Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
opfern würde. Und wenn er ehrlich mit sich war, wuchs seine Anteilnahme, seine Begeisterung für die Wette immer mehr; häufig mußte er sich daran erinnern, daß er keinerlei Anlaß hatte, sich für Fogg ins Zeug zu legen.
    Am 16. Dezember hatte die Henrietta den halben Atlantik überquert. Sicher hatte sie die neufundländischen Nebelbänke passiert und einen Sturm überstanden. An diesem Tag kam der Maschinist mit der Meldung zu Fogg, daß die gebunkerten Kohlevorräte zur Neige gingen. Das Schiff hatte nur so vielKohlen gebunkert, um die Überfahrt mit halber Kraft zu machen. Seit dem Auslaufen arbeitete die Maschine jedoch mit voller Kraft.
    Nach kurzem Nachdenken befahl Fogg dem Maschinisten, weiterhin maximal einzuheizen, bis das letzte Stück Kohle verbraucht sei. Am 18. Dezember erhielt Fogg die Meldung, daß dies noch im Laufe des Tages der Fall sein werde.
    Gegen Mittag schickte Fogg nach dem Kapitän. Mit krebsrotem Gesicht kam Speedy auf die Brücke gepoltert.
    »Wo sind wir?« brüllte er.
    »770,3 Seemeilen vor Liverpool«, antwortete Fogg mit unerschütterlichem Gleichmut.
    »Pirat!«
    »Sir, ich habe Sie rufen lassen…«
    »Seeräuber!«
    »… um Ihr Schiff zu kaufen.«
    »Bei allen Teufeln, niemals!«
    »Ich muß es trotzdem verbrennen.«
    »Verbrennen? Mein Schiff? Die Henrietta?«
    »Zumindest alles an Bord, was brennt. Uns sind die Kohlen ausgegangen.«
    »Mein Schiff verbrennen? Es ist 50000 $ wert!«
    »Hier haben Sie 60000 $«, sagte Fogg und reichte ihm die genannte Summe.
    Hier macht Verne eine klassisch gewordene Bemerkung: »Ein Amerikaner kann beim Anblick von 60000 $ kaum ungerührt bleiben.«
    Das stimmt zwar; doch äußert sich in dieser Bemerkung deutlich Vernes Ethnizismus. Der Anblick von 60000 $ ist wohl kaum geeignet, irgend jemanden, gleichwohl welcher Nationalität, kalt zu lassen, damals wie heute.
    Speedy vergaß seinen Haß. Geld beruhigt Rasende besser als Musik. Für ihn lohnte sich das Geschäft.
    »Darf ich den Rumpf behalten?« wollte er wissen.
    »Den eisernen Rumpf und die Maschine. Ich kaufe nur die hölzernen Bestandteile und alle anderen brennbaren Gegenstände. Einverstanden?«
    Nach Abschluß des Handels erteilte Fogg den Befehl, alle unter Deck befindlichen Möbel, Kisten, Rahmen und anderen Dinge zu Kleinholz zu machen und ins Feuer zu werfen.
    Am nächsten Tag, dem 19. Dezember, übergab man dem Feuer die Masten, die Takelage, die Rahen, Stengen und Gaffeln; am 20. die Reling, das Schanzkleid und den größten Teil des Decks und der Aufbauten. An diesem Tag kam das Schiff in Sichtweite der irischen Küste und des Leuchtturms von Fastenet. Um 22.00 Uhr erblickten sie die Lichter von Queenstown ( Dem heutigen Corcaigh bzw. Cork. Der Übers) . In diesem irischen Hafen entluden die Dampfer der transatlantischen Linien ihre Post. Per Eilzug wurde sie nach Dublin befördert und von dort mit einem schnellen Dampfboot nach Liverpool. Auf diesem Wege traf die Post in London zwölf Stunden eher als die Schiffe ein.
    Die Henrietta mußte drei Stunden lang warten, bis die Flut kam; dann lief sie in den Hafen ein, und Fogg und seine Begleitung gingen von Bord. Um 0.59 Uhr hatte die Reisegesellschaft festes Land unter den Füßen. Da es sich dabei um britisches Territorium handelte, war Fix nunmehr endlich imstande, Fogg zu verhaften und ihn einsperren zu lassen. Verne schreibt, daß Fix sich versucht gefühlt habe, es auch zu tun. Warum er darauf verzichtete, darüber konnte Verne lediglich Spekulationen anstellen: »Warum tat er es nicht? Hatte er seine Meinung geändert?«
    Nein, seine Meinung hatte Fix nicht geändert. Er vermochte sich nur nicht zu entschließen, seine Pflicht zu erfüllen und die Absicht in die Tat umzusetzen. Die lange, enge Bekanntschaft mit seinen drei Feinden hatte ihn zu der Einsicht gezwungen, daß Eridaner so menschlich sein konnten – und es in diesem Fall waren – wie er. Sie waren, obwohl die Todfeinde der Capellaner, auf deren Seite er stand, nicht das Böse in Person. Er bewunderte Foggs unerschütterliche Tapferkeit, seine Entscheidungsfreudigkeit, Tatkraft, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit. Er mochte ihn. Er mochte die beiden anderen aus ähnlichen Gründen. Er mochte Fogg weit mehr als Nemo, den er, wie er sich eingestand, haßte, fürchtete und verabscheute. Und ihm hatte auch Stamp W. Proctor mißfallen; er war froh gewesen, als die Sioux die Absicht des Colonels, Fogg zu töten, vereitelten.
    Immer wieder sagte er sich, daß

Weitere Kostenlose Bücher