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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Morgen zu sagen?«
    Lawrence beobachtete ihn scharf. »Wie sieht denn Ihre Theorie aus, Sergeant?«
    »Wir glauben, daß noch jemand beteiligt war, Sir. Zugegeben, das ist reine Spekulation, aber wir nehmen an, de Vriess erhielt den Schlag auf den Hinterkopf beim Geschlechtsakt mit Amanda Powell, was ja die einzige vernünftige Erklärung dafür wäre, daß er nackt war; nehmen wir weiter an, daß der Komplice de Vriess’ Rolls-Royce dort abgeholt hat, wo er ihn stehengelassen hatte - vor ihrem Haus stand er jedenfalls bestimmt nicht, sonst hätten die Nachbarn ihn bemerkt -, und den Wagen nach Dover fuhr. Sie werden mir zustimmen müssen, daß dieser Ablauf der Ereignisse unter den gegebenen Umständen der wahrscheinlichere ist.«
    Lawrence lächelte. »Ich bin Anwalt, mein Bester. Sie können nicht erwarten, daß ich etwas Derartigem zustimme. Ein gleichermaßen wahrscheinlicher Ablauf der Ereignisse wäre folgender: De Vriess war vom Gedanken an Amanda so heftig erregt, daß er vergaß, seinen Wagen abzusperren, der daraufhin von Jugendlichen zu einer Spritztour gestohlen wurde. Inzwischen nahm er nach lustvollem Beisammensein auf dem Wohnzimmerteppich im Bad eine Dusche, rutschte auf den Fliesen aus und war tot. Entsetzt über diesen Unglücksfall, versteckte Amanda die Leiche in der Garage und floh, um darüber nachzudenken, was nun zu tun ist. Haben Sie irgend etwas in der Hand, um meine Version der Ereignisse zu widerlegen?«
    Die beiden Beamten sahen Barry an. »Vielleicht kann Mr. Grover uns helfen«, meinte Superintendent Fortune. »Wie lange haben Sie die Vorgänge im Wohnzimmer beobachtet?«
    Barry blickte auf seine Hände hinunter. »Nicht lange.«
    »Sind Sie gegangen, ehe es vorüber war?«
    Er nickte.
    »Sind Sie da ganz sicher, Sir? Die meisten Männer in Ihrer Situation hätten bis zum Ende gewartet. Sie waren unbeobachtet. Sie wurden durch Zufall Zeuge der Vorgänge. Sie haben selbst gesagt, daß es erregend war. Und zwar in solchem Maß« - er warf einen kurzen Blick auf die anderen drei, als wollte er abschätzen, wie drastisch er werden dürfe -, »daß Sie wenige Stunden später zurückgekehrt sind, um sich einen Nachschlag zu holen. Warum sind Sie vorzeitig gegangen?«
    Barry schluckte. »Ich habe geglaubt, sie hätte mich gesehen. Sie bedeutete ihm plötzlich, aufzustehen und die Vorhänge zu schließen.«
    Fortune zeigte ihm ein Foto von Nigel de Vriess. »War das der Mann?«
    »Ja.«
    »Warum glaubten Sie, daß Amanda Powell Sie gesehen hat?«
    »Weil er erst aufgestanden ist, nachdem sie zum Fenster geschaut hatte.«
    »War sonst noch jemand im Zimmer?«
    Barry schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie durch eines der anderen Fenster ins Haus gesehen?«
    »Nein. Ich hatte Angst, erwischt zu werden. Ich bin auf dem direkten Weg zur Hauptstraße zurückgelaufen und habe ein Taxi nach Hause genommen.«
    »So groß kann Ihre Angst nicht gewesen sein«, bemerkte Harrison barsch. »Sie sind nach weniger als acht Stunden noch einmal zurückgekehrt.«
    »Er hatte seine Mappe mit den Fotos liegengelassen«, erklärte Deacon ruhig. »Darum ist er noch einmal hingegangen.« Nachdenklich sah er Barry an. »Sie fährt einen schwarzen BMW, den sie immer vor ihrer Garage stehenläßt. War er in der Nacht da?«
    Barry schüttelte wieder den Kopf.
    »Dann war es vorsätzlicher Mord, und sie brauchte keinen Komplicen«, konstatierte er sachlich. »Sie ist zweimal nach Dover gefahren. Das erstemal am Samstag in ihrem eigenen Wagen, den sie dort stehenließ, um mit dem Zug nach London zurückzukehren, und das zweitemal am frühen Sonntag morgen in dem Rolls-Royce, um dann mit ihrem eigenen BMW wieder nach Hause zu fahren.« Er nestelte eine Zigarette aus der Packung auf dem Tisch und fragte sich, ob sie diese Fahrten vor beinahe sechs Jahren schon einmal gemacht hatte. »Die interessante Frage ist, was hatte sie mit der Leiche vor?« Er hielt das Feuerzeug an seine Zigarette. »Sie muß sich ihres Verstecks sehr sicher gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht die Mühe gemacht, den Wagen in der Nähe eines Fährhafens stehenzulassen.«
    Der Superintendent beobachtete ihn aufmerksam. »Das einzige Problem an diesem Szenario ist, daß ihre Nachbarn sich erinnern, den Wagen den ganzen Samstag vor ihrem Haus gesehen zu haben.«
    Deacon zuckte die Achseln. »Wenn Barry sagt, daß der Wagen nicht da war, dann war er nicht da.«
    »Hey, ich glaub’, die wollen ihm den Mord in die Schuhe schieben«, sagte Terry

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