Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
Vom Netzwerk:
In einer Situation zu verharren kann genauso belastend sein. Wie also lässt sich chronischer Stress eingrenzen und fassen? Ein Problem bei der Betrachtung von chronischem Stress als Zustand, der zu gravierenden gesundheitlichen Veränderungen führen kann, liegt bereits in der inflationären Anwendung des Begriffs selbst. Stress ist in den vergangenen Jahrzehnten zum Inbegriff all dessen geworden, was uns irritiert, frustriert und entnervt, einschließlich der vielen kleinen alltäglichen Missgeschicke, Behinderungen und Ärgernisse. Allerdings verursacht nicht jede kleine Aufregung gleich chronischen Stress. Die Stressforschung benennt fünf Gruppen von ursächlichen Stressoren, die das Stresssystem eines Menschen nicht nur akut, sondern über einen langen Zeitraum hinweg dauerhaft oder immer wiederkehrend belasten können.
    1. Äußere Stressoren: Dabei kann es sich um ganz konkrete Gefahren handeln, etwa Kriege, eine unsichere politische oder wirtschaftliche Lage, eine schwere Krankheit oder eine finanzielle Notsituation. Aber auch subjektiv empfundene Gefahren können eine ähnlich starke Wirkung entfalten – wie die Angst davor, krank zu werden oder einem Verbrechen zum Opfer zu fallen. Zu den äußeren Stressoren zählt außerdem die Reizüberflutung, zum Beispiel durch Lärm. Wer an einer Autobahn oder in der Nähe eines Flughafens wohnt, spürt, wie zermürbend sich dieser Stressor über Jahre auswirkt. Ähnliche Folgen kann auch Reizarmut haben. Keine neuen Eindrücke zu erleben kann das Stresssystem massiv unter Druck setzen. Deprivation, also Reizentzug (zum Beispiel durch das Einsperren in eine lichtlose Gefängniszelle) wird von Menschenrechtskommissionen sogar als eine Form von Folter eingestuft und darf dementsprechend im deutschen Strafvollzug nicht angewendet werden.
    2. Bedingungen, die zur Einschränkung eigener Bedürfnisse führen: Hier geht es um tiefe Einschnitte in das persönliche Leben und Erleben, etwa durch eine Trennung vom Partner, Verlust der Eltern bei Kindern, Verlust von Kindern bei den Eltern, Verarmung, Verlust des sozialen Status durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Oder man lebt mit mehreren Menschen auf zu engem Raum.
    3. Leistungsstressoren: Das geflügelte Wort vom Manager-Stress hat sich in der Stressforschung nur bedingt bewahrheitet. Nicht die Führungskräfte sind in erster Linie gefährdet, chronischen Stress zu erleiden, sondern Fließbandarbeiter. Die Kombination aus hohen Leistungsanforderungen (Akkord) und geringen Kontroll- bzw. Einflussmöglichkeiten (das Fließband läuft und lässt sich vom Arbeiter nicht stoppen) wird von vielen Menschen als extrem belastend erlebt. Dementsprechend treten auch Erkrankungen wie Depressionen, Übergewicht oder Alkoholabhängigkeit, die chronischer Stress nach sich ziehen kann, in diesem Bereich der Arbeitswelt überdurchschnittlich oft auf. Ebenso können mangelnde Transparenz und ungenügende Kommunikation über Entscheidungen erhebliche Stressoren für die Belegschaft darstellen. Damit verknüpft ist oft auch die Angst um die eigene Karriere oder gar den Arbeitsplatz als zusätzlicher Stressfaktor. Zu diesem Themenkreis gehören des Weiteren Doppelbelastungen durch Beruf und Familie sowie Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten (Stichwort Mobbing).
    4. Soziale Stressoren: Besonders Jugendliche sind, was diese Art der Stressoren angeht, nicht selten doppelten Belastungen ausgesetzt: zum einen durch Generations- und Erziehungskonflikte mit Eltern und Lehrern, zum anderen durch Konflikte mit Gleichaltrigen, den sogenannten peer groups . Das Ringen um die Anerkennung in der Gruppe, das nicht selten mit Mobbing-Erfahrungen einhergeht, die Schwierigkeiten, mit der eigenen Sexualität umzugehen, all das kann sich zu einem gewaltigen Stressor auswachsen.
    Besonders starke und lange anhaltende soziale Stressfaktoren finden sich vor allem innerhalb von Familien – und das betrifft alle Generationen. Wenn die Familie den Partner oder die Partnerin nicht akzeptiert, führt dies unter Umständen zu erheblichen familiären Spannungen; Gleiches gilt für die erneute Heirat eines Elternteils nach einer Scheidung. Aus diesen Situationen können Konflikte entstehen, die nur schwer, manchmal gar nicht aufzulösen sind und über Jahre oder Jahrzehnte schwelen.
    Noch gravierender können sich ernsthafte Erkrankungen eines Familienmitglieds auswirken: Alkoholabhängigkeit, psychische Krankheiten wie Schizophrenie, Demenz oder Depressionen, ein

Weitere Kostenlose Bücher