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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Verschlinger deines Vaters, nun erneuert sich die unsagbare Qual ...
     
    Es zeigte sich bald, daß das alte Sprichwort »Viele Köche verderben den Brei« nur zu wahr war. Barry war zunächst durchaus geduldig, aber angesichts Deacons und Terrys Inkompetenz in der Küche entwickelte er sich mit zunehmender Gereiztheit schlichtweg zum Tyrannen. »Meine Mutter würde dir den Kopf abreißen, wenn sie das sähe«, bemerkte er bissig und schob Deacon kurzerhand von einer Schüssel mit klebriger Füllung weg, um diese in die Spüle zu stellen.
    »Wie soll ich’s denn richtig machen, wenn ich keinen Meßbecher habe?« erkundigte sich Deacon beleidigt.
    »Gebrauch dein Hirn und gib das Wasser ein bißchen langsamer dazu«, bemerkte Barry, während er das glitschige Zeug in ein Sieb drückte, um die überschüssige Flüssigkeit abtropfen zu lassen. »Es wird dich vielleicht überraschen, Mike, aber Füllung gießt man nicht in den Truthahn, man stopft sie hinein.«
    »Ja, ist ja schon gut, ich hab’s kapiert.«
    »Ich hab’ dir gleich gesagt, daß er nicht kochen kann«, bemerkte Terry selbstgefällig.
    Aber Barry ließ auch ihn nicht ungeschoren. Er nahm einen winzigen Rosenkohl von dem mageren Häufchen auf der Arbeitsplatte. »Was soll denn das sein?« fragte er.
    »Das ist ein Rosenkohl.«
    »Falsch. Das war ein Rosenkohl. Jetzt ist es eine Erbse. Wenn ich sage, zupf die äußeren Blätter ab, dann meine ich eine Schicht, nicht gleich die nächsten zwei Zentimeter. Wir wollen die Dinger essen und nicht mit einem Glas Wasser schlucken.«
    »Du brauchst einen Drink«, stellte Deacons kahlköpfiger Schützling prosaisch fest. »Du bist ja ungenießbar, wenn du nüchtern bist.«
    »Einen Drink?« quietschte Barry entrüstet. »Es ist neun Uhr morgens, und wir haben noch nicht mal den Puter im Rohr.« Mit dramatischer Gebärde wies er zur Küchentür. »Hinaus mit euch! Alle beide«, befahl er. »Sonst könnt ihr euer Mittagessen vergessen.«
    Deacon schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ich habe Lawrence Greenhill eingeladen. Der wäre schrecklich enttäuscht, wenn es nichts zu essen gäbe.« Er sah, wie Barrys Kopf von Zornesröte überflutet wurde, und wedelte beschwichtigend mit beiden Händen, während er sich zur Küchentür zurückzog. »Nur keine Panik. Er ist ein prima Kerl. Er wird dir gefallen. Es macht ihm bestimmt nichts aus, ein bißchen zu warten, wenn das Essen nicht Punkt eins fertig ist. Paß auf, ich hab’ eine Idee«, sagte er, als wäre er derjenige, der den Einfall gehabt hatte. »Terry und ich machen uns hier dünn, dann kannst du nach Belieben schalten und walten, okay? Wir sind um zwölf zum Tischdecken wieder da.«
    »Klasse«, sagte Terry und hob beide Daumen in die Luft. »Prost, Barry. Hauptsache, du machst’n Haufen Bratkartoffeln, die esse ich nämlich am liebsten.«
    Deacon packte ihn beim Kragen und stieß ihn zur Tür hinaus, ehe ihr Küchenchef explodieren konnte.
     
    »Wo fahren wir hin?« fragte Terry, als sie in den Wagen stiegen. »Wir haben drei Stunden Zeit.«
    »Erst stochern wir mal ein bißchen im Wespennest rum.« Deacon griff nach seinem Autotelefon und wählte die Auskunft. »Ja, die Nummer von Nigel de Vriess bitte, Halcombe House bei Andover. Danke.« Er zog einen Stift aus seiner Innentasche und schrieb die Nummer auf die Manschette seines Hemdes, ehe er das Telefon ausschaltete.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde ihn anrufen und fragen, was er Samstag nacht bei Amanda Powell zu suchen hatte.«
    »Und wenn seine Frau drangeht?«
    »Dann wird das Gespräch noch interessanter.«
    »Du bist echt grausam. Es ist doch Weihnachten.«
    Deacon lachte. »Ich glaube nicht, daß de Vriess oder seine Frau sich melden werden. Es ist sicher die Nummer seiner Sekretärin. Leute wie de Vriess haben Geheimnummern.« Er sah mit zusammengekniffenen Augen auf seine Manschette hinunter und wählte. »Und wenn sich wirklich Fiona meldet, leg’ ich auf«, versprach er, das Telefon an sein Ohr drückend. »Hallo?« Seine Stimme klang überrascht. »Spreche ich mit Nigel de Vriess?… Ist er zu sprechen?… Ach, er ist nicht da?… Ja, es ist wichtig. Ich versuche schon seit Freitag, ihn in einer geschäftlichen Angelegenheit zu erreichen... Mein Name ist Michael Deacon... Nein, ich telefoniere vom Auto aus…« Eine lange Pause. »Wäre es möglich, mit seiner Frau zu sprechen?… Können Sie mir sagen, unter welcher Nummer ich Nigel erreichen kann?… Aber dann können Sie mir vielleicht sagen,

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