Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
die Nase waren blutbesudelt, und seine Augen blickten noch stumpf drein.
    Nichts desto trotz spie er Nemo an.
    »Gut, Sie leben also noch«, sagte Nemo.
    Passepartout antwortete nicht.
    Nemo durchsuchte ihn, fand jedoch keine Waffen. Er zog Passepartout in die Höhe, während sein Colt sorgloserweise im Gürtel stak, und schob ihn vorwärts. Der Franzose fiel wieder aufs Deck, doch nachdem Nemo ihn nochmals aufgerichtet hatte, schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben.
    »Falls Ihr Herr zu einer Absprache bereit ist, die uns allen zum Vorteil gereicht, obwohl einige Nachteile – ebenfalls für alle – unvermeidlich sind, werden Sie Ihr Leben behalten«, erklärte Nemo.
    Mit dem Lauf der Waffe schob er Passepartout vor sich her bis zum Vorschiffaufbau. Neben der Tür zur Kajüte des Zweiten Maats bezog Nemo Stellung und schrie seine Bedingungen hinunter. Seine eigene Stimme klang, als käme sie von weit her, und er war sich nicht sicher, ob Fogg bereits wieder gut zu hören vermochte – oder ob er überhaupt noch dort unten war. Fogg konnte sich nach oben geschlichen haben, während er sich mit dem Franzosen beschäftigte, aber das bezweifelte Nemo.
    Nach kurzem Schweigen vernahm er Foggs leise Stimme.
    »Nun gut! Vorausgesetzt, Sie erzählen mir, was mit den Menschen auf diesem Schiff geschehen ist. Ich verlange nicht, daß Sie mir irgendwelche Geheimnisse verraten, die Sie und Ihresgleichen betreffen.«
    »Ich kann Ihnen nicht viel mitteilen, weil unser Mann keine Gelegenheit hatte, mir mehr als eine kurze Zusammenfassung zu geben.« Um ihn zu hören, mußte Fogg sich in der Nähe der Tür befinden. Vielleicht genügten zwei schnelle Schüsse, einen rechts und einen links von der Tür durch das Holz? Die Planken waren dünn. Nein, es war zu gefährlich. »Alles wirkt ziemlich geheimnisvoll«, sagte Nemo, »aber ähnliche Dinge sind schon geschehen und werden sich immer wieder ereignen. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, gibt es Anzeichen dafür, daß man das Schiff in aller Eile verlassen hat, aber keinerlei Spuren von Gewalt. Das Schiff hat eine Ladung von 1700 Eichenholzfässern Alkohol an Bord. Das ist eine reichlich brisante Ladung, denn jedes undichte Faß könnte zu einem Feuer oder gar zu einer Explosion führen. Aber diese Gefahr bestand nicht. Das Schiff wurde nicht deshalb verlassen. Die Seeleute ließen ihre Kleidung, ihre Stiefel und Ölhäute und sogar ihre Pfeifen zurück. Die Situation war also solcher Art, daß sie keine Zeit hatten, Gegenstände zusammenzuraffen, die normalerweise kein Seemann aufgibt. Schon gar nicht die Pfeife. Offensichtlich kam das Unglück nicht zur Essenszeit über das Schiff, da die Tische nicht gedeckt sind. Unserem… unserem Mann zufolge…«
    »Sein Name lautete Edward W. Head, und er war der Koch und Steward«, sagte Fogg. »Er hatte seine Papiere dabei. Ich glaube, es hatte eine gewisse Bedeutung, daß er Head hieß. Er muß Ihr Chef gewesen sein.«
    »Nur ein Zufall«, meinte Nemo. »Wir haben die alte, aber nutzlose Gewohnheit aufgegeben, Namen zu verwenden, welche die Funktion eines Mitarbeiters anzeigen.«
    »Vielleicht«, sagte Fogg.
    Nemo fragte sich, was Fogg noch bei Head gefunden haben mochte.
    »Ist er tot?« erkundigte er sich.
    »Ja.«
    »Sie werden bemerkt haben, daß das Navigationsbuch, der Sextant und der Chronometer verschwunden sind«, sagte Nemo. »Offenbar hatte der Kapitän – er hieß Briggs, nebenbei erwähnt – noch Gelegenheit, sie an sich zu nehmen. Auch er ließ alles andere zurück, selbst die Kleidung. Man verstaute auch keinen Proviant in der Jolle.«
    »In der Jolle? Was ist mit dem Langboot, dem großen Rettungsboot?«
    »Das ist in New York geblieben. Während des Verladens der Fässer wurde es beschädigt. Mehrere Fässer fielen darauf. Kapitän Briggs wünschte keine Verzögerung durch die Reparatur und stach ohne das Boot in See. Die Jolle konnte zehn Personen aufnehmen, war jedoch kleiner und weniger seetüchtig als das Langboot.«
    »Die letzte Eintragung des Decklogs wurde am 25. November um 8.00 Uhr vorgenommen«, sagte Fogg. »Was geschah dann?«
    »Zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr befand die Mary Celeste sich mehrere Seemeilen weit innerhalb der Dollabarat-Untiefen«, sagte Nemo. »Das sind gefährliche Untiefen südöstlich der Formigas-Riffe. Die Formigas, so nimmt man an, sind die Spitzen unterseeischer Berge. Die Mary Celeste war nicht nahe genug, um in Gefahr zu geraten, und hätte ohne Sorge passieren können, aber…«

Weitere Kostenlose Bücher