Das Echo
Hoffentlich geht alles klar für Sie, Mrs. D.«
»Danke, Terry.« Sie hob den Blick, um ihn anzusehen, und es erstaunte ihn, wie tiefblau ihre Augen im Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, wurden. »Wie schade, daß Ihre Mutter nichts von Ihnen weiß, Terry. Sie wäre stolz auf ihren Sohn.«
»Glaubst du, sie hat recht?« fragte Terry, nachdem er im Auto mehrere Minuten schweigend nachgedacht hatte. »Glaubst du, meine Mam wäre stolz auf mich?«
»Ja.«
»Aber eigentlich ist es ja sowieso egal, oder? Sie ist wahrscheinlich längst an einer Überdosis krepiert oder sitzt irgendwo im Knast.«
Deacon schwieg.
»Sie hat mich bestimmt längst vergessen. Ich mein’, sie hätte mich doch nicht hergegeben, wenn ich ihr wichtig gewesen wär’.« Er sah mutlos zum Fenster hinaus. »Meinst du nicht?«
Doch, dachte Deacon, aber er sagte: »Nicht unbedingt«, als er die Rampe hinauf zum Motorway fuhr. »Und wenn du in Pflege gegeben worden bist, weil sie ins Gefängnis mußte, heißt das nicht, daß du ihr nicht wichtig warst. Es heißt nur, daß sie nicht in der Lage war, für dich zu sorgen.«
»Aber warum hat sie mich dann nicht geholt, als sie wieder raus war? Ich war fast sechs Jahre da, und so lange kann sie nicht gesessen haben, außer wenn sie einen umgebracht hat.«
»Vielleicht hat sie geglaubt, du wärst ohne sie besser dran.«
»Ich könnte natürlich nach ihr suchen.«
»Möchtest du das?«
»Ich stell’s mir manchmal vor, aber dann krieg’ ich Angst, daß wir uns hassen würden. Ich wollte, ich könnte mich an sie erinnern. Auf keinen Fall möcht’ ich so’ne alte Nutte mit’nem Drogenproblem, die jeden Kerl reinläßt, der mit ihr bumsen will.«
»Was willst du denn?«
Terry lachte. »’ne Reiche mit’nem Porsche.«
Deacon lachte. »Die hätte ich auch gern«, sagte er und wechselte auf die Überholspur, »aber nicht als Mutter.«
Amanda Powell öffnete die Tür und sah den Polizeibeamten mit gerunzelter Stirn fragend an. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich, als sie hörte, was er zu sagen hatte. »Ich kenne keinen Barry Grover, und ich habe keine Ahnung, woher er ein Foto von mir hat. Ist er denn tatsächlich in meine Garage eingebrochen?«
»Nein. Wie man uns mitgeteilt hat, wurde er in Ihrem Garten festgenommen, aber am Haus und an der Garage wurden keine Spuren gewaltsamen Eindringens gefunden.«
»Erwartet die Londoner Polizei, daß ich jetzt deswegen zurückfahre?«
»Nur wenn Sie das möchten. Wir haben lediglich den Auftrag, Ihnen Bescheid zu geben.«
Sie sah beunruhigt aus. »Ich habe meinen Nachbarn nur gesagt, daß ich für ein paar Tage zu meiner Mutter nach Kent fahre. Von wem haben Sie diese Adresse?«
Der Polizeibeamte warf einen Blick auf einen Zettel. »Grover hat bei seiner Verhaftung behauptet, er wäre Kevin Powell, wohnhaft in Claremont Cottage, Easeby. Wir wurden gebeten, die Adresse zu überprüfen, und dabei haben wir festgestellt, daß hier eine Mrs. Glenda Powell wohnt. Wir hielten es für wahrscheinlich, daß sie Ihre Mutter ist.« Jetzt runzelte er die Stirn. »Er scheint eine Menge über Sie zu wissen, dieser Grover. Sind Sie sicher, daß er Ihnen nicht bekannt ist?«
»Absolut.« Sie überlegte einen Moment. »Wieso sollte ich ihn kennen? Wer ist er überhaupt?«
»Wieder sah er auf seinen Zettel. »Er arbeitet für eine Zeitschrift namens Street .« Er hörte, wie sie nach Luft schnappte, und blickte auf. »Sagt Ihnen das was?«
»Nein. Ich habe von der Zeitschrift gehört, das ist alles.«
Er schrieb etwas auf eine Seite in seinem Block und riß sie heraus. »Der ermittelnde Beamte in London ist Sergeant Harrison. Sie können ihn unter dieser Nummer hier erreichen. Ich bin Constable Dutton, und meine Nummer steht da unten. Es ist wahrscheinlich nicht nötig, sich Sorgen zu machen, Mrs. Powell. Grover ist in Gewahrsam, er wird Sie also vorläufig sicher nicht belästigen, aber wenn Sie beunruhigt sind, dann können Sie jederzeit Sergeant Harrison oder mich anrufen. Fröhliche Weihnachten.«
Sie sah ihm hinterher, als er an ihrem BMW vorbei zum Tor ging, und lächelte strahlend, als er sich ein letztesmal nach ihr umdrehte. »Fröhliche Weihnachten, Constable«, sagte sie.
»Was ist denn?« rief ihre Mutter ängstlich aus dem Wohnzimmer.
»Ach, nichts«, antwortete Amanda ruhig, während sie die Brosche von ihrem Revers entfernte und die Nadel unter ihren Daumennagel trieb. »Es ist alles in Ordnung.«
Deacon schüttelte den
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