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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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sah. Die Klinge des Haudegens spaltete seinen Schädel. Er brach zusammen; der Revolver entfiel seiner Hand. Und Fogg hob den Revolver auf.
    Und Nemo? Nach dem ersten Moment des Schreckens, gepaart mit einer Aufwallung von Panik, zog er sich von der Tür zurück.
    Die Situation hatte sich nicht plötzlich umgekehrt. Sie hatte sich lediglich ausgeglichen. Gegenwärtig verfügte keine Seite über einen wesentlichen Vorteil. Beide Männer waren bewaffnet. Fogg saß im Deckaufbau fest, aber Nemo verlor Blut und an Kraft.
    Der Mann mit den grauen Augen erstieg das Dach des Aufbaus, wo er den Rock ablegte und das Hemd auszog. Er riß das Hemd in Streifen und umwickelte damit den verletzten Arm. Glücklicherweise hatte er nur eine Fleischwunde erlitten, und der Verband stillte die Blutung nach kurzer Zeit. Dennoch konnte er sich vorläufig nur des linken Arms bedienen, und seine Körperkräfte, die gewöhnlich denen eines Gorillas glichen, waren bedeutend geschwächt.
    Er entschied, daß er es sich erlauben konnte, seinen Posten für ein paar Minuten zu verlassen. Fogg würde keinen Ausfall wagen. Jedenfalls nicht bald. Nemo beabsichtigte, den anderen Eridaner gänzlich zu erledigen und dann zum Vorschiffaufbau zurückzukehren. Unterdessen hockte Fogg bei einem Schott oder unter einem Möbelstück; er mußte wissen, daß Nemo die Fenster einschlagen und ins Innere schießen konnte. Wäre Nemo nicht zunächst so bestürzt gewesen, hätte er es sofort getan. Natürlich war bei einem solchen Vorgehen die Wahrscheinlichkeit hoch, daß eine Kugel Foggs ihn mitten ins Gesicht traf. Also war es gescheiter, sich vor den Fenstern nicht blicken zu lassen.
    Hunger und Durst würden Fogg schließlich ohnehin nach oben zwingen. Er besaß keinen Zutritt zur Kombüse. Nemo wußte vom Chef, daß die Kajüte des Zweiten Maats und die Mannschaftsunterkünfte keinen Zugang zur Kombüse hatten. Selbst wenn Fogg ein Loch in die Zwischenwand brach, würde er nicht viel Lebensmittel vorfinden. Fast alle Vorräte lagerten in der Vorratskammer im Heck.
    Lautlos, weil er sich lautlos zu bewegen gewohnt war, verließ Nemo das Dach des Aufbaus. Er brauchte nicht zu befürchten, daß Fogg ihn hörte. Seine Ohren mußten noch vom Transmissionslärm betäubt sein.
    Nemo hatte etwa 8 m in Richtung zum Heck zurückgelegt, als die neun Donnerschläge erneut ertönten. Er wirbelte herum. Was, beim Satan, trieb Fogg denn nun?
    War er diesmal tatsächlich von Bord transmittiert? Oder versuchte er die gleiche Falle wie zuvor zu stellen? Falls er wirklich fort war, würde er in Kürze mit Verstärkung zurückkehren? Es gab keine Möglichkeit, zu verhindern, daß Fogg den Distorter auf automatische Umschaltung auf Empfang einstellte.
    Aber vielleicht hoffte Fogg, er – Nemo – werde genau das glauben und unter Deck stürmen, in der Absicht, das Gerät außer Betrieb zu setzen, ehe Fogg und andere Eridaner aufs Schiff transmittierten.
    Nemo befand sich in höchst unentschlossener Stimmung, für einen Mann von so hoher Intelligenz und großer Handlungsfreudigkeit ein sehr ungewöhnlicher Zustand. Erschien er unter der Tür des Aufbaus, gab er womöglich ein prächtiges Ziel für einen Mann ab, der seine Sicherheit und Kaltblütigkeit im Umgang mit Feuerwaffen in Bundelkund zur Genüge bewiesen hatte.
    Außerdem besäße Fogg den Vorteil, sich im Halbdunkeln zu befinden. Die Fenster waren mit Läden verschlossen, und versuchte er sie zu zerstören, geriet er ebenfalls in Foggs Schußfeld. Der Aufbau war aus dünnen Planken gezimmert, und falls er nur seinen Standort verriet, war er bereits gefährdet; Foggs Kugeln würden das Holz zweifellos durchschlagen.
    Eine Minute lang stand er auf dem Deck, dann wandte er sich um. Wenn Fogg bloß nicht die Papiere beim Chef gefunden hatte. Der Distorter war verloren. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Und wenn nur dieser Passepartout nicht tot war.
    Nemo rechnete keineswegs damit, daß Fogg sich ergeben würde, um Passepartout zu retten. So etwas geschah nur in Romanen. Fogg mußte wissen, daß er in den Tod ging, falls er sich ergab. Nemo konnte das Risiko, einen Gefangenen an Bord zu haben, nicht eingehen. Zu zweit hätten sie das Schiff unter Umständen in einen Hafen steuern können, aber Nemo wußte, daß er unmöglich so lange wach bleiben konnte. Mit einem lebenden Fogg an Bord würde er niemals sicher sein. Der Engländer war zu tückisch.
    Passepartout saß mit dem Rücken an den Achteraufbau gelehnt. Seine Stirn und

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