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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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daß er zu ihr wollte?«
    Terry schüttelte den Kopf. »Nein, aber wenn er nicht reden will, dann ist das sein Bier. Ich seh’ nicht ein, warum wir uns von den Bullen rumkommandieren lassen sollen.«
    »Sicher, nur geht da meiner Ansicht nach etwas sehr Merkwürdiges vor, und ich möchte wissen, was es ist. Harrison sagte, sie hätten den Arzt holen müssen, weil Barry ohnmächtig zusammengebrochen ist, als sie anfingen, ihm Fragen zu stellen.« Er wandte sich seiner Mutter zu. »Es tut mir wirklich leid, Ma, aber ich muß weg. Es geht um eine Geschichte, an der ich seit Wochen arbeite. Dadurch bin ich übrigens auch Terry begegnet.«
    »Tja«, meinte sie resignierend, »es ist wahrscheinlich am besten so. Emma und ihre Familie kommen irgendwann heute nachmittag, und es gäbe sicher einen Riesenkrach, wenn du dann noch hier wärst. Du weißt ja selbst, daß ihr beide wie Hund und Katze miteinander seid.«
    Deacon übte sich in vornehmer Zurückhaltung. Meistens waren es Penelopes Sticheleien gewesen, die ihre beiden Kinder gegeneinander aufgebracht hatten. »Ich hab’ mich von Grund auf geändert«, sagte er. »Ich habe vor fünf Jahren aufgehört, mich mit denen, die mir am nächsten stehen, zu streiten.« Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Paß gut auf dich auf.«
    Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. »Wenn ich das Haus hier verkaufe und in ein Pflegeheim gehe«, sagte sie, »wird bei meinem Tod nichts mehr für dich dasein, besonders wenn ich noch so lange lebe, wie die Ärzte mir prophezeien.«
    Er lächelte. »Soll das heißen, daß die Drohung, mich zu enterben, wenn ich Clara heirate, nur Gerede war?«
    »Sie war doch nur hinter deinem Geld her«, sagte Penelope bitter. »Ich hoffte, das würde sie abschrecken.«
    »Hätte es vielleicht, wenn ich es ihr erzählt hätte.« Er drückte flüchtig ihre Hand. »Ist das das einzige, was dich an einem Umzug hindert?«
    Sie antwortete nicht direkt. »Es bedrückt mich, daß Emma so viel bekommen hat und du so wenig. Dein Vater wollte immer, daß du einmal das Haus erbst, und das habe ich Emma klar gesagt, als ich den Fonds eingerichtet habe. Jetzt drängt sie mich, alles zu verkaufen, einen ähnlich hohen Betrag für dich auf die Seite zu legen und den Rest zur Bezahlung eines Pflegeheims zu verwenden.«
    »Dann tu es«, sagte Deacon. »Ich finde es fair.«
    »Dein Vater wollte, daß du das Haus bekommst«, wiederholte Penelope eigensinnig und entzog ihm ärgerlich ihre Hand. »Es ist seit zwei Jahrhunderten im Besitz der Deacons.«
    Er blickte auf ihr flaumiges weißes Haar hinunter und verspürte ein plötzliches Verlangen, sein Gesicht darin zu vergraben, wie er das als Kind getan hatte. Er vermutete, daß er eine direkte Entschuldigung dafür, daß sie das Testament seines Vaters zerrissen hatte, nie erhalten würde. »Dann verkauf es eben nicht«, sagte er.
    »Das ist nicht sehr hilfreich.«
    »Tut mir leid«, entgegnete er mit einem gleichgültigen Achselzucken, »aber mir tut’s nicht weh, wenn du deine Tochter in den Bankrott treiben und den Rest deines Lebens mit einer Folge von Pflegerinnen verbringen willst, nur damit ich die Bude hier verscherbeln kann, sobald du unter der Erde bist. Seien wir doch mal ehrlich, ich habe deine Vorliebe dafür, direkt neben einer sechsspurigen Straße zu leben, nie geteilt; ich würde das Geld dazu verwenden, mir was Anständiges in London zu kaufen.« Wieder zwinkerte er Terry verschmitzt zu. »Wenn mich an meinen Scheidungen etwas erbittert hat, dann die Tatsache, daß ich, nachdem ich zwei schöne Häuser gehabt habe, in einer elenden Mietwohnung gelandet bin.«
    »Was ein guter Grund wäre, dir das hier nicht zu überlassen«, biß Penelope brav an. »Wie gewonnen, so zerronnen. Das ist deine Philosophie, Michael.«
    »Dann zieh das in Betracht, wenn du deine Entscheidung triffst. Wenn du gern möchtest, daß hier noch einmal zwei Jahrhunderte lang Deacons leben, Ma, dann solltest du das Haus lieber den Deacons in Wimbledon hinterlassen. Soweit ich mich erinnere, haben die einen zehnjährigen Sohn.« Er sah auf seine Uhr. »Aber jetzt müssen wir wirklich los. Ich habe dem Sergeant versprochen, daß wir in spätestens zwei Stunden da sind.«
    Sie lächelte mit leichter Bitterkeit. »Immer auf dem Sprung, Michael.« Sie bot Terry, der aufgestanden war, die Hand. »Auf Wiedersehen, junger Mann. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.«
    »Ja, mich hat’s auch gefreut.

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