Das echte Log des Phileas Fogg
unsichtbarer Tinte angebracht. Das zu prüfen war gegenwärtig ausgeschlossen. Sollte er den Leichnam ins Meer werfen oder ihn zum Zwecke näherer Untersuchung zur General Grant mitnehmen? Auf dem Schiff mußte wegen der drei bisherigen Serien von Donnerschlägen ohnehin höchste Unruhe herrschen, und der nochmalige Transmissionslärm bei seiner Rückkehr würde den Aufruhr zweifellos erneut entfachen. Womöglich würde man sämtliche Kabinen durchsuchen, und eine Erklärung für Heads Leiche abzugeben wäre mehr als nur schwierig.
Zum Abschluß der Untersuchung zerrte er am Haupthaar des Toten, um sich zu vergewissern, daß sich nicht unter einer Perücke auf einem rasierten Schädel eine tätowierte Botschaft verbarg. Anscheinend war auch Heads Haar echt.
Fogg erhob sich und trat zur Tür. Er teilte mit, daß er nun bereit sei, um mit der beidseitigen Entwaffnung zu beginnen. Passepartout tastete Nemo sorgfältig ab, während Nemo die Mündung des Colts an die Schläfe des Dieners hielt. Der Franzose rief Fogg zu, daß Nemo sich allem Anschein zufolge nach der Durchsuchung an Bord der General Grant nicht mit neuen Waffen ausgestattet hatte.
Nemo durchsuchte Passepartout und kam zum gleichen Ergebnis. Dann ging Passepartout zur jenseitigen Reling und blieb dort stehen.
Nemo ergriff den Lauf des Colts mit der Rechten, die dafür noch kräftig genug war, und hielt sich bereit, die Patronen aus der Trommel zu entfernen. Fogg warf den Haudegen, sein Taschenmesser und Heads Messer durch die Tür aufs Deck. Dann trat er unter die Tür, den Revolver am Lauf gepackt. Gleichzeitig, während Passepartout die Geschosse langsam zählte, holten die beiden Männer die Patronen aus ihren Waffen.
Fogg trat hinaus auf Deck; die Projektile lagen auf seiner ausgestreckten Handfläche. Nemo schritt langsam rückwärts aus, bis er die Steuerbordreling erreichte. Fogg ging zur Backbordreling. Auf ein Zeichen Passepartouts hin warfen die beiden Männer zugleich die Patronen eine nach der anderen ins Meer. Bevor Fogg die Kajüte verließ, hatte er seinen Rock und das Hemd abgelegt, um Nemo zu zeigen, daß er nicht in der Lage sein werde, eine Patrone aufzufangen und zu verbergen. Das war unnötig, denn man konnte die Geschosse sehen, wie der Wind sie über die Reling seitwärts wehte und sie ins Wasser fielen.
Passepartout warf die Messer in den Ozean. Nemo hatte dem Franzosen gestattet, diese Aufgabe zu übernehmen, weil er nicht glaubte, daß der andere sich in einem Zustand befand, in dem er ihm gewachsen sein konnte, nicht einmal mit einem Messer.
Nemo hatte den Haudegen ebenfalls über Bord werfen lassen wollen, aber Fogg beharrte darauf, daß alle an Bord vorgefundenen Dinge an ihren ursprünglichen Platz befördert wurden; bis auf Head, versteht sich.
Dies war ein heikler Moment. Nemo konnte den Degen zu packen versuchen. Auch wenn Passepartout ihn bereits aufgehoben hatte, nahm Nemo womöglich an, daß er dem ersten, ungeschickten Hieb auszuweichen vermochte, um dann dem Franzosen die Waffe zu entwinden. Selbst wenn Passepartout die Waffe zuvor über Bord warf, würde Nemo sich den beiden gegenüber im Vorteil befinden. Trotz der Verletzungen und obwohl er noch unter starken Kopfschmerzen litt, die von den beiden Schlägen auf seinen Schädel herrührten, spürte er, daß er den vereinten Kräften der anderen noch immer körperlich überlegen war.
Genau in diesem Augenblick erinnerte Fogg ihn daran, daß beim anderen Distorter Aouda mit der Säurewaffe wartete. Sie hatte die Anweisung, sie zu benutzen, falls Nemo allein eintraf. Allen diesen Widrigkeiten zum Trotz entschied sich Nemo für den Versuch, die beiden zu überwältigen. Falls er Fogg über die Reling und ins Meer werfen konnte, würde er mit dem Franzosen keine Schwierigkeiten mehr haben. Er wollte ihn nicht töten, weil er ihn vielleicht benötigte, um an Aouda eine Nachricht im eridanischen Kode zu senden. Aber es gab zahlreiche Methoden, um ihm die gewünschten Informationen zu entlocken. Und sollte Passepartout sich wider Erwarten hartnäckig verhalten oder sterben, würde er eine Botschaft an den chinesischen Agenten senden.
Inzwischen mußte der Kerl aufmerksam geworden sein. Oder er würde – falls auch das fehlschlug – das Schiff wieder auf Ostkurs bringen, in der Hoffnung, daß ein anderes Schiff die Mary Celeste sichtete.
In diesem Moment befiel Nemo ein Schüttelkrampf. Ob dies das erste Mal war oder nicht, ist unbekannt. Fogg war verblüfft,
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