Das echte Log des Phileas Fogg
gewisse Tatsachen herausfinden, jedoch nichts, das Foggs nichtmenschliche Partner verraten hätte. Kamen schließlich die Capellaner dahinter, war es zu spät für sie.
Aus diesem Grund hatte Passepartout den Verbleib von Sir William Clayton feststellen müssen. Der alte Baronet war der einzige Mensch der Welt, ausgenommen ein paar Eridaner, welcher der Presse zu sagen imstande war, woher Phileas Fogg stammte. Wenn Sir William aus Afrika zurückkehrte und Kunde von dem Rennen um die Erde erhielt, würden die Capellaner ohnehin nichts mehr unternehmen können, weil sie tot waren. Oder aber die Eridaner. Auf jeden Fall, dann war es gleichgültig.
7
Wie alle Welt weiß, drang die Nachricht von der Wette vom Reform-Club zu den Zeitungen. Bis auf den Daily Telegraph erklärten alle englischen Zeitungen Foggs Vorhaben für eine Verrücktheit. Dennoch gab es genug Leute, die so viel Vertrauen in seine Person hatten, daß sie ihrerseits ihr Geld in Wetten riskierten, und eine größere Anerkennung kann niemandem widerfahren. Das Ausmaß der Anteilnahme mag daran ermessen werden, daß an der Börse sogar Phileas-Fogg-Obligationen auftauchten. Verne beschreibt in allen Einzelheiten, wie Foggs Notierungen auf und nieder schwankten, so daß keine Notwendigkeit besteht, es an dieser Stelle zu wiederholen.
Jedenfalls – für jene, die es womöglich vergessen haben oder die Vernes Buch gar nicht kennen – sank Foggs Notierung eine Woche nach seiner Abreise auf Null.
Mr. Rowan, Polizeipräsident von Scotland Yard, erhielt einTelegramm von Mr. Fix, dem zur Überwachung der Fracht-und Passagierlinie Peninsular and Oriental Company angesetzten Detektiv.
BIN BANKRÄUBER PHILEAS FOGG AUF DER SPUR. ANFORDERE HAFTBEFEHL NACH BOMBAY.
Der ungläubige Polizeipräsident ließ sich vom Reform-Club eine Fotografie von Fogg geben. Er verglich sie mit der Personenbeschreibung des Mannes, welcher der Bank ofEngland die 55000 Pfund gestohlen hatte. Die Ähnlichkeiten waren zu groß, um zufälliger Natur sein zu können, es sei denn, er besäße einen Zwillingsbruder. Foggs unbekannte Abstammung und Lebensgeschichte, sein ungeselliger Lebensstil und seine plötzliche, völlig unerwartete Abreise aus England bestärkten die Polizei in ihrem Verdacht. Fogg war der Gesuchte.
Der Zug hatte Fogg und Passepartout vom Bahnhof Charing Cross nach Dover befördert. Unterwegs fiel Passepartout plötzlich ein, daß er vergessen hatte, in seinem Zimmer den Gashahn zuzudrehen. Mr. Fogg entgegnete kühl, daß es dann eben brennen werde – auf Passepartouts Rechnung.
Von Dover setzten sie nach Calais über, und ein Zug brachte die beiden durch Frankreich und Italien. In Brindisi bestiegen sie – noch ganz nach Reiseplan – das P & O-Schiff Mongolia. Das Luxuslinienschiff – mit Kohle beheizt, mit Dampf angetrieben – ankerte am Mittwoch, dem 9. Oktober, um 11.00 Uhr in Suez und machte damit pünktlich Aufenthalt. Foggs Tagebuch zufolge hatte die Reise bis dahin 158 V2 Stunden oder 6,5 Tage gedauert. In diesem Zeitraum vermerkte er in seinem geheimen Log nur ein paar Sätze, einige davon mit rätselhaften Anspielungen!
In Kabine geblieben. P brachte die Mahlzeiten. Ihm Beschreibung von N gegeben, und P hält auf dem Schiff nach ihm Ausschau. P mitgeteilt, daß die Farbe von Ns Augen anders sein kann. Waren schwarz, als ich ihm diente. Aber von Kontaktlinsen bedeckt. N muß Augenfehler haben oder trug die Kontaktlinsen, um richtige Farbe der Augen zu verbergen. Letzteres ist unwahrscheinlich. Warum hätte er es an Bord der N tun sollen? Er kann den ungewöhnlichen Abstand zwischen den Augen nicht verbergen, außer er täuscht Augenverletzung vor und trägt eine Augenklappe. P angewiesen, darauf zu achten. Hätte N an Bord der N töten sollen und Folgen akzeptieren. Aber 1000 Jahre verschenkt man nicht so leicht.
Nicht das Gewissen, sondern die Langlebigkeit macht uns alle zu Feiglingen.
In Suez wartete am Kai der Mann, der Scotland Yard das Telegramm gesandt hatte. Mr. Fix war klein und mager, besaß ein intelligent und scharfsinnig wirkendes Gesicht, helle Fuchsaugen und Brauen, die sich ständig bewegten. Man hatte ihn für den Fall nach Suez geschickt, daß der Dieb auf dem Seeweg nach Osten zu entkommen versuchte. Er besaß eine gute Personenbeschreibung des Täters, aber sie war überflüssig. Er hatte von Anfang an gewußt, daß der Dieb und Mr. Fogg einander wie Zwillingsbrüder ähnelten. Leise fluchte er vor sich hin, weil seine
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