Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
leider verwendet er seine Fähigkeiten nicht zum Wohle der Welt. Er widmet sie vielmehr dem Wohle der Capellaner, die bekanntlich nach der Auffassung vorgehen, daß der Zweck die Mittel heilige. Nemo hatte den Bau des Unterwasserfahrzeugs fast beendet, und es übertraf in der Tat alle wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften von damals und heute bei weitem. Ein Teil der technischen Apparaturen, die zum Erfolg des Projekts beitrugen, beruhte auf Kenntnissen, welche von den Alten stammten. Alles andere ergab sich aus Nemos fast übermenschlicher Intelligenz. Das Fahrzeug war dazu bestimmt, den Capellanern ungeheuren Reichtum zu bringen, sowohl durch die Kaperung von Schiffen wie auch durch die Hebung versunkener Schätze. Ein solcher Reichtum sollte den Capellanern eine wesentlich wirksamere Kriegführung gegen uns ermöglichen. Vor allem beabsichtigten sie große Verbrecherbanden zu organisieren und sie auf uns zu hetzen. Diese sollten die wahre Identität ihrer Geldgeber natürlich nie erfahren, und darum zu wissen, wäre für sie auch gar nicht erforderlich gewesen.«
    »Ich bin niemals auf den Gedanken gekommen«, rief Passepartout, »daß die Nautilus capellanischer Herkunft sein könnte! Aber der Bericht von Professor Aronnax erhebt Nemo doch zu einer Heldengestalt!«
    »Gewiß, jedenfalls für jene, die ihn nicht aufmerksam genug gelesen haben«, sagte Fogg. »Bei eingehender Lektüre verflüchtigen sich die Wolken byronischen Heroentums, in die Nemo sich zu hauen pflegte, nur allzubald. Er war, schlicht ausgedrückt, ein Pirat. Ein blutdürstiger, geldgieriger Pirat, der viele hundert unschuldige Menschen ins nasse Grab geschickt hat. Offensichtlich schenkte er Professor Aronnax, dessen Diener Conseil und dem Harpunier Ned Land nur deshalb das Leben, weil er das Bedürfnis nach intellektueller Gesellschaft verspürte und sich bewundern lassen wollte. Conseil und Land waren ihm geistig nicht ebenbürtig, aber hätte er sie ermordet, Professor Aronnax hätte kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Nemo ist, wie ich schon sagte, ein mathematisches und technisches Genie. Doch selbst er, wäre er nur ein gewöhnlicher Mensch statt Capellaner, hätte nie jene Motoren entwerfen und bauen können, welche die Nautilus mit einer Geschwindigkeit von 50 Knoten pro Stunde antrieben oder das Metall legieren, das dem Wasserdruck in 1000 m Tiefe widerstand. Er behauptete gegenüber Aronnax, Elektrizität bewege das Unterwasserfahrzeug. War es so – oder bediente er sich vielmehr der Kraft des Atoms? Auf jeden Fall muß er Zugang zu gewissen Kenntnissen besessen haben, die von den capellanischen Alten überliefert wurden. Daraus folgerte er den Rest, doch auch um das zu tun, bedarf es einer großen Genialität. Einer unserer Agenten brachte in Erfahrung, daß Nemo Auf träge an verschiedene Industrielle in der ganzen zivilisierten Welt vergeben hatte, einschließlich der Vereinigten Staaten. Immerhin sind die Amerikaner, wiewohl sie einige würdelose Eigenschaften besitzen, hervorragende Ingenieure. Nemo beförderte diese spezialgefertigten Einzelteile zu einer abgelegenen Insel und baute sie dort zusammen. Der Chef erteilte mir den Auftrag, Nemos Vertrauen zu gewinnen und das Projekt zu sabotieren. Ersteres tat ich und rechnete daher damit, auch das andere tun zu können. Durch gewisse Kanäle fand ich heraus, daß Nemo in verschiedenen Ländern eine Mannschaft rekrutierte. Die meisten dieser Männer, arme irregeleitete Menschen, waren Patrioten. Sie stammten aus Ländern, die unter den Stiefeln von Unterdrückern stöhnten. Nemo sagte ihnen, er wolle gegen alle Unterdrücker einen tödlichen Krieg eröffnen. Er deutete an, er komme selbst aus einem Land, das unter britischer Herrschaft leide. Um vorzuspiegeln, er sei Inder, trug er gefärbte Kontaktlinsen auf den Augen, die ihnen eine schwarze Farbe verliehen, und oftmals machte er Bemerkungen, die den Schluß zuließen, er habe nach einem erfolglosen Aufstand gegen die Briten aus seinem Heimatland fliehen müssen. Er führte sogar eigens eine Bordsprache ein, in welcher er die Mannschaft so weit unterrichtete, daß sie darin erteilte Befehle befolgen konnte. Dabei handelte es sich, wie ich glaube, um den Dialekt von Bundelkund. Nemo hatte eine lange Zeit in Bundelkund verbracht, hauptsächlich als Unterstützung für den Radschah, bevor derselbe an den Capellanern zum Verräter wurde. In der Tat würde es mich keineswegs überraschen, sollte sich nun herausstellen,

Weitere Kostenlose Bücher