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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Das war eine von seinen Strafen, daß die Furien ihn schnappten, wenn er blau war.«
    »Er hatte eine starke Neigung zur Selbstverstümmelung«, erklärte Deacon. »Wenn seine Hände ihn geärgert hatten, hielt er sie ins Feuer, um sie zu reinigen.«
    »Das klingt mir eher nach Delirium tremens«, meinte Barry.
    »Ja, okay, er hat sich immer selbst verletzt, aber er hat jedesmal gesagt, er müßte die Furien abwehren.«
    Terry wies mit einem Finger auf den Bildschirm. »Sie glauben also, daß Billy zu diesem Nigel wollte? Aber warum?«
    Deacon zuckte die Achseln. »Das müssen wir Nigel fragen.«
    »Vielleicht klingt es ja ein bißchen zu einfach«, sagte Barry bedächtig, »aber könnte Billy nicht einfach Amanda Streeters Adresse gewollt haben? Wie hätte er sie sonst finden sollen, wenn er nicht wußte, daß sie sich Amanda Powell nannte?«
    »So muß es ein«, stimmte Terry bewundernd zu. »Und das heißt, daß Billy diesen James gekannt haben muß, ich mein’, da ja Amanda Billy nicht gekannt hat. Versteht ihr, was ich meine? Ihr braucht jetzt nur noch die Namen von den Leuten rauszukriegen, die James gekannt haben, und dann habt ihr Billy.«
    Deacon schüttelte mit übertriebener Verzweiflung den Kopf. »Wir könnten innerhalb von fünf Minuten herausbekommen, wer er war, wenn wir wüßten, wie wir an die Informationen herankommen sollen, die du bereits im Kopf hast.« Er zog belustigt eine Augenbraue hoch. »Der Mann war eindeutig gebildet, er hat Predigten gehalten, er war ein Verehrer von William Blake, hat Congreve zitiert, kannte sich in der Malerei und in der Antike aus, hatte Ansichten über die europäische Politik und glaubte an ethische Grundsätze. Vor allem scheint er ein Theologe mit einem besonderen Interesse an den Göttern des Olymp und ihrer grausamen und willkürlichen Art, sich in das Leben der Menschen einzumischen, gewesen zu sein. Also? Was ist das für ein Mensch, den man so charakterisieren kann?«
    Barry nahm seine Brille ab und begann erneut, die Gläser zu polieren. Sein Selbstekel hatte sich zu einem körperlichen Schmerz in der Magengrube verdichtet, und er fürchtete sich davor, was er diesmal tun würde, wenn Deacon ihn im Stich ließ. Er kannte den anderen gut genug, um zu wissen, daß dieser das bißchen Interesse, das er ihm entgegenbrachte, schlagartig verlieren würde, sobald er - Barry - ihm eröffnete, wer Billy Blake wirklich gewesen war. Mit Terry im Schlepptau würde Deacon die Jagd auf Peter Fenton aufnehmen und Barry der schrecklichen Verwirrung überlassen, die seit vierundzwanzig Stunden in seiner Seele tobte. Er dachte daran, was ihn zu Hause erwartete, und klammerte sich verzweifelt an die Hoffnung, die sein gut verborgenes Wissen ihm bot. Deacon brauchte nicht zu wissen, wer Billy Blake war - jedenfalls jetzt noch nicht -, aber er mußte wissen, daß Barry ihm irgendwann liefern würde, was er wollte.
    »Mein Vater hat gern ein etwas verfälschtes Zitat von Dr. Johnson gebraucht«, murmelte er nervös, als fürchte er, sich lächerlich zu machen. »›Wenn die Vaterlandsliebe die letzte Zuflucht des Schurken ist‹, pflegte er zu sagen, ›dann ist der Gottesglaube die letzte Zuflucht des Schwächlings.‹ Ich kann mich natürlich täuschen, aber -« Er zögerte mit einem Blick auf Terry und schwieg.
    »Weiter«, ermutigte Deacon ihn.
    »Es ist nicht fair, schlecht über die Toten zu reden, Mike, noch dazu in Anwesenheit ihrer Freunde.«
    »Billy war ein Mörder«, sagte Deacon ruhig, »und Terry hat es mir erzählt. Ich bezweifle, daß er eine noch größere Schwäche gezeigt haben könnte.«
    Barry setzte seine Brille wieder auf und sah die beiden mit einem Ausdruck tiefster Genugtuung an. »Ich dachte mir, daß es so etwas sein muß. Er besaß keine Charakterstärke. Er ist davongelaufen. Er war ein Trinker. Er hat sich das Leben genommen. Das sind nicht die Wesensmerkmale eines starken Menschen. Starke Menschen stellen sich ihren Problemen und lösen sie.«
    »Vielleicht war er krank. Terry beschreibt ihn als einen Irren.«
    »Sie haben mir erzählt, daß er mindestens vier Jahre als Billy Blake gelebt hat.«
    »Und?«
    »Wie hätte ein geistig gestörter Mensch vier Jahre lang eine falsche Identität aufrechterhalten können? Er hätte doch jedesmal, wenn er ganz unten war, die Gründe dafür vergessen.«
    Das Argument war gut, das mußte Deacon zugeben. Und doch - »Würde die gleiche Überlegung nicht auch auf einen Trinker zutreffen?«
    Barry wandte sich

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