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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Philosophin Martine Laffon über die Sozialisierung durch Nahrungsaufnahme. Wer sich dies vor Augen führt, ahnt, wie viele Kinder in unserer Welt diese Form der Erziehung entbehren. Essen im Gehen, vor dem Fernseher oder am Computer – in Situationen wie diesen ist das Risiko, den Food-Cues der Werbung ausgesetzt zu sein, am größten. In den Straßen der Städte locken unzählige Anbieter mit Snacks, Eis, Burgern usw. und senden entsprechende Zeichen, die den Brain-Pull hemmen und bei wiederholter Exposition programmieren können. Und welche Auswirkungen derartige Cues genau auf den Gehirnstoffwechsel haben, wissen wir ja bereits. Wir sollten uns also unbedingt bemühen, Essen wieder als Gemeinschaftserlebnis zu inszenieren.
    Gibt es falschen Trost?

    Niederlagen, Kränkungen oder körperlicher Schmerz treffen Kinder mit größerer Wucht als Erwachsene. Es gibt keine Regeln darüber, wie viel Schmerz oder Trauer für die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes richtig sind. Sicher ist: Der Impuls, einem weinenden Kind Trost anzubieten, ist auf jeden Fall richtig. Aber wie trösten wir unsere Kinder, und womit? Mit Zärtlichkeit, mit Versprechungen oder mit Geschenken? Ist ein Riegel Schokolade ein angemessener Trostspender? Extra-Zucker führt im Gehirn sofort zu einer Deckung des erhöhten zerebralen Energiebedarfs in dieser Belastungssituation. Bietet die tröstende Mutter dem Kind darüber hinaus noch mehr Zucker an – Extra-Extra-Zucker sozusagen – und isst es das Mehrangebot auch tatsächlich, lernt es möglicherweise, die auf sein Stresssystem einwirkende Last mit Hilfe der neuen Nahrungsquelle zu erleichtern. Trost durch Nahrung aber verführt zum Comfort Eating mit all seinen Folgen. Mit dieser Strategie wird zwar der Brain-Pull entlastet (und damit verbessert sich auch die Stimmung), andererseits kann diese Form der kompensatorischen Nahrungsaufnahme in der Kindheit für manche Menschen den Beginn einer lebenslangen Leidensgeschichte aus Frust, Hunger, Übergewicht, noch mehr Frust und noch mehr Hunger markieren.
    Neigen wir aber vielleicht auch deshalb dazu, das süße Trostpflaster zu verabreichen, weil es für uns als tröstende Eltern so schwer ist, den Schmerz des Kindes auszuhalten? Schneller Trost durch eine Süßigkeit lindert nicht nur den kindlichen Schmerz, sondern schont auch unsere Nerven. Dabei können schmerzhafte Situationen eine gute Gelegenheit sein, den Bund zwischen Eltern und Kind zu erneuern und zu stärken. Indem wir unser Kind festhalten, ihm das Gefühl von Nähe, Liebe und Fürsorge vermitteln, stärken wir die emotionale Bindung und das kindliche Vertrauen in uns Erwachsene. Gleichzeitig vermittelt der Trost durch freundliche Worte und zärtliche Gesten noch eine andere wichtige Lektion: Das kindliche Gehirn lernt so, Schmerz und Kummer aus sich heraus zu überwinden. Eltern, die ihr Kind liebevoll trösten, machen es mit der Fähigkeit vertraut, wie sich Trost anfühlt. Und das ist der erste Schritt auf dem Weg, sich später auch selbst Trost spenden zu können – ohne Essen.
    Kann Sport den Brain-Pull stark machen?

    Ein eindeutiges Ja. Bewegung führt nicht nur dazu, dass vermehrt Kalorien verbrannt werden. Die werden nach dem Sport einfach wieder ersetzt (Body-Pull-Prinzip). Körperliche Anstrengung stimuliert auch den Brain-Pull – die Fähigkeit des Gehirns, selbst bei energiekonsumierender Muskelarbeit seine Energie verstärkt aus den Körperdepots zu ziehen, wird gestärkt. Deshalb kann man mit Sport abnehmen. Das funktioniert besonders gut bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
    Sollten Eltern den Kampf gegen die Medien führen?

    »Eltern müssen Rebellen sein.« Dieses Vermächtnis gab der 2003 verstorbene amerikanische Soziologe Neil Postman allen Erziehungsberechtigten mit auf den Weg. Postman war seit den 1970er Jahren als vehementer Medienkritiker aufgetreten. Sein Buch Wir amüsieren uns zu Tode entzündete die erste weltweit geführte Debatte über die schädlichen Einflüsse des Fernsehens auf die Erziehung. Postmans provokante Kernthese lautet: »Fernsehen wurde nicht für Idioten erfunden – es erschafft sie.« Dreißig Jahre und viele neurowissenschaftliche und soziologische Befunde später verdichten sich die Erkenntnisse, dass Postmans Medienkritik im Kern berechtigt ist.
    Doch was genau meinte er, als er Eltern empfahl, rebellisch zu sein? Postman ahnte, dass moderne Erziehung immer mehr einem täglichen Kampf der Eltern um Einfluss auf ihr Kind

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