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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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gleichen würde. Denn der elterliche Einfluss ist immer stärkerer Konkurrenz ausgesetzt. Eltern konkurrieren mit Fernsehen, Internet, Computerspielen, Jugendkultur, Werbung und den Peer Groups – den gleichaltrigen, ebenfalls durch die Medien geprägten Freunden. Neil Postman riet, diesen Kampf dennoch zu führen und das Kind nicht vollständig medialen Einflüssen zu überlassen. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Kinder komplett von Medien fernzuhalten erscheint weder realistisch noch wünschenswert. Häufig wird in diesem Zusammenhang das Erlernen von Medienkompetenz gefordert. Doch was heißt das? Im Sinne einer metabolischen Erziehung treten folgende Fragen auf: Wie lässt sich der Einfluss von Werbung begrenzen? In Großbritannien haben Medienwissenschaftler untersucht, welchen Anteil Nahrungsmittelspots in Werbeblöcken haben, die von Kindern gesehen werden. Es sind 13 Prozent der Werbezeit. Jeder Werbespot für eine Süßigkeit oder einen Snack wirkt als Cue auf das kindliche Gehirn. Es kann den Brain-Pull dämpfen und zu erhöhter Nahrungsaufnahme führen – Spot für Spot.
    Wie viel Bildschirmzeit verbringt mein Kind? Vor allem stressige Inhalte, wie zum Beispiel Gewalt und Horror, können als Cues zur verstärkten Nahrungsaufnahme wirken. Selbst für Erwachsene ist es schwierig, einen Horrorfilm ohne Extra-Kalorienzufuhr durchzuhalten. Schlimmer aber ist: Begegnet das Gehirn Stressoren, die auf der Spielkonsole erscheinen, und kommt es zur Anpassung (Abschwächung) des Stresssystems, kann dies auf Dauer zur Entkopplung von Stresssystem und motorischem System führen. Die Folge ist dann zunehmende Immobilität. Man bewegt sich immer weniger, und jede Bewegung wird anstrengender. Die auffällige Unsportlichkeit vieler Jugendlicher ist vermutlich teilweise auf dieses Phänomen zurückzuführen.
    Brauchen unsere Kinder neue Schulfächer?

    Ernährungskunde steht immer öfter auf Lehrplänen in deutschen Schulen. Das ist ein guter Anfang. »Probleme lösen« könnte ein anderes Schulfach heißen, das Kindern Strategien vermittelt, mentale oder psychische Überforderung zu bewältigen und Konflikte mit Gleichaltrigen oder Eltern zu lösen. Laurel Mellin hat in den USA mit ihrem Therapiekonzept vorgemacht, wie zentral die Frage der Konfliktbewältigung ist – für den Umgang mit Stress, für die Abkehr von exzessivem Verhalten und für die Körpergesundheit. Die Schule wäre der geeignete Rahmen, um Kindern und Jugendlichen nicht nur Bildung zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen und artikulieren – wie man soziale Netze aufbaut, mit psychosozialem Stress umgeht, auf andere Menschen zugeht. Das wäre ein neuer Weg, um innere Konflikte zu entschärfen, Frustrationen abzubauen und Kinder so stark zu machen, dass sie weniger anfällig für Comfort Eating sind.
    Welche Rolle spielen Alkohol und Drogen?

    Was motiviert Kinder und Jugendliche, Alkohol und Drogen zu probieren? Warum werden einige Kinder süchtig und andere nicht? Oft führt Neugierde oder Gruppendruck dazu, dass ein Kind Alkohol trinkt oder erste Drogenerfahrungen macht. In den meisten Fällen kommt es glücklicherweise nicht zu dramatischen Folgen wie Alkoholkoma oder Sucht. Aber jede Drogeneinnahme, jeder Schluck Alkohol hat direkte Auswirkungen auf das Gehirn. Welche gewichtige Rolle Drogen bei der Entwicklung der Stoffwechselkontrolle spielen können, wurde bereits dargelegt. Das gilt im Prinzip für alle Drogen – von Kaffee über Coffein-Energy-Drinks, Nikotin und Alkohol bis hin zu den illegalen Rauschdrogen. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind Stimulanzien oder Hemmer, die direkt auf den Hirnstoffwechsel und den Brain-Pull einwirken. Bei illegalen Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder gar Heroin sind Eltern und Gesellschaft hochalarmiert – und das ist auch richtig so. Gleichzeitig neigen wir dazu, andere Drogen zu verharmlosen, und geben oft selbst fragwürdige Vorbilder ab. Wie stehen wir zu unserem eigenen Alkoholkonsum in Gegenwart von Kindern und Jugendlichen? Nehmen wir aufputschende Getränke zu uns, wenn wir müde sind? Ist uns bewusst, dass Kaffee oder Energy-Drinks direkt in die Schlafarchitektur des Gehirns eingreifen? Wie glaubwürdig ist der Vater oder die Mutter, die das Rauchen des Kindes kritisiert und sich selbst eine Zigarette ansteckt? Vor allem: In welchen Situationen greifen wir eigentlich selbst zu Drogen wie Alkohol oder Nikotin? Oft geht es dabei um Stress und

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