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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Kopf, als Harrison zum Ende gekommen war. »Ich weiß im Grunde kaum etwas über Barry«, sagte er. »Er spricht nie über sein Privatleben.« Er blickte angeekelt auf die besudelte Fotografie von Amanda Powell, die wie eine Insel in der Mitte des Tisches lag. »Soviel ich weiß, hörte er zum erstenmal von Mrs. Powell, als er nach einem Interview, das ich mit ihr gemacht hatte, einige Fotos von ihr entwickelte. Eine unserer Fotografinnen hatte Aufnahmen gemacht« - er wies mit dem Kopf auf den Tisch -, »und das war die beste aus der Serie.«
    »Warum haben Sie die Frau interviewt?«
    »Ich arbeite an einem Artikel über Obdachlose, und die Zeitungen berichteten im Juni über sie, als in ihrer Garage ein Mann namens Billy Blake gefunden wurde, der dort verhungert war. Wir dachten, sie hätte vielleicht etwas Interessantes zu dem Thema zu sagen, aber das war nicht der Fall.«
    Jetzt ging Harrison ein Licht auf. »Der Name ist mir doch gleich bekannt vorgekommen, aber ich wußte nicht, wo ich ihn einordnen sollte. Ich erinnere mich an die Geschichte. Aber wieso interessiert sich Barry Grover immer noch für sie?«
    Deacon zündete sich eine Zigarette an. »Ich weiß es nicht, es sei denn, es hat etwas damit zu tun, daß er versucht, mir bei der Identifizierung von Billy Blake zu helfen.« Er nahm die Bilder des Toten aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie Harrison. »So sah er aus, als er vor vier Jahren festgenommen wurde. Wir glauben, daß Billy Blake ein angenommener Name war und der Mann möglicherweise in der Vergangenheit ein Verbrechen begangen hat. Er hatte seinen Schlafplatz in der Lagerhalle, in der auch Terry Dalton und Tom Beale hausen.«
    Harrison hob einen Umschlag vom Boden auf und leerte seinen Inhalt auf den Tisch. »Dann sind das wohl Fotos Ihrer möglichen Kandidaten?« Er zog den unterbelichteten Abzug von Billys Polizeifoto hervor. »Und das ist der Tote?«
    Deacon nickte.
    Harrison entfaltete eine Fotokopie und breitete sie auf dem Tisch aus. »Das hier kommt ihm ganz schön nahe.«
    Deacon kannte Billys Gesicht fast so gut wie sein eigenes, und obwohl er das Bild verkehrt herum sah, war der Schock des Erkennens ungeheuer.
    Es war eine vergrößerte Kopie des Fotos von Peter Fenton, das Anne Cattrells Artikel begleitet hatte.
    Dieser kleine Mistkerl hatte ihn betrogen!
    »Es kommt ihm nah«, stimmte er zu, »aber man braucht einen Computer, um sichergehen zu können.« Er würde diesem verdammten Barry den Hals umdrehen, wenn die Polizei die Geschichte vor ihm erfuhr. »Erinnern Sie sich an James Streeter?« fragte er, und Harrison nickte. »Wir interessieren uns mehr für ihn.« Listig drehte er das Jugendfoto von James Streeter zu Harrison herum und schob es neben Billys Polizeifoto. »Darum ist Billy wahrscheinlich so sehr an Amanda Powell interessiert. Sie war Amanda Streeter, bevor James zehn Millionen Pfund unterschlug und sie im Stich ließ.«
    Der Sergeant grinste hochzufrieden. »Es ist derselbe Mann.«
    »Sieht ganz so aus, nicht?«
    »Aber was wollen Sie damit sagen? Daß James mit eingeklemmtem Schwanz zurückgekommen ist und sie ihn in ihrer Garage verhungern ließ?«
    »Möglich wär’s.«
    Harrison ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen. »Das erklärt aber noch nicht, wieso Barry in ihrem Garten war und auf ihr Foto gespritzt hat.« Er blätterte beiläufig die Karten der Prostituierten durch. »Kerle, die so was in der Tasche rumtragen, machen mir angst. Und wieso schleppt er ein Foto von sich mit einem Kind mit sich rum? Wer war das Kind und was ist aus ihm geworden?«
    Deacon strich sich das Kinn. »Sie sagen, er hat den Mund nicht aufgemacht, seit er hierhergebracht wurde?«
    »Kein Wort gesprochen.«
    »Dann lassen Sie mich mit ihm reden. Er vertraut mir. Ich werd’ ihn schon dazu kriegen, daß er Ihnen sagt, was Sie wissen möchten.«
    »Auch wenn es bedeutet, daß er unter Anklage gestellt wird?«
    »Auch dann«, versicherte Deacon ziemlich grimmig. »Ich mag Perverse so wenig wie Sie und hab’ schon gar keine Lust, mit einem zusammenzuarbeiten.«

16
    Man hatte Barry seine Brille abgenommen. Ohne sie sah sein Gesicht nackt aus. Mit hängendem Kopf und hängenden Schultern saß er auf der Pritsche in der Zelle. Später sagte man Deacon, man habe befürchtet, er würde die Brillengläser zerbrechen und versuchen, sich die Pulsadern aufzuschneiden - er war als suizidal eingestuft worden. Das erklärte auch, warum man ihm Gürtel und Schuhbänder

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