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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wissenden Blicke und kaum verhohlene Neugier Glens über sich ergehen lassen müssen, als er gekommen war. Jetzt drehte er Deacon und dem Jungen den Rücken zu und schob die Fotos von Amanda Powell unter einen Packen Zeitungsausschnitte.
    Terry, der für unterschwellige Gefühlsaufwallungen ziemlich unempfänglich war, wenn sie nicht paranoide Schizophrenie oder Drogenkonsum zur Grundlage hatten, ging zu Barry hinüber, während Deacon sich an den Mikrofiche-Monitor setzte, um die Zeitungen vom Mai 1995 durchzusehen. Dies war ein Milieu, das Terry völlig fremd war, darum kam er gar nicht auf den Gedanken, sich darüber zu wundern, warum dieser dicke, froschäugige kleine Mann mit seinen geziert pedantischen Bewegungen allein in diesem großen verdunkelten Zimmer saß. Wenn er und Deacon hier waren, dann war es vermutlich ganz natürlich, daß auch Barry Grover hier war.
    Er beugte sich seitlich über den Schreibtisch. »Mike hat mir, als wir die Treppe raufgegangen sind, erzählt, daß Sie der Beste in der Branche sind«, berichtete er. »Er sagt, Sie versuchen rauszukriegen, wer Billy Blake war.«
    Barry wich ein wenig zurück. Er fühlte sich bedrängt von dem Jungen, der da so selbstverständlich seinen Arbeitsplatz mit Beschlag belegte, und verdächtigte Deacon, ihn dazu angestiftet zu haben. »Das stimmt«, sagte er steif.
    »Billy und ich waren Freunde. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, brauchen Sie’s nur zu sagen.«
    »Ja, hm, im allgemeinen arbeite ich meiner Erfahrung nach am besten allein.« Er fegte mit beiden Händen über seinen Schreibtisch, als wollte er ihn von störenden Einflüssen befreien, und deckte dabei einen unterbelichteten Abzug von Billys Polizeifoto auf, auf dem die Augen, die Nasenlöcher und die Linie zwischen den Lippen die einzigen klar gezeichneten Züge waren.
    Terry nahm es zur Hand und betrachtete es aufmerksam. »Hey, das ist genial«, sagte er mit freimütiger Bewunderung. »Da sieht man genau, was man braucht.« Er nahm einen zweiten ähnlich unterbelichteten Abzug und legte ihn neben den anderen. Beide Gesichter waren einander sehr ähnlich. Lediglich die räumlichen Beziehungen der Züge zueinander zeigten kleine Abweichungen. »Das ist echt toll.« Terry berührte die zweite Fotografie. »Und wer ist der Kerl?«
    Barry nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit seinem Taschentuch. Es war ein Zeichen innerer Qual. Er konnte nicht mit ansehen, wie dieser kahlköpfige Halbstarke so mit seiner sorgfältigen Arbeit umging. »Das ist ein Lastwagenfahrer namens Graham Drew«, antwortete er brummig und nahm Terry die Fotos weg.
    »Woher haben Sie gewußt, daß er wie Billy ausschaut?«
    »Ich habe seine Fotografie im Archiv.«
    »Mann! Sie sind echt Extraklasse. Heißt das, daß Sie alle Bilder im Kopf haben, die Sie hier rumliegen haben?«
    »Es wäre unverantwortlich, sich auf das Gedächtnis zu verlassen«, sagte Barry streng. »Natürlich habe ich ein System.«
    »Und wie funktioniert das?«
    Es kam Barry nicht in den Sinn, daß das Interesse des Jungen echt sein könnte. Da er mit Deacon gekommen war, nahm er automatisch an, er sei gebildeter, als er tatsächlich war, und interpretierte seine beharrlichen Fragen als eine Form von Hänselei. »Es ist kompliziert. Sie würden es nicht verstehen.«
    »Ja, aber ich lerne schnell. Mike hat gesagt, daß mein IQ wahrscheinlich über dem Durchschnitt ist.«
    Terry zog mit einem Fuß einen Stuhl heran und ließ sich neben seinem neuen Guru nieder. »Ich kann nichts versprechen, aber ich denk’ mal, Ihnen kann ich eher helfen als ihm.« Er wies mit dem Kopf zu Deacon. »Mit Wörtern habe ich’s nicht so - verstehen Sie? -, aber bei Bildern bin ich gut. Also, wie schaut Ihr System aus?«
    Barrys Hände zitterten leicht, als er seine Brille wieder aufsetzte. »Unter der Voraussetzung, daß Billy Blake ein angenommener Name war, sehe ich die Fotografien von Männern durch, die in den letzten Jahren von der Polizei gesucht und nicht gefaßt wurden. Das heißt«, fügte er pedantisch hinzu, »man sucht nach Personen, die es für nötig hielten, ihre Identität zu ändern.«
    »Das ist echt genial, wirklich. Mike hat gleich gesagt, daß Sie ein Klassemann sind.«
    Barry zog einen Hefter, der an der Schreibtischkante lag, zu sich heran. »Leider gibt es ziemlich viele von der Sorte, und in einigen Fällen ist das einzige, was ich habe, ein Phantombild.«
    »Und warum sind die Bullen hinter diesem Drew her?«
    »Er hat einen

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