.«
»Und was für einen Grund hatte Clara, dich zu heiraten? Wie lange hat diese Ehe gehalten, Michael? Drei Jahre?«
»Sie hat mir wenigstens nach acht eisigen Jahren mit Julia ein bißchen Wärme gegeben.«
Penelope schüttelte den Kopf. »Und warum hat sie keine Kinder in die Welt gesetzt?« fragte sie. »Vielleicht bist du derjenige, der keine will, Michael.«
»Falsch. Sie hatte Angst um ihre gottverdammte Figur.« Er drückte seine Stirn an die Scheibe. »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich Emma beneide. Für ihre Töchter würde ich alles geben.«
»Nein, das würdest du nicht«, widersprach Penelope mit einem spröden Lachen. »Sie sind fürchterlich. Ich kann sie höchstens ein paar Minuten ertragen, ehe ihr affektiertes Getue mich wahnsinnig macht. Ich hatte allerdings gehofft, du würdest mir einen Enkel bescheren. Jungen sind nicht so zickig wie Mädchen.«
Sergeant Harrison grüßte mit einer Handbewegung die beiden uniformierten Beamten, die gerade aus ihrem Wagen stiegen, als er die Dienststelle verließ. »Ich bin weg«, sagte er. »Fünf Tage sauer verdienter Urlaub. Ich habe die Absicht, jede verdammte Minute zu genießen.«
»Sie Glückspilz«, sagte der Fahrer neidisch, während er die hintere Tür des Fahrzeugs öffnete und den Mann, der auf dem Rücksitz saß, beim Arm packte. »Kommen Sie, Sportsfreund. Auf geht’s.«
Barry Grover kroch heraus und blinzelte in die Sonne.
Harrison blieb stehen. »Den Kerl kenn’ ich«, sagte er erstaunt. »Was gibt’s denn?«
»Verdächtiges Benehmen in einem fremden Garten. Genauer gesagt, er hat sich da über einem Foto von der Eigentümerin einen runtergeholt. Unter welchem Namen kennen Sie ihn?«
»Barry Grover.«
»Hey, können Sie nicht noch mal zehn Minuten mit reinkommen, Sergeant? Uns hat er erzählt, er heißt Kevin Powell und wohnt im Claremont Cottage in Easeby, Kent. Er sagt, er wär’ mit dieser Amanda Powell, der das Haus gehört, verwandt. Nach dem, was er mit ihrem Foto getrieben hat, hielten wir das für ziemlich unwahrscheinlich, aber die Nachbarn haben bestätigt, daß sie Verwandte in Kent hat. Sie ist erst heute morgen dorthin gefahren, zu ihrer Mutter.«
Harrison sah Barry angewidert an. »Er heißt Barry Grover«, wiederholte er, »und er lebt bei seiner Mutter in Camden. Heiliger Strohsack! Da kann man nur hoffen, daß die Wichserei sein schlimmstes Verbrechen ist, sonst graben wir am Ende noch Leichen unter seinen Zimmerdielen aus.«
»Mein Sohn und ich haben uns nie verstanden«, sagte Penelope zu Terry. »Ich kann mich nicht erinnern, auch nur mit einer einzigen Entscheidung einverstanden gewesen zu sein, die er in seinem Leben getroffen hat.«
»Du warst doch ganz begeistert, als ich dir sagte, daß ich Julia heirate«, murmelte Deacon, der immer noch beim Fenster stand.
»Begeistert kaum, Michael. Ich war froh, daß du dich endlich entschlossen hattest, eine Familie zu gründen, aber ich weiß, daß ich sagte, Julia wäre nicht meine erste Wahl gewesen. Mir war Valerie Crewe immer lieber.«
»Natürlich«, erwiderte er. »Sie hat ja auch brav allem zugestimmt, was du gesagt hast.«
»Was beweist, wie intelligent sie war.«
»Eher zu Tode geängstigt. Jedesmal, wenn sie dieses Haus betreten hat, hat sie gezittert wie Espenlaub.« Er zwinkerte Terry zu. »Meine Mutter hat jedes Mädchen, das ich mit nach Hause gebracht habe, als mögliche Schwiegertochter betrachtet und sofort auf Herz und Nieren geprüft, um ihre Tauglichkeit festzustellen. Wer denn ihre Eltern seien? Welche Schule sie besucht habe? Ob es in ihrer Familie irgendwelche Geisteskrankheiten gebe?«
»Wenn das der Fall gewesen wäre, wäre eine Heirat nicht in Frage gekommen«, erklärte Penelope schroff. »Bei so einer Veranlagung von beiden Seiten hätten Kinder keine Chance gehabt.«
»Tja, wir werden es nie erfahren«, sagte Deacon
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