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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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verschwendet habe«, sagte er und schenkte den anderen nach. »Schreiben Sie es der Tatsache zu, daß ich seit Wochen nichts anderes als verschwundene Personen im Kopf habe.«
    »James Streeter, meinen Sie.«
    »Unter anderem.«
    Lawrence meldete sich zu Wort. »Ich bezweifle, daß Sie hier wären, meine Herren, wenn Sie wüßten, wo Amanda und Nigel sich aufhalten. Werden Sie uns also eine Erklärung geben oder im dunkeln tappen lassen? Ich muß sagen, ich finde es etwas unfair von Ihnen, Michaels Theorie zu verlachen, wenn Sie keine eigene zu bieten haben.«
    Die beiden Beamten wechselten einen Blick. »Ich glaube, ich nehme doch etwas zu trinken«, sagte der Superintendent unerwartet. »Die letzten vierundzwanzig Stunden waren höllisch.«
    Harrison sah erleichtert aus, ob allerdings aufgrund der Tatsache, daß er dringend einen Schluck brauchte, oder weil sein Kollege Schwäche gezeigt hatte, konnte Deacon nicht sagen. »Ich hätte auch nichts dagegen.«
    Sie nahmen Bier, und Terry schenkte ihnen ein, während Fortune kurz berichtete, was ihn nach London geführt hatte, um sich mit Sergeant Harrison zu beraten.
    »Und dann haben wir beschlossen, uns Amanda Powells Haus anzusehen.« Er hielt inne, um einen Schluck aus dem Glas zu trinken, das Terry ihm reichte. »Wir fanden Nigel de Vriess tot in einer Ecke ihrer Garage«, fuhr er fort. »Er war nackt und scheint an einem Schlag auf den Hinterkopf gestorben zu sein. Es ist vorläufig nur eine grobe Schätzung, aber der Tod muß etwa vor sechsunddreißig Stunden eingetreten sein, vermutlich, nachdem Mr. Grover den Mann in Mrs. Powells Wohnzimmer gesehen hatte.«
    Danach trat ein langes Schweigen ein.
    Deacon überlegte, wie die beiden Beamten reagieren würden, wenn er bekannte, daß er am Abend zuvor Amandas Haus aufgesucht hatte. Er hatte den starken Verdacht, daß Theorien von der Unausweichlichkeit des Schicksals bei den Herren ohne Resonanz bleiben würden, zumal Harrison hinsichtlich seiner und Barrys Beziehung zu dieser gottverdammten Frau bereits seine Zweifel hatte. Er dachte an ihre Blässe und ihre Blicke, die jede seiner Bewegungen verfolgt hatten. Hatte sie Angst gehabt, er würde auf den Toten stoßen? Wie nah war er dran gewesen? Und wie, zum Teufel, hatte sie es fertiggebracht, so kühl und gefaßt zu erscheinen, wenn irgendwo in ihrem Haus die Leiche ihres Liebhabers, den sie vielleicht auf dem Gewissen hatte, gelegen hatte?
    Er schob den Stiel seines Weinglases zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her. »Wenn sie in ihrem Haus eine Leiche hatte, dann wundert es mich sehr, daß sie sich bei Ihnen über Barry beschwert hat«, sagte er zu Harrison. »Sie ist entweder sehr kaltblütig oder sehr dumm.«
    »Kaltblütig«, sagte Harrison eingedenk seines eigenen Eindrucks von dieser Frau, die seelenruhig die Polizei in ihr Haus gelassen hatte, während in ihrer Garage ein Toter lag. »Ich vermute, sie wollte wissen, was er uns erzählt hat, um dann entscheiden zu können, was sie tun würde. Wahrscheinlich hatte sie ursprünglich geplant, seinen Wagen in Dover abzustellen, ehe sie sich irgendwo anders seiner Leiche entledigte, aber als ihr klar wurde, daß sie an Grovers Aussage keine Zweifel wecken konnte, hat sie sich abgesetzt.« Er schwieg einen Moment. »Es bleibt allerdings immer noch ein logistisches Problem. Wer hat den Rolls-Royce nach Kent gefahren, wenn sein Eigentümer tot in einer Londoner Garage lag?«
    Niemand antwortete.
    »Wenn Amanda ihn dorthin gebracht hat«, fuhr er fort, »wie ist sie dann so rechtzeitig zurückgekommen, daß ihre Nachbarn morgens um neun mit ihr sprechen und dann sehen konnten, wie sie weggefahren ist, um Weihnachten bei ihrer Mutter zu verbringen? Hinterher kann sie es auf keinen Fall erledigt haben, denn sie war ja mittags, als die Polizei in Kent sie von Barry Grovers Verhaftung unterrichtete, im Haus ihrer Mutter. Das heißt, daß nicht genug Zeit war, die Autos zu wechseln, den Rolls nach Dover zu fahren und zurückzukommen, um den BMW zu holen.«
    »Sie könnte morgens um drei von zu Hause losgefahren sein und von Dover aus einen frühen Zug nach London genommen haben«, sagte Deacon. »Dann wäre sie leicht um neun zurück gewesen.«
    Der Sergeant schüttelte den Kopf. »Sonntags kommt der erste Zug erst nach neun in Waterloo Station an.«
    »Sie kann per Anhalter gefahren sein.«
    »Am Tag vor Heiligabend in aller Frühe? Bei Dunkelheit? Bis vor ihre Haustür, um dann putzmunter ihren Nachbarn guten

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