Das Echo
hättest. Mensch, du hast ja nicht mal das Telefon gehört.«
Deacon wies zum Sofa. »Setz dich. Ich rufe Lawrence zurück.«
»Bestimmt nicht. Ich bin schon weg.« Er ballte seine Hände. »Ich lasse mich doch nicht von den beschissenen Bullen schnappen.«
»Setz dich!« brüllte Deacon. »Bevor ich wirklich wütend werde.« In der Befürchtung, daß Terry auf und davon laufen würde, wenn er jetzt das Zimmer verließ, um Lawrence’ Nummer herauszusuchen, schaltete er den Lautsprecher ein, wählte die Nummer der Telefongesellschaft, ließ sich die Nummer des Teilnehmers geben, der ihn zuletzt angerufen hatte. Dann wählte er Lawrence’ Nummer.
»Hallo, Lawrence, Michael hier. Wir sind auf Lautsprecher, Terry kann Sie also auch hören und mit Ihnen reden. Wir glauben leider, Sie haben recht. Wir vermuten, daß die Kerle im Lagerhaus Terry eins auswischen wollen und daß die Polizei gleich hier antanzen wird. Was sollen wir tun?«
»Können Sie sich dafür verbürgen, daß er nichts mit der Sache zu tun hat?«
»Ja und nein. Wir sind gestern nacht gegen zwei mit einem Taxi nach Hause gekommen. Ich hab’ meinen Wagen in der Fleet Street stehengelassen, weil ich ziemlich blau war. Bis ungefähr ein Uhr fünfzehn waren wir mit einem Mann namens Barry Grover zusammen. Wir waren alle drei sternhagelvoll. Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, daß ich Terry gesagt habe, er soll aufhören zu kichern wie ein Schulmädchen und zu Bett gehen. Ich war sofort weg, bis Terry mich rüde aus dem Schlaf gerissen hat, weil Sie am Telefon waren. Ich kann nicht beschwören, daß er zwischen zwei und sechs hier war, das heißt, theoretisch ist es möglich, daß er noch mal weggegangen ist, aber praktisch ist es absolut ausgeschlossen. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als ich ihn endlich in seinem Zimmer hatte, und ich bin hundertprozentig sicher, daß er die ganze Zeit hier war.«
»Kannst du mich hören, Terry?«
»Ja.«
»Bist du noch einmal aus Michaels Wohnung weggegangen, nachdem ihr um zwei Uhr morgens zurückgekommen wart?«
»Nein, bin ich nicht«, antwortete der Junge trotzig. »Und ich hab’ Scheißkopfweh, und darum hab’ ich jetzt null Lust, irgendwelche Scheißfragen zu beantworten, was ich gemacht oder nicht gemacht hab’!«
Lawrence lachte. »Dann machen wir uns ja ganz unnötige Sorgen - vielleicht sind der Polizei seit Freitag zwei junge Burschen mit Kahlköpfen bekanntgeworden -, aber ich würde euch dringend raten, die Wohnung zu säubern. Unsere Freunde von der Polizei reagieren meist sehr negativ auf Substanzen, die chemischer Analyse bedürfen. Also, meldet euch, wenn’s Ärger gibt, in Ordnung?«
»Warum kann er nicht ab und zu mal wie’n normaler Mensch reden?« fragte Terry mürrisch, als Deacon auflegte. »Was hat er gemeint? Daß die mir was vorwerfen können?«
»Ja, Drogenbesitz. Wieviel Cannabis hast du noch?«
»Fast nichts mehr.«
»Absolut nichts von jetzt an«, sagte Deacon und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das Zeug wandert auf dem schnellsten Weg ins Klo.« Er fixierte den Jungen mit einem Blick, als wollte er ihn aufspießen. »Los, mach schon, Terry.«
»Okay, okay, aber das Zeug kostet ein Vermögen.«
»Nicht halb soviel, wie’s mich kostet, wenn es hier gefunden wird.«
Terrys natürlicher Optimismus kehrte zurück. »Hey, du hast ja mehr Angst als ich«, sagte er grinsend. »Hat’s dich noch nie gereizt,’n bißchen riskant zu leben? Zu sehen, wie weit dein Mumm reicht, wenn die Bullen dich festnageln wollen?«
Deacon, der schon auf dem Weg ins Schlafzimmer war, lachte. »Ich sag’ dir was, Terry, ich find’s viel spannender zu sehen, wieviel Mumm du hast. Die werden nämlich auf dich schießen, ich würde ihnen an deiner Stelle also lieber nicht zuviel Angriffsfläche bieten.«
Sie saßen gewaschen und angezogen beim Frühstück, als eine halbe Stunde später die Polizei eintraf, zwei Beamte, von denen einer Sergeant Harrison war. Als Deacon die Tür öffnete und bestätigte, daß er wisse, wo Terry Dalton sich aufhielt - an seinem Küchentisch nämlich -, äußerte Harrison Überraschung darüber, daß sie an einem Sonntag morgen schon so früh auf den Beinen waren.
»Heute ist Heiligabend«, sagte Deacon, als er sie hineinführte. »Wir wollen meine Mutter in Bedfordshire besuchen und wollten zeitig losfahren.« Er setzte sich wieder an seinen Platz und begann seine Corn-flakes zu löffeln. »Was können wir für Sie tun, Sergeant?
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