Das Echo
rausgelassen hast.«
»Hast du Billys Freundschaft auch so mißbraucht wie Mikes?«
»Wenn ich wüßte, was das heißen soll, könnt’ ich’s dir vielleicht sagen.«
»Ach ja, das hatte ich vergessen. Du bist nicht nur verabscheuungswürdig, sondern auch ignorant.«
Terry grinste. »Paß lieber auf, was du sagst, Barry. Schwule können mir keine angst machen.« Er blies verächtlich eine Rauchwolke in Barrys Richtung.
»Laß das«, sagte Barry erstickt. »Ich habe Asthma.«
»Mir kommen gleich die Tränen. Wenn du nicht so’ne Tunte wärst, hättest du mir längst eine runtergehauen. Hast du eigentlich überhaupt keinen Mumm?«
Er war völlig unvorbereitet auf die Geschwindigkeit, mit der Barry sich auf ihn stürzte, und gleichermaßen unvorbereitet auf Gewicht und Kraft des kleinen und linkisch wirkenden Mannes. Während er, Barrys Hände an seinem Hals und Barrys massives Knie auf seiner Brust, keuchend um Atem rang, wurde ihm klar, daß er mit seiner Vergewaltigungsnummer an den Falschen geraten war. Er suchte verzweifelt Barrys blinde Augen und sah nur Wahnsinn.
»Wo ist Terry?« fragte Deacon, als er in die Wohnung kam.
»In seinem Zimmer.«
»Schläft er?«
»Wahrscheinlich. Er ist vor einer halben Stunde verschwunden. Möchtest du irgendwas, Mike? Kaffee? Oder ein Bier?«
Deacon sah sich im Zimmer um, bemerkte Terrys Zigaretten auf dem Boden und den Bierfleck auf dem Teppich und fragte: »Was war hier los?«
Barrys Blick folgte dem seinen. »Tut mir leid, er hat aus Versehen die Dose umgestoßen. Er ist müde, Mike. Vergiß nicht, daß er erst vierzehn ist.«
»War er frech zu dir?«
»Es wäre mir lieber, das fragst du ihn selbst.«
»Okay. Wie wär’s mit Kaffee? Ich seh’ nach dem Jungen, während du ihn machst.« Er wartete, bis Barry in der Küche verschwunden war, dann ging er durch den Flur und klopfte sachte an der Tür des Gästezimmers.
»Wenn du das bist, du Mörderschwein«, erklang Terrys argwöhnische Stimme von der anderen Seite, »kannst du gleich wieder abhauen. Ich komm’ erst raus, wenn Mike wieder da ist.«
»Ich bin da.«
»Mann«, rief der Junge und riß die Tür auf, »bin ich froh, dich zu sehen. Barry ist total ausgerastet. Er wollte mich umbringen.« Er berührte seinen Hals. »Schau dir das an. Da sieht man noch die Fingerabdrücke.«
»Scheußlich«, sagte Deacon, als er die roten Male am Hals des Jungen musterte. »Warum hat er das getan?«
»Weil er ein Irrer ist, darum.« Terry streckte den Kopf ängstlich zur Tür hinaus. »Von Rechts wegen sollte ich dem die Bullen auf den Hals hetzen. Der ist echt gefährlich.«
»Und was hindert dich daran?« Deacons Augen verengten sich. »Als Denning durchgedreht ist, warst du doch auch nicht so schüchtern.«
»Das war was anderes.«
»Du meinst, Denning hatte keinen Grund, Walt anzugreifen, Barry dagegen hatte sehr gute Gründe, dich anzugreifen? Du bist ein Dummkopf, Terry. Ich hab’ dir gesagt, du sollst dich benehmen, solange ich weg bin. Wenn du nicht bereit bist, Barry mit Respekt zu behandeln, dann gehst du am besten gleich.«
»Woher willst du wissen, daß nicht er angefangen hat?«
»Das ist das Gesetz des Dschungels. Kaninchen greifen Wiesel nicht an, wenn sie nicht in höchster Gefahr sind. Außerdem bist du noch am Leben, was du nicht wärst, wenn Barry ein Wahnsinniger wäre.« Er machte Anstalten zu gehen. »Du hast die Wahl, Goldjunge«, sagte er über seine Schulter hinweg. »Du kannst dich entschuldigen oder du kannst gehen.«
»Ich entschuldige mich nicht bei’nem Perversen. Er wollte doch mich umbringen.«
Deacon drehte sich um. »Du hast von Billy gar nichts gelernt, wie?« sagte er müde. »Er hat seine Hand ins Feuer gehalten, um dir zu zeigen, welche Gefahren hinter der unkontrollierbaren Wut lauern, sei es für dich oder für andere, aber du warst zu dumm, um es zu verstehen. Ich glaube, ich verschwende meine Zeit mit dir. Genau wie er. Am besten fängst du gleich an zu packen.«
Sehr kleinlaut kam Terry zehn Minuten später zu ihnen in die Küche. Seine Augen waren verräterisch gerötet, und sein Gang war nicht so aufreizend wie sonst. Deacon, der an seiner Übersichtstafel herumbastelte, blickte mit ausdrucksloser Miene kurz auf und kehrte zu seiner Arbeit zurück. Terry streckte Barry seine große knochige Hand hin. »Tut mir echt leid, Kumpel«, sagte er. »Ich hab’ Mist gebaut. Alles wieder okay?«
Barry, der von Deacon unbeachtet still und voller Unbehagen
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