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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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mit Segeln ausgerüsteten Frachtdampfer auf der Reede liegen. Die Rauchwolken, die aus dem Schornstein drangen, deuteten darauf hin, daß das Schiff bald auslief. Fogg mietete ein Boot und ließ sich hinüberrudern. Das Schiff hieß Henrietta. Ihr Bestimmungshafen war Bordeaux, und sie beförderte aufdieser Überfahrt nur Ballast. Der Kapitän, Andrew Speedy (trotz seines verdächtig funktionsträchtigen Namens weder Capellaner noch Eridaner), verabscheute Passagiere. Er wollte Fogg und dessen Begleitung um keinen Preis an Bord nehmen, und schon gar nicht einen anderen Hafen anlaufen. Als Fogg jedoch für jeden Passagier 2000 $ bot, überlegte Speedy es sich anders. Wie Verne kommentiert, sind Passagiere für einen solchen Preis keine Passagiere mehr, sondern wertvolle Fracht.
    Speedy gab Fogg eine unabänderliche Frist von einer halben Stunde, um mit den anderen an Bord zu kommen. Fogg eilte mit einer Kutsche ins Hotel zurück und traf in Begleitung der anderen gerade noch zur rechten Zeit ein. (New York kannte bereits im Jahre 1872 Verkehrsprobleme, aber die Tatsache, daß Fogg so schnell durch die Stadt und zurück gelangen konnte, zeigt auf, daß diese Probleme nicht so schwerwiegender Natur waren wie heutzutage. Vielleicht mißachtete Fogg auch alle Verkehrsregeln.) Die Henrietta passierte eine Stunde später das Leuchtfeuer an der Hudson-Mündung, umschiffte Sandy Hook und erreichte die offene See.
    Passepartout, so darf man vermuten, bedauerte es sehr, keine Zeit zur Besichtigung Manhattans gehabt zu haben. New York City hatte damals – wenn auch infolge der vielen Einwanderer aus Europa – 1 Million Einwohner. Grundsätzlich war es eine schmutzige, langweilige, vom Alkoholismus heimgesuchte und von korrupten Elementen beherrschte Stadt mit zahlreichen Elendsvierteln. Mord und Totschlag, Krawalle und Raubüberfälle gehörten zu den Alltäglichkeiten. Die Reiseführer warnten davor, die Straßen nach Einbruch der Dunkelheit zu betreten, außer in besseren Vierteln, die eine gute Gasbeleuchtung besaßen. Trotz allem gab es Attraktionen, die das Interesse eines Besuchers zu erwecken vermochten. Eine Fahrt durch den kürzlich angelegten Central Park hätte Passepartout sicherlich gefallen, obwohl ringsum nur Slums lagen. Die Trinity Church war das höchste Bauwerk der Stadt; in London wäre sie nichts Besonderes gewesen, doch hier stand sie in bemerkenswertem Kontrast zu ihrer Umgebung. Gewiß hätte Passepartout auch einige der neuen Wohnviertel aus hübschen braunen Ziegelbauten und die neuen Geschäftsviertel mit ihren schmiedeeisernen Fassaden besichtigt. Er hätte die Probleme des öffentlichen Verkehrs mit denen in London vergleichen können. Gespräche mit Einwohnern hätten ihn mit Gerüchten über Waffenschmuggel für kubanische Revolutionäre und mit dem Ernst der Pferdepest, die gerade zahlreiche Pferde dahinraffte, vertraut gemacht. Er würde wohl dazu bemerkt haben, daß es nur dieser ›Pferdepest‹ zu verdanken sei, daß die Straßen von Manhattan im Sommer nicht so nach Pferdemist stanken und die Luft nicht so ein Gemisch aus Kotdunst, Kohlenstaub und fetten Schmeißfliegen war wie in London.
    Doch es hatte nicht sein sollen. Passepartout bekam ohnehin alsbald mehr zu tun, als nur der reichlich trüben Exotik des Bagdad am Hudson nachzutrauern. Mr. Fogg sperrte Kapitän Speedy in dessen eigene Kajüte ein.
    Nachdem endgültig feststand, daß Speedy sich nicht dazu bewegen ließ, den Kurs zu ändern und Liverpool anzulaufen, bestach Mr. Fogg kurzerhand die Mannschaft und übernahm das Kommando. Das war, wie Speedy durchaus richtig hinter seiner Tür brüllte, Meuterei auf hoher See und Piraterie, wofür die Strafe lautete: Tod durch Erhängen. Fogg, mit seiner üblichen Gelassenheit, ließ ihn toben und erteilte von der Brücke seine Befehle. An dieser Stelle seines Buchs bemerkt Verne (womit er die Wahrheit genau traf), daß Foggs Schiffsführung seemännische Erfahrung verriet.
    Fix mußte seine Neigung bekämpfen, Fogg immer stärker zu bewundern. Außerdem wunderte er sich, weshalb er in New York keine Fogg betreffenden Anweisungen erhalten hatte. Zweifellos hatte Nemo seine Pläne geändert, doch Fix hätte gerne gewußt, was eigentlich los war. Vielleicht befand sich unter der Mannschaft ein Capellaner, der den Auftrag hatte, die Eridaner zu töten, und wenn er dazu das Schiff zur Explosion bringen mußte. Diese Vorstellung behagte Fix nicht sonderlich, weil sie bedeutete, daß man ihn

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