Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)
Selfish-Brain-Forschung beruhen, durchbrechen: Da energetische und emotionale Homöostase untrennbar miteinander verbunden sind, kann man davon ausgehen, dass ein ausbalanciertes Gefühlsleben ein entscheidender Schritt ist, um den Brain-Pull wieder zu normalisieren. Ob es gelingt, ihn wieder in seine gesunde Grundeinstellung zu bringen, hängt von vielen Faktoren ab: vom Alter der betroffenen Person, von der inneren Bereitschaft und auch davon, ob man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will. Um es deutlich zu sagen: Therapeutische Programme, die auf den Prinzipien von Emotionsregulation, sozialem Kompetenztraining und Problemlösungstraining aufbauen, sind zeit- und kostenintensiv. Keine deutsche Krankenkasse wäre derzeit in der Lage, eine derartige Therapie bei 75,4 Prozent übergewichtigen Männern und 58,9 Prozent übergewichtigen Frauen zu bezahlen. Es gibt in Deutschland auch leider bisher keine auf ihre Wirksamkeit geprüfte Selbsthilfe-Therapie – aber es gibt Anhaltspunkte, wie sich das eigene Gehirn so beeinflussen lässt, dass es sich wieder seinem metabolischen Gleichgewicht annähert. Wer also versuchen möchte, selbst die Macht der eigenen Gefühle zu nutzen, bekommt in diesem Kapitel eine Art Checkliste an die Hand. Sie soll das Prinzip verdeutlichen und Anregungen geben, selbst zu überprüfen, wie man mit seinen Gefühlen umgeht, Konflikte löst oder ureigene Bedürfnisse formuliert. Um es noch einmal deutlich zu machen: Das seelische Gleichgewicht (emotionale Homöostase = Stresssystem in Ruhelage) ist eng verknüpft mit der metabolischen Balance unseres Gehirns (energetische Homöostase). Aus diesen beiden Gleichgewichtszuständen ergibt sich in eindeutiger Weise das Körpergewicht. Daher gilt: Innere Notlagen machen nicht nur unzufrieden und unglücklich, sondern beeinträchtigen auch den Energiehaushalt des Körpers massiv.
Der Weg zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen ist allerdings häufig steinig. Sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen ist schwierig und die Versuchung, einer Vermeidungsstrategie nachzugeben, groß. Vermeidung verspricht aber nur kurzfristig ein Gefühl der Linderung. Meist ist es so, dass die negativen Gefühle wieder und wieder zurückkehren, bis der Konflikt gelöst ist. So gesehen führen Vermeidungsstrategien nicht nur über einen längeren Zeitraum zu unangenehmen Gefühlen, sondern kosten einen hohen Preis: Und der geht meist zu Lasten des Körpers – in Form eines gestiegenen Körpergewichts oder eines erhöhten Blutglukosespiegels. Hinzu kommt, dass wir mit unserer Neigung zu Vermeidungsstrategien die eigentliche Botschaft unserer Gefühle ignorieren. Sie wollen uns auf etwas hinweisen – auf ein Problem, einen Konflikt, den es zu lösen gilt. Und noch etwas ist wichtig: Negative Gefühle besitzen große Kräfte. Kräfte, die sich gegen uns richten mögen, die wir aber auch positiv nutzen können. Die Kraft der negativen Gefühle birgt enormes Potential zu Veränderung in sich – wenn man sie zu nutzen weiß. Obwohl diese psychologischen Erkenntnisse nicht neu sind, fällt es uns dennoch schwer, negative Gefühle wahrzunehmen, die zugrunde liegenden Situationen neu zu bewerten und aus alten Verhaltensmustern auszusteigen.
Aber werfen wir zunächst einen Blick auf die Liste der negativen Gefühle, um die es hier geht:
Ärger
Traurigkeit
Krankheitsgefühl
Enttäuschung
Einsamkeit
Schuld
Unsicherheit
Langeweile
Keines dieser Gefühle ist uns unvertraut. Wir halten sie aus, schieben sie weg, lenken von ihnen ab. Viel zu selten riskieren die meisten von uns einen genaueren Blick auf die wahren Ursachen dieser Gefühle. Aber erst wenn wir ihren Ursprung kennen, sind wir in der Lage, diese Gefühle wirklich zu bewältigen und sie als Motor so einzusetzen, dass wir alte Verhaltensmuster dauerhaft aufbrechen können.
Sehen wir uns im Folgenden ein paar einfache Beispiele an, die stellvertretend für eine Vielzahl von möglichen Verhaltensoptionen stehen. Die Wirklichkeit ist natürlich viel komplizierter, häufig treten mehrere Gefühle gleichzeitig auf, was ihre Bewertung erschwert. Worauf es mir hier aber ankommt, ist etwas anderes: Es geht um das Prinzip , auf ein bestimmtes Gefühl mit einem dazu passenden Verhalten zu reagieren. Welche Verhaltensweise das im Einzelfall sein kann, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Manchem mag ein intensives Gespräch helfen, andere werden versuchen, das Problem allein zu bewältigen. Grundsätzlich aber
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