Das Echo
Waffenstillstand vorzuschlagen. Sie war überraschend zugänglich.«
»Was für einen Waffenstillstand?«
Es folgte ein kurzes Schweigen. »So wie Sie ihn vorgeschlagen hatten«, sagte Streeter dann. »Ich sagte ihr, daß wir jetzt glauben, daß sie die Wahrheit gesprochen hat, und bat sie, ihren Einfluß bei de Vriess geltend zu machen, damit wir die Personalakten von DVS durchsehen könnten, um eventuell einen Hinweis auf den Verbleib von Marianne Filbert zu finden. Sie war damit einverstanden und bat mich, sie im neuen Jahr noch einmal anzurufen, damit wir darüber reden könnten, wie wir vorgehen wollen.«
»Hatten Sie den Eindruck, daß Ihr Vorschlag sie beunruhigte?«
»Sie wirkte eher verwundert. Sie fragte mich, wieso wir ihr jetzt glaubten, obwohl wir es doch vorher nicht getan hätten, und ich erzählte ihr, daß Sie sich für James’ Geschichte interessieren und uns geraten hatten, lieber mit ihr als gegen sie zu arbeiten.«
»Was antwortete sie darauf?«
»Soweit ich mich erinnere, meinte sie, es sei jammerschade, daß wir Ihr Interesse nicht schon vor fünf Jahren geweckt hätten, bevor soviel Unwiderrufliches geschehen sei.«
»Haben Sie sich gefragt, was sie damit meinte?«
»Nein. Ich nahm an, sie meinte, uns allen wäre viel Kummer und Ärger erspart geblieben, wenn die Wahrheit bereits herausgekommen wäre, als James verschwand.«
»Sonst noch etwas?«
»Nein. Wir haben einander fröhliche Weihnachten gewünscht und uns dann verabschiedet.« Wieder hielt Streeter für einen Moment inne. »Wissen Sie, ob die Polizei sie nach James gefragt hat?«
»Ja, aber an ihrer Aussage hat sich nichts geändert. Sie bestreitet immer noch, irgend etwas darüber zu wissen, was aus ihm geworden ist.«
Streeter seufzte. »Sie halten uns doch auf dem laufenden?«
»Selbstverständlich. Auf Wiedersehen, Mr. Streeter.«
Nachdem Deacon Lawrence alle erdenklichen Garantien gegeben hatte, daß über ihre Rolle in der Geschichte niemals etwas verlauten würde, konnte er den Alten dazu überreden, seinen Partner nach der Frau zu fragen, der de Vriess 10 000 Pfund für ihr Schweigen geboten hatte. »Ich möchte ja nur wissen«, erklärte er Lawrence, »ob sie die Sache der Polizei gemeldet hat, und wenn nicht, warum nicht.«
Lawrence runzelte die Stirn. »Ich vermute, weil das Geld sie zum Schweigen gebracht hat.«
»Wie soll das möglich sein, wenn er Zeit hatte, zu seinem Anwalt zu gehen? Die meisten Frauen wählen den Notruf, sobald der Täter zu ihrer Tür hinaus ist. Sie lassen ihm keine Zeit, sich rechtlich beraten zu lassen. Die zehntausend scheinen mir eher eine Entschädigung für die Trennung gewesen zu sein als Schweigegeld.«
Lawrence meldete sich zwei Tage später mit der Antwort. »Du hattest recht, Michael. Es war eine Entschädigung für die Trennung, und sie hat den Zwischenfall nicht angezeigt. Die arme Person war wiederholt von ihm mißhandelt worden, die Verletzungen, die mein Kollege gesehen hat, waren nur der krönende Abschluß. Er hat sie gedrängt, Anzeige zu erstatten« - er lachte vergnügt -, »was nicht ganz in Ordnung war, da er damals noch de Vriess vertrat, aber sie hatte zu große Angst.«
»Vor de Vriess?«
»Ja und nein. Sie lehnte es ab, ins Detail zu gehen, aber der Kollege ist überzeugt, daß de Vriess sie erpreßt hat. Sie war Börsenmaklerin, und er vermutet, daß sie ihr Insider-Wissen dazu verwendet hat, für sich Aktien zu kaufen, und de Vriess das wußte.«
»Aber warum wollte er das plötzlich beenden? Warum wollte er ihr sogar noch was bezahlen?«
»De Vriess behauptete, es wäre ein einmaliger Ausrutscher gewesen, der ihm in volltrunkenem Zustand unterlaufen sei. Die Frau behauptete, es sei nur der Höhepunkt einer Reihe solcher Zwischenfälle gewesen. Der Kollege glaubte ihr und legte sofort das Mandat dieses Mannes nieder, den er für extrem gefährlich hielt. Er ist der Ansicht, daß de Vriess erkannte, daß er zu weit gegangen war - er hat ihr den Arm und den Kiefer gebrochen -, und beschloß, sie mit Hilfe einer Abfindung loszuwerden. Seinen Anweisungen zufolge sollten der Frau zehntausend Pfund geboten werden, unter der Bedingung, daß es in Zukunft keinerlei Kontakte mehr zwischen den beiden Parteien gäbe.«
»Hat sie das Geld je bekommen?«
Wieder ein leises Lachen. »O ja. Der Kollege hat de Vriess fünfundzwanzigtausend rausgequetscht, ehe er das Mandat niederlegte.«
»Ist Ihnen klar, daß diese Informationen Amanda eine beträchtliche
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