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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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einmal gemocht. Er hat ihretwegen seine Frau verlassen. Aber ganz abgesehen davon - egal, wie wenig man jemanden mag, man gibt deshalb seine Adresse nicht an den erstbesten Verrückten weiter, der vorbeikommt.« Er sah Barry neugierig an. »Oder?«
    »Nein.« Barry starrte unbehaglich auf das Foto von Peter Fenton. »Es ist ja möglich, daß sie sich von früher gekannt haben.«
    Deacons Blick folgte dem seinen. »Nigel und Billy?«
    »Ja.«
    Deacon war skeptisch. »Hätte er dann Amanda nicht gesagt, wer er war? Warum hätte sie sich an mich wenden sollen, wenn Nigel ihr seinen Namen hätte nennen können?«
    »Vielleicht haben sie keinen Kontakt mehr.«
    Deacon schüttelte den Kopf. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Sie ist nicht der Typ, den ein Mann so leicht vergißt. Und de Vriess hat ein Faible für Frauen.«
    »Mögen Sie sie, Mike?«
    »Sie sind schon der zweite, der mich das fragt« - er sah Barry einen Moment nachdenklich an -, »und ich kann die Frage nicht beantworten. Sie ist ungewöhnlich, aber ich weiß nicht, ob sie das sympathisch macht oder reichlich sonderbar.« Er lachte. »Sie ist verdammt appetitlich, das muß man ihr lassen.«
    Barry zwang sich zu lächeln.

14
    Terry hatte die Deckenbeleuchtung in Deacons Schlafzimmer angeknipst und rüttelte den Schlafenden grob an der Schulter. Deacon öffnete blinzelnd ein Auge und sah seinen Schützling verärgert an. »Hör auf!« sagte er langsam und deutlich. »Es geht mir gar nicht gut.« Er wälzte sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen.
    »Ja, ich weiß schon, aber du mußt aufstehen.«
    »Warum?«
    »Lawrence ist am Telefon.«
    Deacon richtete sich mühsam auf und stöhnte vor Kopfschmerzen. »Was will er?«
    »Das darfst du mich nicht fragen.«
    »Warum hast du überhaupt abgenommen? Hättest du ihn doch auf den Anrufbeantworter sprechen lassen«, knurrte Deacon, als er auf die Uhr sah und feststellte, daß es Viertel nach sechs Uhr morgens war. »Dafür ist das Ding schließlich da.«
    »Hab’ ich ja gemacht. Die ersten vier Male. Aber er hat immer wieder angerufen. Wieso hast du’s nicht gehört? Bist du taub?«
    Fluchend wankte Deacon ins Wohnzimmer und nahm den Hörer. »Es würde mich wirklich interessieren, was so wichtig ist, daß Sie mich am Weihnachtstag im Morgengrauen wecken müssen, Lawrence.«
    Der Ton des alten Mannes klang besorgt. »Ich habe eben im Radio die Nachrichten gehört, Mike. Ich schlafe wenig in letzter Zeit. Ich denke, Sie oder ich oder wir beide dürfen in Kürze einen Besuch von der Polizei erwarten. Ich weiß, daß Terry bei Ihnen ist, weil er am Telefon war, aber wissen Sie, was er letzte Nacht getrieben hat?«
    Deacon rieb sich die Augen. »Worum geht’s eigentlich?«
    »Um einen weiteren Zwischenfall in diesem Lagerhaus, in dem Terry gehaust hat, glaube ich. Am besten hören Sie sich die Kurznachrichten im Radio an. Kann sein, daß ich mich täusche, aber ich habe den Eindruck, daß die Polizei unseren Freund sucht. Rufen Sie mich zurück, sobald Sie können. Sie werden mich vielleicht brauchen.« Er legte auf.
    Es war die Spitzenmeldung des Morgens, und noch während der Nachrichtensprecher sprach, wurden jede Minute neue Details bekannt. Nach einem Mordversuch und der Festnahme eines Verdächtigen am Freitag nachmittag war unter den Obdachlosen in einem Lagerhaus im Hafenviertel in den frühen Morgenstunden des Weihnachtstags erneut Panik ausgebrochen, als mehrere der Männer mit Benzin übergossen und ihre Kleider in Brand gesteckt worden waren. Die Polizei fahndete nach einem jungen Mann, einen Meter achtundsiebzig groß, mit kahlrasiertem Kopf und einer dunklen Jacke bekleidet. Er war gesehen worden, als er nach dem Zwischenfall aus dem Lagerhaus floh. Zwar hatte die Polizei den Namen des Gesuchten nicht bekanntgegeben, es handelte sich jedoch um einen ihr bekannten Verdächtigen, von dem angenommen wurde, daß er seit dem Mordversuch am Freitag einen Groll gegen die Insassen der Lagerhalle hege.
    So abgebrüht Terry sich zu geben pflegte, er war doch erst vierzehn Jahre alt. Angstvoll, fast weinend starrte er das Radio an. »Da hat mich jemand hingehängt«, wütete er. »Was soll ich jetzt tun? Die Bullen machen mich fertig.«
    »Unsinn«, sagte Deacon scharf. »Du warst doch die ganze Nacht hier.«
    »Und woher willst du das wissen?« fragte Terry aufgebracht und aggressiv in seiner Angst. »Ich könnt’ mit Leichtigkeit abgehauen und wiedergekommen sein, ohne daß du was gemerkt

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