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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aufgefunden wurde, vernommen werden soll. Es handelt sich um Amanda Powell, ehemals Amanda Streeter, wohnhaft im Thamesbank Estate, London E 14. Es wird vermutet, daß sie sich irgendwo in Großbritannien versteckt hält.
     
    Daily Express
30.12.95
    Die Polizei hat Amanda Streeter-Powell, die gestern abend in einem Haus in Sway im New Forest entdeckt wurde, des Mordes an ihrem ehemaligen Liebhaber Nigel de Vriess beschuldigt und vorläufig festgenommen. Das Haus liegt nur gut sechzig Kilometer vom Landsitz de Vriess’ in Andover entfernt, und Nachbarn berichten, sie sei dort regelmäßiger Wochenendgast gewesen. Nachbarn in London und Arbeitskollegen erklärten, sie seien angesichts ihrer Verhaftung »wie vor den Kopf gestoßen«. »Sie ist eine sympathische Frau«, sagte eine Kollegin. »Ich kann nicht glauben, daß sie eine Mörderin ist.«
    Telefonnotiz
    Von: Sergeant Greg Harrison Datum: 3.1.96
    An: Michael Deacon (Zimmer 104)
    Aufgenommen von: Mary Petty
    Greg Harrison hat die Nase voll von Ihren ewigen Anrufen. Er sagt, er redet mehr mit Ihnen als mit seiner Frau, und die liebt er!
    Amanda Powell ist wegen Mordes unter Anklage gestellt worden und sitzt in Untersuchungshaft in Holloway. Nein, er kann Sie nicht zu ihr bringen, weil Sie wahrscheinlich bei ihrem Prozeß als Zeuge geladen werden, ebenso wie Barry. Außerdem wäre es sowieso Zeitverschwendung, wenn Sie mit ihr reden, weil sie dem, was sie der Polizei vor sechs Jahren über James Streeters Verschwinden gesagt hat, nichts hinzuzufügen hat. Sie hat das Wochenende vom 27./28./29. April 1990 bei ihrer Mutter in Kent verbracht. Ihre Mutter bestätigt das. Ihr Alibi hat die ermittelnden Beamten damals überzeugt, und es überzeugt sie auch noch. Ohne zusätzliche Indizien gibt es keine Rechtfertigung dafür, die Steuergelder für eine Suche in der Themse bei Teddington zu verschwenden.
    Was den Mord an de Vriess angeht, und berufen Sie sich um Himmels willen nicht auf Greg, da die ganze Sache ja rechtshängig ist und er dafür, daß er Ihnen das mitteilt, gefeuert werden kann (Greg hat mich gebeten, das zu unterstreichen), so bestätigt Amanda, was bereits Fiona Grayson gesagt hat. Zwischen ihr und Nigel hatte es seit Monaten keinerlei Kontakt gegeben. Amanda behauptet, sie hätte Nigel am Samstag morgen zufällig in Knightsbridge getroffen (sie hätten beide Weihnachtseinkäufe gemacht), Nigel sei über das Wiedersehen mit ihr sehr erregt gewesen, und er habe sich zwölf Stunden später mit Gewalt Zutritt zu ihrem Haus verschafft und sie vergewaltigt. Das wird durch Barrys Aussage bestätigt. Als Nigel sie schließlich freigegeben habe, habe sie ihm ins Gesicht geschlagen, und er sei gestürzt und mit dem Hinterkopf auf den Türstopper aus Messing gefallen. Die forensischen Erkenntnisse (Bluterguß an seiner Wange/Blutspuren am Türstopper) bestätigten dies. Wir suchen immer noch Zeugen, die möglicherweise ihren BMW an dem fraglichen Samstag in Dover gesehen haben; bisher haben wir keine gefunden. Die Nachbarn bestätigen immer noch ihre Aussage, der Wagen habe vor der Garage gestanden (sind jedoch nicht mehr ganz so sicher wie zuvor und räumen ein, daß sie es einfach gewöhnt waren, ihn dort zu sehen).
    Amanda hat es unterlassen, die Polizei zu alarmieren, weil sie in Panik geriet. Sie erklärt, ihr sei sofort klar gewesen, daß Nigels Rolls-Royce auf keinen Fall in der Nähe ihres Hauses gefunden werden dürfte, sie habe ihn deshalb nach Dover gefahren, eine Stadt, die sie gut kennt, da ihre Mutter nur dreißig Kilometer entfernt lebt. Sie räumt ein, es sei absurd gewesen zu glauben, es sei wichtiger, den Wagen loszuwerden als den Toten, aber sie sei nach der Vergewaltigung völlig durcheinander und verängstigt gewesen. Sie ist von Dover aus per Anhalter mit einem französischen LKW gefahren und um acht Uhr dreißig morgens zu Hause angekommen.
    Im Moment läßt sich nichts von alledem widerlegen, aber Greg läßt nicht locker.
    Sie möchten in Zukunft per Fax kommunizieren. Hart arbeitende Polizeibeamte könnten es sich nicht leisten, stundenlang am Telefon zu hängen.

20
    Deacon rief noch einmal in Edinburgh an. »Michael Deacon hier«, sagte er, als John Streeter sich meldete. »Ich nehme an, Sie haben gelesen, daß Ihre Schwägerin des Mordes an Nigel de Vriess angeklagt worden ist.«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum sie es getan hat, Mr. Streeter?«
    »Nein. Ich habe am Freitag vor Weihnachten mit ihr gesprochen, um ihr einen

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