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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aber mein Charakter ist nun mal nicht schön, Terry, und den hat John perfekt erfaßt, finde ich. Können wir uns umdrehen?«
    »Klar.« Er half ihr, sich herumzudrehen, so daß sie ihren Sohn sehen konnte.
    »Komm herein, Michael«, sagte Penelope. »Was verschafft mir dieses unerwartete Vergnügen?«
    Er lächelte unbehaglich. »Warum stellst du die schwierigsten Fragen immer zuerst, Ma?«
    »Terry schien keine Mühe damit zu haben. Als ich ihn fragte, wer er sei und was er hier zu tun habe, sagte er, du und er hättet heute morgen Besuch von den - äh - Bullen gehabt und hättet es für eine gute Idee gehalten, eine Weile aus London zu verschwinden. Hat er mich angeschwindelt?«
    »Nein.«
    »Gut. Es ist mir lieber, du kommst, weil du auf der Flucht vor der Polizei bist, als weil du mit Emma gesprochen hast. Ich lasse mich nicht mehr drangsalieren, Michael.« Sie puffte Terry in die Rippen. »Bringen Sie mich bitte zu meinem Sessel zurück, junger Mann, und holen Sie uns dann etwas zu trinken aus der Küche. Es ist Gin, Sherry und Wein da, aber wenn Sie lieber ein Bier möchten, steht sicher was im Keller. Siobhan, würden Sie ihm dabei helfen.« Sie setzte sich. »Setz dich, Michael - so, daß ich dich sehen kann. Hast du dich rasiert, ehe du hergekommen bist?«
    Er setzte sich in einen Sessel vor dem Fenster. »Tut mir leid, nein. Ich bin nicht mehr dazu gekommen, bevor die Polizei aufkreuzte, und danach habe ich es vergessen.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »So schlecht sind deine Augen also gar nicht, was?«
    Sie ging nicht auf die Bemerkung ein. »Wer ist Terry und warum ist er bei dir?«
    »Er ist ein Junge, den ich für einen Aufsatz über Obdachlosigkeit interviewt habe, und als ich hörte, daß er nicht weiß, wo er Weihnachten hin soll, habe ich ihm vorgeschlagen, ein paar Tage bei mir zu bleiben.«
    »Wie alt ist er?«
    »Das hat nichts damit zu tun, warum die Polizei heute morgen bei mir war, Ma.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, daß ich das behauptet habe. Wie alt ist er, Michael?«
    »Vierzehn.«
    »Du lieber Gott! Wieso kümmern sich seine Eltern nicht um ihn?«
    Deacon lachte ironisch. »Da müßte er erst wissen, wo sie sind.« Er war schockiert, wie sehr seine Mutter sich verändert hatte. Sie war ein älterer, kleinerer, zarterer Schatten ihrer selbst, und ihre ehemals stechend blauen Augen hatten sich zu einem Grau getrübt. Er war auf einen verwundeten Drachen gefaßt gewesen, der noch Feuer speien konnte, nicht auf einen, dessen Feuer erloschen war. »Verschwende deine Anteilnahme nicht an ihn, Ma. Selbst wenn er wüßte, wo seine Eltern sind, würde er nicht zu ihnen zurückkehren. Er ist viel zu selbständig.«
    »Wie du also?«
    »Nein, das kann man nicht vergleichen. Ich war in seinem Alter längst nicht so autonom. Er hat eine Ungezwungenheit im Umgang mit Menschen, die mir heute noch fehlt. Niemals hätte ich mit vierzehn einfach in dieses Zimmer marschieren und mit einer wildfremden Frau ein Gespräch führen können. Was hat er eigentlich zu dir gesagt?«
    Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ich habe gerufen, als ich ihn auf Zehenspitzen durch den Flur schleichen hörte. Ich sagte: ›Wer Sie auch sind, würden Sie bitte hereinkommen?‹ Und als er hereinkam, sagte er: ›Sie haben wohl Ohren wie’n Luchs, was?‹ Dann hat er mir beteuert, daß er kein Einbrecher sei, daß er aber, wenn er einer wäre, gegen die Bilder hier nichts einzuwenden hätte, die wären ›echt‹ genial. So wie ich ihn verstanden habe, ist dieses Haus hier der reinste Palast im Vergleich zu deiner Wohnung, die ungefähr so langweilig ist wie eine öffentliche Herrentoilette. Was tust du mit ihm, wenn Weihnachten vorbei ist?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Das solltest du aber tun, Michael. Du hast die schlechte Angewohnheit, leichtfertig Verantwortung auf dich zu nehmen, und sie abzuwälzen, sobald sie dich langweilt. Ich gebe mir die Schuld daran. Ich hätte dir beibringen müssen, dich den Unerfreulichkeiten des Lebens zu stellen, anstatt dich zu ermutigen, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    Er sah sie an. »Hast du das denn getan?«
    »Das weißt du doch.«
    »Nein. Ich weiß nur, daß ich mit angesehen habe, wie du dich ohne guten Grund zur Märtyrerin gemacht hast, und da habe ich mir geschworen, nie im Leben auch so zu werden. Julia und ich konnten einander nicht ausstehen, ganz egal, was sie hinterher behauptet hat. Glaub mir, sie war ebenso

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