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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Sog in der Lieferkette. Beim Push-Prinzip offeriert der Anbieter das Material und bestimmt so die Aktivität des Produktionsschrittes. Beim Pull-Prinzip wird das Material, das für einen Produktionsschritt benötigt wird, nur dann bereitgestellt, wenn der Empfänger es braucht – also, wenn er das Kanban-Signal gibt. Push und Pull, das sind die Kräfte, die für eine sich ständig verändernde Dynamik sorgen, die es zu regulieren gilt, damit das System stabil und effizient bleibt.
Der Fluss der Lieferkette ist immer nach vorne gerichtet. Störungen breiten sich jedoch rückwärts, entgegen der Flussrichtung, aus.
    Dass unser Gehirn in der Lage ist, Energie zu bestellen, wissen wir bereits: Das Gehirn zieht so viel Energie in Form von Glukose aus dem Körper, wie benötigt wird. Biochemisch betrachtet läuft die Versorgung des Gehirns so ab: Im Darm werden die Kohlenhydrate aus der Nahrung aufgespalten und zu Glukose umgewandelt. Diese wird anschließend von den Darmzellen aufgenommen und über die Pfortader zur Leber weitergeleitet. Ein Teil der ankommenden Glukose füllt dort gegebenenfalls Speicherdepots wieder auf; der Rest passiert die Leber. Den Transport der Glukose im menschlichen Organismus übernimmt der Blutkreislauf.
    Während man früher annahm, dass allein das Angebot der zirkulierenden Glukose alle Organsysteme ausreichend versorgt (Push-Prinzip), wissen wir inzwischen, dass die Logistik wesentlich komplexer und raffinierter ist: Der Glukosetransport in der Lieferkette bewegt sich zwar hauptsächlich in Richtung Gehirn, es gibt aber noch eine Abzweigung in die Speichergewebe (Muskel- und Fettgewebe). Damit geht der Fluss immer in zwei mögliche Richtungen: zum Gehirn oder in die Speicher. Und jetzt kommt der »Brain-Pull« (von engl. »brain«= Gehirn; »pull« = ziehen) ins Spiel: Als Brain-Pull bezeichnet man die Kraft, mit der das Gehirn sich die verfügbare Energie (Glukose) aus dem Körper zieht. Wie bei der japanischen Lieferkette regulieren auch im Körper Kanbans den Energiefluss. Nur sind das hier keine Kärtchen, sondern biochemische Botenstoffe. Das Gehirn fordert mit deren Hilfe nach aktuellem Bedarf Glukose an. Nimmt der Energiepegel im Gehirn auch nur geringfügig ab, gibt es sofort eine Rückmeldung, gewissermaßen die Kanban-Karte, und die Glukoselieferungen an das Gehirn werden gesteigert. Im gleichen Moment wird die Belieferung der Abzweigung zu den Speichergeweben gedrosselt.
    Sobald die Energieversorgung im Gehirn ausgeglichen ist, gibt es kein Kanban-Signal mehr aus. Die Glukose nimmt jetzt den anderen Weg in die Körperspeicher. Das Gehirn wird also »just in time« beliefert – nur mit der Blutzuckermenge, die wirklich in diesem Moment gebraucht wird. Dieses logistische System mit seinem einfachen Regulationsmechanismus hat drei enorme Vorteile: effektive Kontrolle, schnelle Verfügbarkeit und das Vermeiden von Überkapazitäten in den vorgeschalteten Lieferkettenstationen.
    Wer bestimmt nun letztlich die Energie-Lieferflüsse im menschlichen Organismus? Dieser Punkt ist in der Selfish-Brain-Theorie von entscheidender Bedeutung. Die folgenden Zusammenhänge sind für den Laien sicherlich nicht ganz leicht nachzuvollziehen, aber sie sind für das Verständnis der Selfish-Brain-Theorie wesentlich. Ich habe daher versucht, mich auf die zentralen Elemente zu konzentrieren.
    Es ist tatsächlich das Gehirn selbst, das nicht nur den eigenen Energiebedarf feststellt, sondern auch seine Energieanforderung kontrolliert. Ein wichtiges Kontrollzentrum dafür ist, wie bereits erwähnt, der ventromediale Hypothalamus ( VMH ). Dabei handelt es sich um eine kleine Region im oberen Hirnstamm, die spiegelbildlich auf beiden Hirnseiten angeordnet ist, also einen sehr zentralen Platz im Gehirn einnimmt. Hier wird der Energiebedarf ermittelt, mit Hilfe von Sensoren für ATP (Adenosintriphosphat). ATP ist ein energiereiches Molekül und universeller Energieträger in unserem Körper – gewissermaßen die Energiewährung innerhalb der Zellen. Jede Zelle kann ATP erkennen und verwenden, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Nervenzellen beispielsweise benötigen ATP , um ihre Informationen zu übertragen. Und schon sind wir mittendrin in der Energielieferkette des Gehirns. Stellen die ATP -Messfühler der Nervenzellen einen Energiebedarf des Gehirns fest, verteilt der VMH die Kanban-Karten in Form von biochemischen Signalstoffen. Die Botschaft lautet: »Energie liefern!« Um diese Nachrichten zu kodieren

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